Rund 200 Tollwutproben aus 27 afrikanischen Ländern, vom Tschad bis zur Elfenbeinküste, wurden im Hochsicherheitslabor im Pariser Pasteur-Institut untersucht. Da darf nur durch die Schleusen, wer einen Ganzkörperanzug mit Helm trägt. Denn das Material ist hochinfektiös, erläutert Studienleiter Hervé Bouhry. Der Virologe mit tierärztlicher Ausbildung ist Tollwutspezialist:
"Tollwut gibt es in vielen Teilen der Welt schon seit Tausenden von Jahren. Erste Berichte darüber stammen aus Mesopotamien. Aber von Zeit zu Zeit verändert sich der Virus. Die Viren, die heute in West- und Zentralafrika in Umlauf sind, tauchten dort erst vor knapp 200 Jahren auf. In Europa existierten sie schon viel früher."
Afrika-2 haben die Forscher diese Virusgruppe getauft, die nur in der Region zu finden ist. Ihr Wirtsträger: Hunde. Mittels einer aufwändigen Bestimmung des Virenerbgutes und seiner historischen Veränderungen datieren sie das erste Auftauchen von Afrika-2 auf die Jahre 1840, 1845 in Zentralafrika. Damals kamen massiv europäische Kolonialherren in die Gegend, weitete sich der Handel aus, begann die Verstädterung. Von Zentralafrika aus habe sich dieser Tollwuterreger dann langsam nach Westen ausgebreitet, berichtet Chiraz Talbi vom Pariser Pasteur-Institut:
"Ein Resultat unserer Arbeit hat mich erstaunt: Ich dachte, es gäbe einen Austausch zwischen dem Tollwuterreger in Nordafrika und dem Virus in Zentral- und Westafrika. Dies aber ist nicht der Fall. Aber damit besteht auch weniger das Risiko, dass Afrika-2 sich im Norden ausbreiten könnte, das ist also eine erfreuliche Überraschung."
Statistisch gesehen, stirbt in Afrika alle 20 Minuten ein Mensch an Tollwut - ein elender Tod. Die meisten Opfer sind Kinder. Bei den meisten Opfern bleibt die Todesursache ungeklärt. Mangels Wissen, mangels Diagnose, mangels einer entsprechenden Gesundheitspolitik. Tollwuttote bleiben in den amtlichen Statistiken zumeist unsichtbar. Malaria und Aids raffen wesentlich mehr Menschen weg, haben also Priorität. Nun hofft Pasteur-Forscher Hervé Bourhy, die afrikanischen Regierungen aufzurütteln:
"Unsere Studie zeigt, dass das Virus Afrika-2 von Hunden übertragen wird. Deshalb bitten wir die Gesundheitsbehörden vor allem, alle Hunde zu impfen. Alle Maßnahmen, die verhindern, dass der Virus bei Hunden im Umlauf bleibt, sorgen dafür, dass auch beim Menschen Tollwuterkrankungen verhindert werden."
Vorbeugen ist billiger als Heilen. Eine Dosis Impfstoff für einen Menschen kostet sieben US-Dollar, die gesamte Behandlung kommt auf rund 40 Dollar. In Afrika ein Monatslohn. Die einmalige Prophylaxe bei Hunden schlägt gerade mal mit zehn US-Cents zu Buche. Doch dafür fehlt vielen Besitzern und auch den Staaten das Geld. Bernard Vallat, Generaldirektor der Weltorganisation für Tiergesundheit in Paris, wirbt für eine weitere Maßnahme.
"In Afrika gibt es viele herrenlose Hunde, die sich zu Rudeln zusammenschließen und auf Müllkippen in den Städten leben. Denn dort können sie sich vermehren. Würde man gezielt die Müllkippen einzäunen, fänden die Hunde keine Nahrung, keinen Lebensraum mehr."
Langsam wird Tollwut auf dem Schwarzen Kontinent zum Thema. Mitte März trafen sich in Dakar zum zweiten Mal afrikanische Experten. Sie fordern, die Bevölkerung über die Krankheit aufzuklären, auf staatlicher Seite die Verantwortungsbereiche besser zu definieren. Seit vergangenem Jahr wurden neue Antitollwutzentren in Zentralafrika und im Senegal eröffnet. Doch die Tollwut in Afrika lässt sich nur mit finanzieller Hilfe aus dem Ausland besiegen, meint Bernard Vallat. Mehr Menschenleben retten will auch Virologe Hervé Bouhry. Kürzlich entwickelte er am Pasteur-Institut ein schnelles Diagnose-Verfahren für die Infektion beim Menschen. Denn wer rechtzeitig versorgt wird, kommt mit dem Leben davon.
"Tollwut gibt es in vielen Teilen der Welt schon seit Tausenden von Jahren. Erste Berichte darüber stammen aus Mesopotamien. Aber von Zeit zu Zeit verändert sich der Virus. Die Viren, die heute in West- und Zentralafrika in Umlauf sind, tauchten dort erst vor knapp 200 Jahren auf. In Europa existierten sie schon viel früher."
Afrika-2 haben die Forscher diese Virusgruppe getauft, die nur in der Region zu finden ist. Ihr Wirtsträger: Hunde. Mittels einer aufwändigen Bestimmung des Virenerbgutes und seiner historischen Veränderungen datieren sie das erste Auftauchen von Afrika-2 auf die Jahre 1840, 1845 in Zentralafrika. Damals kamen massiv europäische Kolonialherren in die Gegend, weitete sich der Handel aus, begann die Verstädterung. Von Zentralafrika aus habe sich dieser Tollwuterreger dann langsam nach Westen ausgebreitet, berichtet Chiraz Talbi vom Pariser Pasteur-Institut:
"Ein Resultat unserer Arbeit hat mich erstaunt: Ich dachte, es gäbe einen Austausch zwischen dem Tollwuterreger in Nordafrika und dem Virus in Zentral- und Westafrika. Dies aber ist nicht der Fall. Aber damit besteht auch weniger das Risiko, dass Afrika-2 sich im Norden ausbreiten könnte, das ist also eine erfreuliche Überraschung."
Statistisch gesehen, stirbt in Afrika alle 20 Minuten ein Mensch an Tollwut - ein elender Tod. Die meisten Opfer sind Kinder. Bei den meisten Opfern bleibt die Todesursache ungeklärt. Mangels Wissen, mangels Diagnose, mangels einer entsprechenden Gesundheitspolitik. Tollwuttote bleiben in den amtlichen Statistiken zumeist unsichtbar. Malaria und Aids raffen wesentlich mehr Menschen weg, haben also Priorität. Nun hofft Pasteur-Forscher Hervé Bourhy, die afrikanischen Regierungen aufzurütteln:
"Unsere Studie zeigt, dass das Virus Afrika-2 von Hunden übertragen wird. Deshalb bitten wir die Gesundheitsbehörden vor allem, alle Hunde zu impfen. Alle Maßnahmen, die verhindern, dass der Virus bei Hunden im Umlauf bleibt, sorgen dafür, dass auch beim Menschen Tollwuterkrankungen verhindert werden."
Vorbeugen ist billiger als Heilen. Eine Dosis Impfstoff für einen Menschen kostet sieben US-Dollar, die gesamte Behandlung kommt auf rund 40 Dollar. In Afrika ein Monatslohn. Die einmalige Prophylaxe bei Hunden schlägt gerade mal mit zehn US-Cents zu Buche. Doch dafür fehlt vielen Besitzern und auch den Staaten das Geld. Bernard Vallat, Generaldirektor der Weltorganisation für Tiergesundheit in Paris, wirbt für eine weitere Maßnahme.
"In Afrika gibt es viele herrenlose Hunde, die sich zu Rudeln zusammenschließen und auf Müllkippen in den Städten leben. Denn dort können sie sich vermehren. Würde man gezielt die Müllkippen einzäunen, fänden die Hunde keine Nahrung, keinen Lebensraum mehr."
Langsam wird Tollwut auf dem Schwarzen Kontinent zum Thema. Mitte März trafen sich in Dakar zum zweiten Mal afrikanische Experten. Sie fordern, die Bevölkerung über die Krankheit aufzuklären, auf staatlicher Seite die Verantwortungsbereiche besser zu definieren. Seit vergangenem Jahr wurden neue Antitollwutzentren in Zentralafrika und im Senegal eröffnet. Doch die Tollwut in Afrika lässt sich nur mit finanzieller Hilfe aus dem Ausland besiegen, meint Bernard Vallat. Mehr Menschenleben retten will auch Virologe Hervé Bouhry. Kürzlich entwickelte er am Pasteur-Institut ein schnelles Diagnose-Verfahren für die Infektion beim Menschen. Denn wer rechtzeitig versorgt wird, kommt mit dem Leben davon.