Archiv


Strategien gegen unerwünschte Mitbringsel aus dem Urlaub

Medizin. -. Heidelberg ist diesen Tagen der Tagungsort des alljährlich stattfindenden Kongresses europäischer Tropenmediziner. Neben dem internationalen Austausch unter Kollegen und aktuellen Trends beim Kampf gegen Keime aus fernen Ländern steht in diesem Jahr vor allem "TropNetEurop" im Vordergrund des Treffens: Ein Netzwerk sammelt europaweit alle aktuellen Daten zum Auftreten von Tropenkrankheiten und bildet damit die Grundlage für langfristige Gegenstrategien.

    "Wir wollen mit einer Stimme dagegen angehen, dass Tropenkrankheiten landläufig unterschätzt werden", betont der Leiter der Abteilung Tropenhygiene und Öffentliches Gesundheitswesen an der Universität Heidelberg, Professor Rainer Sauerborn. Die enorme und noch weiter zunehmende Reiselust sowie Migrationsbewegungen führten inzwischen dazu, dass tropische Erkrankungen, darunter etwa das West-Nil-Fieber, beispielsweise in die USA eingeschleppt wurden. Immer häufiger treten auch Resistenzen der gefährlichen Erreger gegen Medikamente auf: "Davon betroffen ist einerseits etwa die Malaria, aber auch ein neuer Tuberkulose-Stamm, der sich in Russland immer weiter ausbreitet", so Sauerborn.

    Einheitliche Behandlungsrichtlinien sowie eine bessere Beobachtung der eingeschleppten Fälle und nicht zuletzt auch eine größere Kooperation mit Einrichtungen in den Herkunftsländern soll zukünftig den eingeschleppten Erregern den Spielraum nehmen und große Ausbrüche verhindern. So soll die in der dritten Welt vor Ort tätige Entwicklungshilfe stärker informiert und eine fundierte Ausbildung lokaler Mediziner ermöglicht werden. Ein Haupttransportmedium dazu sehen die Experten im Internet. Ein Beispiel für den Lehr-Export ist etwa ein so genannter Masterkurs, der bereits in Hanoi angeboten wird. Ähnlich wie in einer Fernuniversität werden dabei asiatische Ärzte von europäischen Kollegen via Telekonferenz oder in Chat-Räumen in neuen Techniken gegen Tropenkrankheiten unterrichtet.

    Ein weiteres Anliegen ist den Fachärzten, zukünftig mehr Druck auf die Pharmaindustrie auszuüben: "Die Industrie hat keinen Anreiz, dringend benötigte, neue Medikamente für eine wenig zahlungskräftige Klientel zu entwickeln", meint Sauerborn. Überdies müsse der logistische Apparat zur Verteilung von Hilfslieferungen ausgebaut werden, denn oft kämen Medikamente nicht dort an, wo sie gebraucht würden.

    [Quelle: Klaus Herbst]