Die erste Generalprobe für die Olympischen Spiele 2012 in London findet bereits in der kommenden Woche statt: Die Weltmeisterschaft der Turnerinnen und Turner im umgebauten Millenium Dome in Londons Osten. Die 12.000 Zuschauer fassende Halle wird 2012 Austragungsort der Turn- und Basketballwettbewerbe sein. Jetzt werden lediglich Titel im Mehrkampf und an den einzelnen Geräten vergeben; der renommierte Mannschaftswettkampf ist nicht im Programm. Demzufolge dürfen alle Verbände sechs Turner und vier Turnerinnen entsenden, die ab Dienstag an die Geräte gehen – über 400 werden es nach den Meldelisten sein. Der Deutsche Turner-Bund hat neben seinem Star Fabian Hambüchen mit Sebastian Krimmer und Maike Roll unter anderen auch zwei Neulinge nominiert, für die es nur darum geht, einmal WM-Luft zu schnuppern.
So einfach wie in diesem Jahr kommen die Turner nicht wieder nach London. Denn die Qualifikation für die Olympischen Spiele in drei Jahren an gleicher Stätte hat es durch eine Reihe von Neuerungen des Internationalen Turner-Bundes FIG in sich. Die nationalen Verbände müssen sich in ihrer Vorbereitung frühzeitig auf eine Strategie festlegen, um letztlich mit möglichst vielen Athleten bei den Spielen in London an den Start gehen zu können: Einerseits wurde entschieden, dass erstmals alle Medaillengewinner an den einzelnen Geräten der vorolympischen Weltmeisterschaft 2011 direkt für die Spiele qualifiziert sind – eine klare Richtungsentscheidung für das Spezialistentum. Andererseits wurde die Mannschaftsstärke bei den Olympischen Spielen von sechs auf fünf Sportler reduziert. Und dies bedeutet, dass in den Mannschaften mindestens vier Mehrkämpfer stehen müssen.
Einerseits die Förderung des Spezialistentums durch mehr Qualifikationsmöglichkeiten und andererseits zugleich die Aufwertung des Mehrkampfs – aber in der Gesamtsumme dürfen die Verbände nicht mehr Athleten mitnehmen. In diesen widersprüchlichen Entscheidungen der FIG spiegeln sich die seit über 15 Jahren anhaltenden Debatten um die Entwicklung des Turnens. 1992 hatte man erstmals eine Weltmeisterschaft allein für die Spezialisten eingeführt. Die kürzeren und damit medial besser zu vermarktenden Finals von nur acht Turnern schienen dem Trend der Zeit zu entsprechen; der von etablierten Turnnationen als Krone des Turnens gerühmte Mehrkampftitel hingegen gilt vielen als überkommene Tradition aus einer anderen Zeit.
In den folgenden Jahren etablierten sich einige Nationen durch erfolgreiche Spezialisten, und sie etablieren sich zunehmend auch in den Gremien der FIG. Ihr Präsident, der Italiener Bruno Grandi, ist stolz auf die 129 nationalen Verbände, die mittlerweile seinem Dachverband angehören. Aber nun gilt es, es allen Recht zu machen. Mit den neuen Regularien stehen nicht wenige Länder vor dem Problem, ob sie nun auf Gerätspezialisten setzen, die sich 2011 dann direkt für die Spiele qualifizieren, oder auf ein Team mit Mehrkämpfern, um einen der begehrten zwölf Mannschaftsstartplätze zu ergattern.
Die Qualifikation für London ist auch deshalb komplizierter geworden, weil die FIG den Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees folgend erstmals eine zweite Qualifikationsmöglichkeit anbieten muss. Diese wird nun bei dem sogenannten vorolympischen Testwettkampf, wiederum in der Londoner Arena im Frühjahr 2012, stattfinden. Hier müssen die Mannschaften, die im Jahr zuvor die Ränge 9 bis 16 belegen, austurnen, welche vier Teams bei den Spielen zusätzlich zu den bereits acht qualifizierten antreten dürfen. Für die Trainingsperiodisierung der Turner ist dies äußerst heikel, gilt es doch zwei Höhepunkte in kürzester Zeit zu bestreiten, um dann im schlimmsten Fall fast ganz leer auszugehen.
Der Deutsche Turner-Bund hat, so betonte Sportdirektor Wolfgang Willam in dieser Woche nochmals, sich ganz klar entschieden: Man setzt auf eine Qualifikation der Mannschaft für 2012. Außerdem versucht man in diesem Jahr ein weiteres Zeichen für den Mehrkampf zu setzen: Bei der erstmalig ausgetragenen Champions Trophy, einer Serie von vier Wettkämpfen, bei denen 275.000 Euro verteilt werden, geht es ausschließlich um den Mehrkampf. Diese deutsche Erfindung hat natürlich mit Fabian Hambüchen zu tun, der seit seinem Olympiaauftritt 2004 das Gesicht des deutschen Turnens ist. Als einer der ganz wenigen auf der internationalen Bühne hat er übrigens keinerlei Probleme, sich zwischen Spezialistentum und Mehrkampf zu entscheiden. In London ist er als amtierender Weltmeister sowohl am Reck der Favorit als auch im Mehrkampf. Und einen Mehrkampfweltmeister hatte der traditionsbewusste Deutsche Turner-Bund noch nie.
So einfach wie in diesem Jahr kommen die Turner nicht wieder nach London. Denn die Qualifikation für die Olympischen Spiele in drei Jahren an gleicher Stätte hat es durch eine Reihe von Neuerungen des Internationalen Turner-Bundes FIG in sich. Die nationalen Verbände müssen sich in ihrer Vorbereitung frühzeitig auf eine Strategie festlegen, um letztlich mit möglichst vielen Athleten bei den Spielen in London an den Start gehen zu können: Einerseits wurde entschieden, dass erstmals alle Medaillengewinner an den einzelnen Geräten der vorolympischen Weltmeisterschaft 2011 direkt für die Spiele qualifiziert sind – eine klare Richtungsentscheidung für das Spezialistentum. Andererseits wurde die Mannschaftsstärke bei den Olympischen Spielen von sechs auf fünf Sportler reduziert. Und dies bedeutet, dass in den Mannschaften mindestens vier Mehrkämpfer stehen müssen.
Einerseits die Förderung des Spezialistentums durch mehr Qualifikationsmöglichkeiten und andererseits zugleich die Aufwertung des Mehrkampfs – aber in der Gesamtsumme dürfen die Verbände nicht mehr Athleten mitnehmen. In diesen widersprüchlichen Entscheidungen der FIG spiegeln sich die seit über 15 Jahren anhaltenden Debatten um die Entwicklung des Turnens. 1992 hatte man erstmals eine Weltmeisterschaft allein für die Spezialisten eingeführt. Die kürzeren und damit medial besser zu vermarktenden Finals von nur acht Turnern schienen dem Trend der Zeit zu entsprechen; der von etablierten Turnnationen als Krone des Turnens gerühmte Mehrkampftitel hingegen gilt vielen als überkommene Tradition aus einer anderen Zeit.
In den folgenden Jahren etablierten sich einige Nationen durch erfolgreiche Spezialisten, und sie etablieren sich zunehmend auch in den Gremien der FIG. Ihr Präsident, der Italiener Bruno Grandi, ist stolz auf die 129 nationalen Verbände, die mittlerweile seinem Dachverband angehören. Aber nun gilt es, es allen Recht zu machen. Mit den neuen Regularien stehen nicht wenige Länder vor dem Problem, ob sie nun auf Gerätspezialisten setzen, die sich 2011 dann direkt für die Spiele qualifizieren, oder auf ein Team mit Mehrkämpfern, um einen der begehrten zwölf Mannschaftsstartplätze zu ergattern.
Die Qualifikation für London ist auch deshalb komplizierter geworden, weil die FIG den Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees folgend erstmals eine zweite Qualifikationsmöglichkeit anbieten muss. Diese wird nun bei dem sogenannten vorolympischen Testwettkampf, wiederum in der Londoner Arena im Frühjahr 2012, stattfinden. Hier müssen die Mannschaften, die im Jahr zuvor die Ränge 9 bis 16 belegen, austurnen, welche vier Teams bei den Spielen zusätzlich zu den bereits acht qualifizierten antreten dürfen. Für die Trainingsperiodisierung der Turner ist dies äußerst heikel, gilt es doch zwei Höhepunkte in kürzester Zeit zu bestreiten, um dann im schlimmsten Fall fast ganz leer auszugehen.
Der Deutsche Turner-Bund hat, so betonte Sportdirektor Wolfgang Willam in dieser Woche nochmals, sich ganz klar entschieden: Man setzt auf eine Qualifikation der Mannschaft für 2012. Außerdem versucht man in diesem Jahr ein weiteres Zeichen für den Mehrkampf zu setzen: Bei der erstmalig ausgetragenen Champions Trophy, einer Serie von vier Wettkämpfen, bei denen 275.000 Euro verteilt werden, geht es ausschließlich um den Mehrkampf. Diese deutsche Erfindung hat natürlich mit Fabian Hambüchen zu tun, der seit seinem Olympiaauftritt 2004 das Gesicht des deutschen Turnens ist. Als einer der ganz wenigen auf der internationalen Bühne hat er übrigens keinerlei Probleme, sich zwischen Spezialistentum und Mehrkampf zu entscheiden. In London ist er als amtierender Weltmeister sowohl am Reck der Favorit als auch im Mehrkampf. Und einen Mehrkampfweltmeister hatte der traditionsbewusste Deutsche Turner-Bund noch nie.