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StreetPong
So machen Ampeln Spaß

Als Video geisterte die Idee seit geraumer Zeit durchs Netz, jetzt ist StreetPong auch im echten Leben angekommen: An einem ampelgesteuerten Überweg in Hildesheim können sich wartende Fußgänger mit ihrem Gegenüber bei einer Partie Pong die Zeit vertreiben.

Von Felix Oelmann |
    1972: Die Firma Atari bringt einen Automaten heraus, der zum Urvater der Videospiele werden wird. Pong, eine Art Tennis für den Bildschirm.
    November 2014: Die Kreuzung am Goschentor in Hildesheim ist auf den ersten Blick eine wie tausend andere. Wer aber genau hinschaut, entdeckt an einem der Fußgängerüberwege einen Drücker, der irgendwie komisch aussieht: Er hat ein Display und die Aufschrift "ActiWait". Wer drückt, und ein Gegenüber auf der anderen Straßenseite hat, spielt "Pong" auf dem kleinen Touchscreen, allerdings ohne Geräusche.
    Dass diese erste StreetPong-Ampel der Welt hier in Hildesheim am Goschentor steht, hat mit der hier ansässigen Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst zu tun. Hier studieren Sandro Engel und Amelie Künzler. Sie haben das Spiel entwickelt, und die Idee kam quasi von selbst, erinnert sich die Entwicklerin:
    "Sandro stand an der Ampel, hat gewartet mal wieder - bei uns vor der Hochschule dauert das auch immer mal ein bisschen länger, und hat sich dann aber überlegt: "Was kann ich mit der Zeit denn eigentlich noch machen, außer jetzt auf mein Smartphone zu gucken oder in der Gegend herumzuschauen, und hat sich dann überlegt: Wie wäre es nicht, wenn man mal an der Ampel spielen kann."
    Und jetzt kann gespielt werden - nachdem sichergestellt ist, dass das StreetPong auch alle Gesetze und Auflagen erfüllt, die der deutsche Straßenverkehr so mit sich bringt. Als Erster durfte bei der Inbetriebnahme im November der Oberbürgermeister ran.
    "Man vergisst eigentlich alles andere, was man sonst so im Kopf hat, weil man voll und ganz auf dieses Spiel konzentriert, man bekommt aber trotzdem mit, wann dann endlich man wieder weitergehen darf. Man will aber gar nicht weitergehen, weil man dann die nächste Runde auch noch spielen möchte, und wartet dann quasi, bis wieder rot ist."
    Angesichts dieser Worte könnte man denken, dass man den OB Dr. Ingo Meyer jetzt häufiger am Goschentor stehen sieht - das ist aber nicht der Fall. Und auch insgesamt hat sich die Ampel durch das Spiel noch nicht in eine Touristenattraktion verwandelt. Man erkennt das Spiel halt auch eher auf den zweiten Blick. Bei den Studierenden aber kommt es sehr gut an.
    "Also ich fahre hier immer jeden Morgen hier dran vorbei, und es ist immer ganz schön was los. Bisher war immer soviel los, um anzuhalten."
    "Es macht schon Spaß - und vielleicht würde ich auch extra dafür herkommen, wenns nicht so frisch wäre wie jetzt. Die Idee finde ich super!"
    "Die rote Ampel ist nicht mehr ganz so langweilig dann."
    Amelie Künzler und Sandro Engel haben inzwischen die Firma "Urban Invention" gegründet und im Internet die Seite streetpong.info gestartet. Das Ampelspiel für sie kein Projekt für zwischendurch, sondern eine eigene Geschäftsidee mit viel Potenzial.
    "Wir wollen nicht nur StreetPong damit machen oder den ActiWait als Produkt anbieten, sondern wir möchten einfach noch weiter diese Momente schaffen im Alltag, die Menschen irgendwie aus diesem Trott rausholen können und wieder zusammenbringen können."