Freitag, 12. April 2024

Archiv

Streik bei Amazon
Ausstand im Weihnachtsgeschäft

Die Gewerkschaft Verdi setzt ihre Streiks bei Amazon fort und will dem Online-Versandhändler mit einem drei Tage dauernden Ausstand das Weihnachtsgeschäft vermiesen. Amazon will trotz der Proteste zuverlässig liefern - Verdi bezweifelt, dass das reibungslos funktioniert.

15.12.2014
    Wenige Tage vor Weihnachten haben Mitarbeiter von Amazon am 15.12.2014 in Leipzig (Sachsen) abermals mit einem Streik begonnen. Der Ausstand soll zunächst bis Mittwoch dauern.
    Die Gewerkschaft Verdi bestreikt Amazon drei Tage lang kurz vor Weihnachten. (picture alliance / dpa - Hendrik Schmidt)
    Mitarbeiter von Amazon legten am frühen Montagmorgen an fünf Standorten des Versandhändlers die Arbeit nieder. Die Gewerkschaft Verdi will mit dem dreitägigen Streik kurz vor Weihnachten den Druck auf Amazon erhöhen. Den Auftakt machte der größte Standort im osthessischen Bad Hersfeld um kurz nach Mitternacht. Mitarbeiter in Leipzig (Sachsen), Graben (Bayern), Rheinberg und Werne (beide NRW) folgten mit Beginn der Frühschicht am Morgen.
    "Wir machen so lange weiter, bis wir denken, dass ein gerechtes Niveau für die Mitarbeiter von Amazon erreicht ist", sagte Gewerkschaftssekretär Heiner Reimann in Bad Hersfeld. In Leipzig erklärte Verdi-Sprecher Thomas Schneider: "Amazon bewegt sich nicht und muss deshalb bewegt werden."
    Gemeinsam stark für einen #Tarifvertrag bei #Amazon. In #Leipzig stehen die Kolleg_innen wieder vor dem Tor. #verdi pic.twitter.com/p3s7iqj8zg— ver.diJugend Leipzig (@verdiJugendLE) 15. Dezember 2014
    Amazon will keine Tarifgespräche führen
    Die Gewerkschaft versucht seit mehr als einem Jahr, den Versandhändler zu Tarifgesprächen zu Bedingungen des Einzelhandels zu bewegen. Für die einzelnen Beschäftigten würde das laut Gewerkschaft bis zu 9.000 Euro brutto im Jahr ausmachen. Amazon kann diese Zahl nach eigenen Angaben nicht nachvollziehen, lehnt die Forderung strikt ab und sieht sich selbst als Logistiker. Deswegen kommt es seit Mai 2013 immer wieder zu Streiks. Das Unternehmen beschäftigt in bundesweit neun Warenlagern knapp 10.000 festangestellte Mitarbeiter. Hinzu kommen noch einige Tausend Aushilfen, die für das Weihnachtsgeschäft angestellt wurden.
    Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger betonte, die Streiks richteten sich nicht gegen die Kunden, sondern gegen Amazon als Arbeitgeber. "Lieferverzögerungen können wegen der Streiks nicht ausgeschlossen werden." Bestellungen sollten nicht allzu kurzfristig aufgegeben werden.
    Unternehmen verspricht pünktliche Lieferungen
    Unternehmenssprecherin Anette Nachbar versicherte den Kunden am Morgen dagegen, sie könnten sich trotz des Ausstands auf ein pünktliche Auslieferung bestellter Artikel verlassen: "Die Päckchen kommen pünktlich an." Bundesweit hätten sich etwa 1.100 Beschäftigte der Frühschicht an fünf Standorten an den Streiks beteiligt. Am heutigen Montag sei der Spitzenbestelltag des Unternehmens. Verdi bezweifelt hingegen, dass alles reibungslos verlaufe. Es gebe durchaus Berichte über Lieferengpässe. Die Gewerkschaft erwartete, dass sich wie zuvor mindestens 2.000 Beschäftigte an dem Ausstand beteiligten.
    Verkleidet mit einer Grinch-Maske geht am 15.12.2014 ein Mann auf der Streikversammlung von Amazon-Mitarbeitern in Bad Hersfeld (Hessen) durch das Streiklokal.
    Die Streiks bei Amazon könnten das Weihnachtsgeschäft des Versandhändlers trüben. Amazon besteht darauf, dass pünktlich geliefert werden könne. (picture alliance / dpa - Uwe Zucchi)
    Dass Amazon trotz der Beeinträchtigungen pünktlich liefert, begründet das Unternehmen mit seinem europaweiten Netzwerk mit 28 Logistikzentren in sieben Ländern. Robert Gottfried Marhan, der Standortleiter des größten Versandzentrums in Bad Hersfeld, erklärte jüngst: "Streiks sind ein Szenario, auf das wir vorbereitet sind."
    (nch/vic/stfr)