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Streik bei Germanwings
Unzufriedene Gewerkschafter

Das große Chaos ist ausgeblieben: Für die meisten Passagiere gab es durch den Streik bei der Lufthansa-Tochter Germanwings keine Probleme. Dafür sind die Piloten unzufrieden mit dem Ergebnis des Arbeitskampfes. Die Lufthansa geht auf ihre Forderungen kaum ein. Bald könnten wieder Flugzeuge auf dem Boden bleiben.

Von Michael Braun |
    Check-in-Schalter am Flughafen Berlin Tegel
    Hinweisschilder machen am Berliner Flughafen Tegel auf ausfallende Flüge aufmerksam. Die Piloten wollen ihre Vorruhestandsregeln behalten. (picture-alliance / dpa / Stephanie Pilick)
    Es gab einen Streik, aber kein Chaos und auch keinen Erfolg. Sechs Stunden, von 6 bis 12 Uhr, hatten die Piloten der Lufthansa-Billigtochter Germanwings heute die Arbeit niedergelegt. Es fielen 116 von 164 Flügen aus, vor allem Inlandsflüge. Aber die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit mochte nicht von einem Erfolg sprechen. Vorstandsmitglied Markus Wahl:
    "Erfolgreich kann ein Streik aus Gewerkschaftssicht, glaube ich, nur dann sein, wenn man das Streikziel erreicht hat. Das Streikziel war, die Lufthansa wieder an den Verhandlungstisch zu bekommen und ein neues Angebot entgegenzunehmen. Das ist bis jetzt leider noch nicht passiert. Insofern kann man leider nicht von Erfolg sprechen."
    Der dürfte auch so schnell nicht kommen. Die Lufthansa ließ wissen, sie wolle sich heute erst einmal um ihre Kunden kümmern. Im Übrigen fordere sie die Piloten auf, doch an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Von einem Angebot, die großzügige Vorruhestandsregelung für mindestens 55 Jahre alte Piloten beizubehalten, keine Spur. Cockpit könne den Druck erhöhen, sagte Wahl:
    "Grundsätzlich haben wir gesagt: Wir sind dauerhaft streikbereit. Das heißt, wir können auch weitere Maßnahmen über das Wochenende und nächste Woche nicht ausschließen, auch nicht bei Lufthansa Cargo und bei Lufthansa Passage. Wir können Lufthansa also nur auffordern, möglichst zügig mit diesem Angebot an uns heranzutreten."
    Lufthansa: Neu eingestellte Piloten sollen keinen Anspruch auf Vorruhestand bekommen
    Am stärksten betroffen waren die Flughäfen Köln-Bonn und Stuttgart. In Stuttgart wurden 36 Germanwings-Flüge gestrichen. In Köln werden es im Tagesverlauf 24 Abflüge und 24 Ankünfte sein. In Berlin-Tegel sind 22 Flüge ausgefallen. Germanwings sagt, die Kunden seien rechtzeitig informiert, auf andere Flüge umgebucht oder mit Bahnfahrkarten versorgt worden. Es habe nirgends Chaos gegeben. Das bestätigen auch Reporterkollegen, Michael Obermeyer etwa, der sich in Köln/Bonn umgeschaut hatte.
    "Die Passagiere von Germanwings haben sich offenbar gut vorbereitet und auf den Streik der Piloten eingestellt. Kein Fluggast, der vom Ausfall seines Fluges überrascht wurde, ist hier am Köln / Bonner Flughafen gestrandet. Die Check-in-Schalter von Germanwings sind nahezu verwaist."
    Und der Sprecher von Germanwings, Heinz-Joachim Schöttes, sagte, das Unternehmen habe die Auslandsflüge vor allem mit sogenannten Managementpiloten abwickeln können:
    "Dann haben wir ja gesagt, dass wir die Gäste, die in den Urlaub fliegen wollen oder aber aus dem Urlaub zurückgeholt werden wollen, dass wir diese Flüge auf jeden Fall stattfinden lassen. Auch das hat geklappt. Wir haben einige Flüge vor den Streikbeginn gelegt und einige Flüge hinter den Streik gelegt, sodass wir dieses auch absolvieren konnten."
    Die Flugzeuge von Germanwings sollen morgen alle wieder dort sein, wo sie sein sollten, morgen laufe wieder alles planmäßig. Das kann sich angesichts der nun bewiesenen Streikbereitschaft der Pilotengewerkschaft schnell wieder ändern. Die Lufthansa will zwar beim Vorruhestand Bestandsschutz zusagen, neu eingestellten Piloten diesen Vorruhestand aber nicht mehr zubilligen. Dann gebe es zwei Klassen von Piloten, sagt die Gewerkschaft Cockpit, und das gehe gar nicht.