Mittwoch Abend, die wöchentliche Sitzung der Bürgerbewegung "Zhivoj gorod", auf Deutsch: "Lebendige Stadt". Teebeutel, Zeitungen, trockene Kekse liegen auf dem Tisch. Überwiegend junge Leute haben sich versammelt, einige in Anzügen, andere im Kapuzenpulli. Sie alle verbindet ein Anliegen: Sie wollen die Altstadt von Sankt Petersburg retten. Gerade planen sie ihre nächste Aktion, eine Kundgebung.
Am Kopfende sitzt Elena Minschonok. Nach einer Weile unterbricht sie die Versammlung, Zigarettenpause.
"Zurzeit werden die Bewohner aus dem Zentrum verdrängt. Nachts sind höchstens noch 40 Prozent der Fenster in der Altstadt erleuchtet. An die Stelle von Wohnhäusern treten Business-Center, Bürogebäude oder moderne Multifunktionsbauten. Das führt dazu, dass die Altstadt stirbt."
Nach Kenntnissen der Organisation "Zhivoj gorod" wurden in den letzten fünf Jahren mindestens hundert historische Gebäude im Zentrum von Sankt Petersburg abgerissen. Ein großes Problem sei auch der Ausbau von Dächern, berichtet Elena Minschonok.
"Vielen mag das erst mal egal sein: Wenn du im dritten Stock wohnst, was kümmert dich dann, ob zwei Etagen über dir eine Mansarde aufgesetzt wird? Aber leider wird bei uns beim Dachausbau sehr oft gegen Bauvorschriften verstoßen. Und das kann dazu führen, dass das ganze Haus zerstört wird."
Und dass Menschen ihr Eigentum verlieren. Denn die meisten Wohnungen in Sankt Petersburg gehören den Bewohnern.
Igor Veselov kommt gerade vom Einkaufen. Er wohnt in der Majakovskij-Straße, ganz oben im vierten Stock, bisher. Denn seit Januar arbeiten Handwerker am Dachausbau. Veselov setzt seine Plastiktüten ab.
"Alle Bewohner sind dagegen, dort oben Mansarden aufzusetzen. Das Haus ist sehr alt, von 1851. Das Fundament ist aus Holz und nur 1,36 Meter tief. Das hat ein Gutachten ergeben. Wir haben Angst, dass das Haus durch den Mansardenaufbau zu schwer wird und es Risse bekommt. Dann wird das Haus als einsturzgefährdet eingestuft."
Veselov ist Geschäftsmann und hat seine Wohnung gerade frisch renoviert: Einbauküche, Esstisch, Sofas, Fernseher - alles ist nagelneu. Sollte das Haus diese Risse bekommen, droht ihm die Zwangsumsiedelung. Die Aktivisten der Bürgerbewegung "Zhivoj gorod" vermuten, dass Beamte und Bauunternehmer dieses Risiko bewusst in Kauf nehmen, um in der Altstadt Platz für Neubauten zu schaffen. Veselov zeigt auf einen Eimer. In der Nacht hat es durchgeregnet, wegen der Baustelle. Die Bauarbeiter haben offenbar gepfuscht.
"Einen Eimer Wasser habe ich vom Boden aufgewischt, einen aufgefangen. Ich bin in St. Petersburg geboren und ich bin ein sehr großer Patriot meiner Stadt. Aber was jetzt passiert, enttäuscht mich sehr. Dass man uns, die wir hier aufgewachsen sind, einfach rauswerfen kann, um sich zu bereichern. Das nehme ich unserer Regierung und all den Beamten wirklich übel."
Veselov und seine Nachbarn haben, als sie ihre Wohnungen kauften, gleichzeitig Anteile am Dachboden und am Keller erworben. Trotzdem hat die Stadt den Dachboden verkauft. Die Bewohner klagen jetzt. Die Aktivisten von "Zhivoj gorod" werfen der Regierung von Sankt Petersburg vor, sie würde unter anderem mit den Mansarden das Weltkulturerbe aufs Spiel setzen. Aleksander Viktorov weist diese Vorwürfe zurück. Er ist Vorsitzender des Komitees für Städtebau in Sankt Petersburg.
"Mansarden sind eine gute Sache. Man muss das wirtschaftlich betrachten. Unser Stadtzentrum ist vier- bis fünfstöckig, und wenn wir Mansarden bauen, bekommen wir noch einmal ein Viertel der Wohnfläche dazu. Die Leute von 'Zhivoj gorod' haben eine andere Meinung, aber die ist kindisch. Die Stadt muss sich entwickeln und wird das auch."
Elena Minschonok von "Zhivoj gorod" führt dagegen ein anderes Argument an:
"Sankt Petersburg hat keine besonderen Reichtümer. Gut, wir haben den Hafen und dadurch einiges an Wirtschaft. Aber vor allem ist Petersburg eine touristische und eine Kulturhauptstadt."
Und wenn die Architektur zerstört wird, fürchtet sie, dann könnten die Touristen ausbleiben.
Am Kopfende sitzt Elena Minschonok. Nach einer Weile unterbricht sie die Versammlung, Zigarettenpause.
"Zurzeit werden die Bewohner aus dem Zentrum verdrängt. Nachts sind höchstens noch 40 Prozent der Fenster in der Altstadt erleuchtet. An die Stelle von Wohnhäusern treten Business-Center, Bürogebäude oder moderne Multifunktionsbauten. Das führt dazu, dass die Altstadt stirbt."
Nach Kenntnissen der Organisation "Zhivoj gorod" wurden in den letzten fünf Jahren mindestens hundert historische Gebäude im Zentrum von Sankt Petersburg abgerissen. Ein großes Problem sei auch der Ausbau von Dächern, berichtet Elena Minschonok.
"Vielen mag das erst mal egal sein: Wenn du im dritten Stock wohnst, was kümmert dich dann, ob zwei Etagen über dir eine Mansarde aufgesetzt wird? Aber leider wird bei uns beim Dachausbau sehr oft gegen Bauvorschriften verstoßen. Und das kann dazu führen, dass das ganze Haus zerstört wird."
Und dass Menschen ihr Eigentum verlieren. Denn die meisten Wohnungen in Sankt Petersburg gehören den Bewohnern.
Igor Veselov kommt gerade vom Einkaufen. Er wohnt in der Majakovskij-Straße, ganz oben im vierten Stock, bisher. Denn seit Januar arbeiten Handwerker am Dachausbau. Veselov setzt seine Plastiktüten ab.
"Alle Bewohner sind dagegen, dort oben Mansarden aufzusetzen. Das Haus ist sehr alt, von 1851. Das Fundament ist aus Holz und nur 1,36 Meter tief. Das hat ein Gutachten ergeben. Wir haben Angst, dass das Haus durch den Mansardenaufbau zu schwer wird und es Risse bekommt. Dann wird das Haus als einsturzgefährdet eingestuft."
Veselov ist Geschäftsmann und hat seine Wohnung gerade frisch renoviert: Einbauküche, Esstisch, Sofas, Fernseher - alles ist nagelneu. Sollte das Haus diese Risse bekommen, droht ihm die Zwangsumsiedelung. Die Aktivisten der Bürgerbewegung "Zhivoj gorod" vermuten, dass Beamte und Bauunternehmer dieses Risiko bewusst in Kauf nehmen, um in der Altstadt Platz für Neubauten zu schaffen. Veselov zeigt auf einen Eimer. In der Nacht hat es durchgeregnet, wegen der Baustelle. Die Bauarbeiter haben offenbar gepfuscht.
"Einen Eimer Wasser habe ich vom Boden aufgewischt, einen aufgefangen. Ich bin in St. Petersburg geboren und ich bin ein sehr großer Patriot meiner Stadt. Aber was jetzt passiert, enttäuscht mich sehr. Dass man uns, die wir hier aufgewachsen sind, einfach rauswerfen kann, um sich zu bereichern. Das nehme ich unserer Regierung und all den Beamten wirklich übel."
Veselov und seine Nachbarn haben, als sie ihre Wohnungen kauften, gleichzeitig Anteile am Dachboden und am Keller erworben. Trotzdem hat die Stadt den Dachboden verkauft. Die Bewohner klagen jetzt. Die Aktivisten von "Zhivoj gorod" werfen der Regierung von Sankt Petersburg vor, sie würde unter anderem mit den Mansarden das Weltkulturerbe aufs Spiel setzen. Aleksander Viktorov weist diese Vorwürfe zurück. Er ist Vorsitzender des Komitees für Städtebau in Sankt Petersburg.
"Mansarden sind eine gute Sache. Man muss das wirtschaftlich betrachten. Unser Stadtzentrum ist vier- bis fünfstöckig, und wenn wir Mansarden bauen, bekommen wir noch einmal ein Viertel der Wohnfläche dazu. Die Leute von 'Zhivoj gorod' haben eine andere Meinung, aber die ist kindisch. Die Stadt muss sich entwickeln und wird das auch."
Elena Minschonok von "Zhivoj gorod" führt dagegen ein anderes Argument an:
"Sankt Petersburg hat keine besonderen Reichtümer. Gut, wir haben den Hafen und dadurch einiges an Wirtschaft. Aber vor allem ist Petersburg eine touristische und eine Kulturhauptstadt."
Und wenn die Architektur zerstört wird, fürchtet sie, dann könnten die Touristen ausbleiben.