Sie sind wieder da: Die ersten Wildgänse kommen jetzt aus der Arktis und aus Sibirien nach Norddeutschland, um hier in den Flussniederungen zu überwintern. Zu Hunderttausenden werden sie in den kommenden Wochen einfallen.
In vier Wochen dürfen Jäger jetzt auch in Niedersachsen wieder auf die meisten Wildgansarten schießen - wie in zehn anderen Bundesländern. Nur die Nonnengans muss nicht um ihr Leben bangen. Sie genießt überall Schutz.
Rund eine Million Blässgänse gibt es zwischen Sibirien und England, 600.000 Saatgänse. Hinzu kommen vielleicht 400.000 Nonnengänse in Nordeuropa, schätzt der Verdener Biologe Helmut Kruckenberg:
"Die Wildgänse sind allesamt nicht häufig. Im Vergleich zu Stockente oder dem Höckerschwan sind das alles Vögel, die in ihrem Gesamtbestand nicht viele sind. Das heißt, sie sind potenziell alle bedroht, weil sie auch alle in bedrohten Gebieten brüten, nämlich in der Arktis, wo sich der Klimawandel auch ganz dramatisch bemerkbar macht."
Die Bestände sind allenfalls stabil, einige gehen sogar zurück, hat der Gänseexperte Kruckenberg im Rahmen seiner Forschungen beobachtet.
Und der Klimawandel beeinflusst nicht nur das Verhalten der Tiere in der Arktis, sondern auch hierzulande. Wegen der milden Winter ziehen die Gäste nicht weiter in den Süden, sondern bleiben gleich mehrere Monate pro Jahr an ihren Rast- und Fressplätzen an Elbe, Weser, Jade oder Ems.
Sehr zum Leidwesen der Bauern dort. Die Zahl der überwinternden Gänse habe sich im vergangenen Jahrzehnt fast verdoppelt, sagt die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg, die das Phänomen im Auftrag des Umweltministeriums untersucht.
Die Jagd soll es nun richten. Ab 1. November heißt es "Feuer frei". Doch das löse keine Probleme für die Landwirte, warnt Kruckenberg:
"Die Jagd ist überhaupt keine Lösung. Sie hat eigentlich den Nachteil, dass einerseits Schäden verstärkt werden, andererseits die Gänse dann aber in den Bereichen auch sich stärker verteilen. Der Charme dieser Gänse ist ja, dass wir wirklich kleinräumige Regionen haben, wo sich die Gänse momentan konzentrieren und wo sie sich sammeln..."
... und dort, wo die Tiere Schäden anrichten - zum Beispiel im friesischen Rheiderland -, dort können die Bauern Geld beantragen. Dann müssen sie das Federvieh, das ihnen Gras und Getreide weg frisst, allerdings dulden und dürfen die Tiere weder stören noch verjagen. Bis zu 270 Euro pro Hektar zahlen das Bundesland und die EU für diese Form des Vertragsnaturschutzes. Weit über 200 Landwirte nehmen allein in Niedersachsen an dem Programm teil.
Für Joachim Seitz von der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass die Wiedereinführung der Jagd auf Wildgänse überflüssig ist:
"Insbesondere auf Grünland ist es normalerweise überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Manche Wiesen sehen nachher sogar besser aus, weil die eine Düngewirkung erhalten, dadurch, dass die Gänse dort abkoten."
Problematisch aus Sicht des Naturschützers Seitz sei auch, dass die Jäger häufig die Gänsearten gar nicht auseinander halten können:
"Und jetzt droht noch eine viel größere Gefahr, weil es eine Art gibt, die der Blässgans sehr ähnlich ist und etwas kleiner ist: die Zwerggans. Sie ist außerordentlich selten und gehört zu den am stärksten gefährdeten Vogelarten Europas. Die kann man gar nicht unterscheiden, das kann man einem Jäger gar nicht übel nehmen. Weil selbst sehr gute Ornithologen sehr gute Artkenntnisse brauchen, um im Felde die beiden Arten zu unterscheiden."
Vogelkundler, Naturschützer und Biologen sind sich in einem Punkt einig: Um den Hunger der Menschen zu stillen, müssen in Deutschland Wildgänse heute nicht mehr geschossen werden. Und als reine Freizeitbetätigung lehnen sie die Jagd der gefährdeten Tiere ab.
Seitz fordert außerdem das Ende des Gesetzeswirrwarrs, das in einigen Ländern die Jagd erlaubt, während in anderen Schutzprogramme für die Wildgänse laufen:
"Gut wäre es, wenn es eine bundesweit einheitliche Regelung geben würde. Man sollte dann aber auch die Niederlande mit einbeziehen. Weil dieses Rastgebiet von den südlichen Niederlanden - der belgischen Grenze, dem Rheindelta - bis hin nach Mecklenburg-Vorpommern ein zusammenhängendes Rastgebiet für diese arktischen Gänse ist."
In vier Wochen dürfen Jäger jetzt auch in Niedersachsen wieder auf die meisten Wildgansarten schießen - wie in zehn anderen Bundesländern. Nur die Nonnengans muss nicht um ihr Leben bangen. Sie genießt überall Schutz.
Rund eine Million Blässgänse gibt es zwischen Sibirien und England, 600.000 Saatgänse. Hinzu kommen vielleicht 400.000 Nonnengänse in Nordeuropa, schätzt der Verdener Biologe Helmut Kruckenberg:
"Die Wildgänse sind allesamt nicht häufig. Im Vergleich zu Stockente oder dem Höckerschwan sind das alles Vögel, die in ihrem Gesamtbestand nicht viele sind. Das heißt, sie sind potenziell alle bedroht, weil sie auch alle in bedrohten Gebieten brüten, nämlich in der Arktis, wo sich der Klimawandel auch ganz dramatisch bemerkbar macht."
Die Bestände sind allenfalls stabil, einige gehen sogar zurück, hat der Gänseexperte Kruckenberg im Rahmen seiner Forschungen beobachtet.
Und der Klimawandel beeinflusst nicht nur das Verhalten der Tiere in der Arktis, sondern auch hierzulande. Wegen der milden Winter ziehen die Gäste nicht weiter in den Süden, sondern bleiben gleich mehrere Monate pro Jahr an ihren Rast- und Fressplätzen an Elbe, Weser, Jade oder Ems.
Sehr zum Leidwesen der Bauern dort. Die Zahl der überwinternden Gänse habe sich im vergangenen Jahrzehnt fast verdoppelt, sagt die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg, die das Phänomen im Auftrag des Umweltministeriums untersucht.
Die Jagd soll es nun richten. Ab 1. November heißt es "Feuer frei". Doch das löse keine Probleme für die Landwirte, warnt Kruckenberg:
"Die Jagd ist überhaupt keine Lösung. Sie hat eigentlich den Nachteil, dass einerseits Schäden verstärkt werden, andererseits die Gänse dann aber in den Bereichen auch sich stärker verteilen. Der Charme dieser Gänse ist ja, dass wir wirklich kleinräumige Regionen haben, wo sich die Gänse momentan konzentrieren und wo sie sich sammeln..."
... und dort, wo die Tiere Schäden anrichten - zum Beispiel im friesischen Rheiderland -, dort können die Bauern Geld beantragen. Dann müssen sie das Federvieh, das ihnen Gras und Getreide weg frisst, allerdings dulden und dürfen die Tiere weder stören noch verjagen. Bis zu 270 Euro pro Hektar zahlen das Bundesland und die EU für diese Form des Vertragsnaturschutzes. Weit über 200 Landwirte nehmen allein in Niedersachsen an dem Programm teil.
Für Joachim Seitz von der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass die Wiedereinführung der Jagd auf Wildgänse überflüssig ist:
"Insbesondere auf Grünland ist es normalerweise überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Manche Wiesen sehen nachher sogar besser aus, weil die eine Düngewirkung erhalten, dadurch, dass die Gänse dort abkoten."
Problematisch aus Sicht des Naturschützers Seitz sei auch, dass die Jäger häufig die Gänsearten gar nicht auseinander halten können:
"Und jetzt droht noch eine viel größere Gefahr, weil es eine Art gibt, die der Blässgans sehr ähnlich ist und etwas kleiner ist: die Zwerggans. Sie ist außerordentlich selten und gehört zu den am stärksten gefährdeten Vogelarten Europas. Die kann man gar nicht unterscheiden, das kann man einem Jäger gar nicht übel nehmen. Weil selbst sehr gute Ornithologen sehr gute Artkenntnisse brauchen, um im Felde die beiden Arten zu unterscheiden."
Vogelkundler, Naturschützer und Biologen sind sich in einem Punkt einig: Um den Hunger der Menschen zu stillen, müssen in Deutschland Wildgänse heute nicht mehr geschossen werden. Und als reine Freizeitbetätigung lehnen sie die Jagd der gefährdeten Tiere ab.
Seitz fordert außerdem das Ende des Gesetzeswirrwarrs, das in einigen Ländern die Jagd erlaubt, während in anderen Schutzprogramme für die Wildgänse laufen:
"Gut wäre es, wenn es eine bundesweit einheitliche Regelung geben würde. Man sollte dann aber auch die Niederlande mit einbeziehen. Weil dieses Rastgebiet von den südlichen Niederlanden - der belgischen Grenze, dem Rheindelta - bis hin nach Mecklenburg-Vorpommern ein zusammenhängendes Rastgebiet für diese arktischen Gänse ist."