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Streit über Sonnenenergie-Anlage

Ökostrom ist zwar in, aber gegen den Bau der nötigen Wind-, Wasser- oder Solaranlagen regt sich vielerorts trotzdem Widerstand. So streiten derzeit die Bürger der Stadt Teltow im Süden Berlins um die Einrichtung eines Solarparks. Entscheiden muss darüber letztlich die Stadtverordnetenversammlung.

Von Claudia van Laak | 12.03.2008
    Soll Ackerland in einen Solarpark umgewandelt werden? Soll dort, wo im Moment Sonnenblumen, Raps und Getreide wachsen, künftig Strom erzeugt werden? Diese Frage müssen Teltows Stadtverordnete heute Abend beantworten. Sie müssen darüber entscheiden, ob der Flächennutzungsplan der Stadt geändert wird. Der Wind- und Solarparkplaner Wolfgang Köhn will auf 27 Hektar Ackerland südlich von Teltow künftig sieben Megawatt Strom erzeugen.

    " Ich denke, dass ich einen Beitrag dazu leisten kann, der Erderwärmung entgegenzuwirken, das kann man, in dem man zum Beispiel solche Solaranlagen plant, wenn sie denn groß genug sind, dann haben sie auch eine Auswirkung. "

    Das Vorhaben ist umstritten. So wollen einige Eigentümer ihre Flächen nicht an Wolfgang Köhn verpachten. Andreas Vietz zum Beispiel. Da mit Cadmium bedampfte Solarmodule zum Einsatz kommen sollen, ist ihm das Risiko zu hoch. Was passiert, wenn das Unternehmen in die Insolvenz geht, fragt er. Dann habe er als Eigentümer der Fläche das Problem mit der Entsorgung. Außerdem:

    " Was mich am meisten stört ist, dass hier an das ökologische Gewissen appelliert wird, und so getan wird, als wenn der potentielle Betreiber oder der, der die Anlage vermitteln, im Endeffekt kein Gewinninteresse hat und im Endeffekt bei allen, die dafür sind, das Gewinninteresse im Vordergrund steht. "

    Ein weiterer Gegner des Solarparks ist die Agrargenossenschaft, die derzeit die Flächen bewirtschaftet. Solarpark-Planer Köhn hat den Eigentümern der Flächen eine viermal so hohe Pacht geboten wie der Landwirtschaftsbetrieb derzeit zahlt - so hat die Agrargenossenschaft Saarmund das Nachsehen. Ihr Vorsitzender Uwe Naujoks hält nichts von dem Vorhaben, auf guten Böden einen Freiland-Solarpark zu errichten.

    " Ich habe langsam den Eindruck, irgendwann wird die Menschheit genügend Energie haben, aber nichts mehr zu essen haben und das ist unser Fehler. "

    In Brandenburg gäbe es genügend ungenutzte Flächen für die Errichtung von Solarparks, meint der Landwirt. Ehemalige Braunkohlentagebaue genauso wie frühere Truppenübungsplätze. Solarplaner Köhn hält dagegen, diese Standorte seien nicht wirtschaftlich zu betreiben.

    " Ich muss möglichst ran an ein bestehendes Umspannwerk, damit ich kein neues Umspannwerk bauen muss, das versuche ich natürlich, weil das etwa zwei Millionen Euro kostet, das versuche ich zu vermeiden. "

    Wolfgang Köhn hat auch Mitstreiter unter den Teltower Stadtverordneten. Dazu gehören Abgeordnete der Linken und der Grünen. Ihr Argument: Wir müssen mit dem Klimaschutz vor unserer Haustür beginnen. Eberhard Adenstädt von den Grünen.

    " Ich denke, jeder ist dafür verantwortlich vor seiner eigenen Tür dafür zu sorgen, dass wir sozusagen unseren Beitrag leisten, wenn das jeder machen würde: "Ich bin dafür, aber bloß nicht vor meiner eigenen Tür", das ist völlig unverantwortlich und es gibt auch keinen Grund. Es gibt kaum eine alternative Energie, die umweltfreundlicher ist als Solarenergie. "

    Solarplaner Köhn argumentiert: die Fläche werde ökologisch aufgewertet. Statt eines intensiv genutzten Ackers entsteht Grünland, das weder gedüngt noch mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wird.

    " Also ich habe sowohl wassermäßig einen Gewinn, ich habe tiermäßig einen Gewinn, ich habe pflanzenmäßig einen Gewinn, es können sich seltene Pflanzen dort ansiedeln, die werden auch nicht gestört, ich habe eine hohe ökologische Aufwertung. Ich möchte mal wissen, wie man das noch besser machen könnte. "

    Wie die Entscheidung heute Abend in Teltows Stadtverordnetenversammlung ausgehen wird, lässt sich schwer vorhersagen. Es wird ein knappes Ergebnis - pro oder contra Solarpark.