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Streit um die EEG-Umlage

Stromkunden zahlen den Umstieg auf erneuerbare Energien: Über eine Umlage werden die Verbraucher für die Mehrkosten zur Kasse gebeten. Festgesetzt wird die Umlage durch die Netzbetreiber - und sie sollen sie in diesem Jahr laut Preisvergleichsportal Verivox viel zu hoch sein.

Von Dieter Nürnberger | 10.03.2011
    Die Umlage für die Förderung von erneuerbaren Energien war zum Jahreswechsel deutlich gestiegen, und zwar so stark wie nie zuvor. 2010 mussten noch 2,05 Eurocent pro Kilowattstunde für die Förderung von Ökostromquellen bezahlt werden, für 2011 sind es nun 3,53 Cent. Inzwischen aber stellt sich heraus, dass diese Steigerung gar nicht drastisch hätte ausfallen müssen. Die Höhe der EEG-Umlage wird von vier großen Übertragungsnetzbetreibern festgelegt – auch die Bundesnetzagentur und das Bundesumweltministerium sind bei der Kalkulation mit einbezogen. Für die Kunden sind solche erhöhten Umlagenkosten sicherlich ärgerlich, doch ganz genau lasse sich die Entwicklung eben nicht vorhersagen, sagt Dagmar Ginzel vom Online-Verbraucherportal Verivox. Hier wurde die Umlage noch einmal genau nachgerechnet.

    "Die EEG-Umlage wird jedes Jahr am 15. Oktober als Prognose abgegeben. Das heißt, man schätzt ab, wie viel wurde eigentlich an erneuerbaren Energien zugebaut. Und da dies eine Prognose ist, kann es schon mal vorkommen, dass sie zu hoch oder zu niedrig ausfällt."

    Und genau das ist für das Jahr 2011 passiert. Zum einen wurden weniger Solarstrom-Anlagen in Deutschland installiert, als zunächst vorausgesagt. Experten sagen zudem, dass auch bei der Windkraft zu hoch kalkuliert wurde, weil im vergangenen Jahr der zum Antrieb nötige Wind durchschnittlich geringer war. Die Politik kürzte im vergangenen Jahr zwar die Vergütung für die Photovoltaik, doch bemerkbar machen sie solche Schritte erst mit der Zeit. Thorsten Kasper ist Energiereferent beim Verbraucherzentrale Bundesverband.

    "Erst mal muss ja sich bewusst machen, dass die Anlagen, die in den vergangenen Jahren gebaut worden sind, eine Einspeisevergütungsgarantie für 20 Jahre haben. Sie bekommen sie also für die nächsten Jahre, das kann die Umlage auch nicht unterschreiten. Erst nach diesem Zeitraum geht es wieder runter, wenn diese aus der EEG-Förderung herausfallen. Ein tatsächlicher, weiterer Anstieg der Umlage ist dadurch zu verzeichnen, dass neue Anlagen zugebaut werden, die zwar eine geringere Vergütung als früher erhalten, aber eben doch eine Vergütung."

    Auf jeden Fall müssen die Netzbetreiber im kommenden Jahr das zu viel gezahlte Geld dem Kunden wieder zurückgeben, das heißt, die Umlage für 2012 wird hier wiederum einen Abschlag einkalkulieren. Ob die Umlage aber deshalb in Gänze bei 3,5 Eurocent je Kilowattstunde bleiben wird oder sogar fallen könnte, hängt natürlich auch vom weiteren Zubau in Deutschland ab.

    Der Verbraucherzentrale Bundesverband hatte in der Vergangenheit stets die recht hohen Umlagekosten für die Förderung der Fotovoltaik kritisiert. Thorsten Kasper.

    "Denn die Fotovoltaik speist ja relativ wenig Strom ein, treibt aber die EEG-Umlage deutlich in die Höhe. Aus diesem Grund ist es ganz wichtig, die Stellschrauben so zu setzen, dass die Umlage nicht aus dem Ruder läuft, wir aber dennoch erneuerbare Energien da fördern, wo sie uns auch Nutzen bringen. Die Nutzung der Windenergie ist hier ja viel effektiver als die Fotovoltaik."

    Da auch die Politik den Ausbau der erneuerbaren Energien weiterhin und sogar vorantreiben will, rechnen die meisten Experten auch mit einer steigenden Umlage für die Zukunft. Das Bundesumweltministerium rechnet erst ab 2020 mit einer fallenden Umlage.

    Dass allerdings viele Stromkonzerne ihre Preiserhöhungen für 2011 mit dem Steigen der Umlage begründeten, sei per se nicht haltbar. Verivox-Expertin Dagmar Ginzel empfiehlt deshalb, bei der Stromrechnung immer ganz genau hinzuschauen.

    "Im Durchschnitt sind die Strompreise um sieben Prozent gestiegen. Die Stromunternehmen haben aber sehr unterschiedlich ihre Preise erhöht – manche weit über dem Durchschnitt, andere leicht darunter. Auf jeden Fall lohnt es sich für die Verbraucher, sich die Preise genauer anzuschauen."