Schon der Schall, der beim Aufbau von Windkraftanlagen in der Nord- und Ostsee entsteht, ist ohrenbetäubend laut. So laut, dass der Richtwert für den maximalen Lärm von 160 Dezibel immer wieder überschritten wird. Ungleich höher, das behaupten der WWF und die "Whale and Dolphin Conservation Society", sei der Schall, den das Alfred-Wegener-Institut für Polarforschung zurzeit bei Experimenten mit mächtigen Schallkanonen in der Antarktis durchführt. Diese Kanonen werden von Schiffen aus ins Wasser gelassen und schicken extrem laute Schallimpulse in die Tiefe. Stephan Lutter vom WWF:
"Man muss sich vorstellen: 160 Dezibel ist unser Grenzwert in Europa. Wenn man bis 260 geht, dann ist das eine mehrfache Vertausendfachung des Schallimpulses. Das ist das Zehntausendfache eines Presslufthammers in einem Meter Entfernung. Und sogar Gehörblutungen können auftreten. Mal ganz abgesehen davon, dass die Tiere vertrieben werden aus ihrem Revier und auch Panikreaktionen bis zur Taucherkrankheit erleiden, wenn sie schnell auftauchen müssen. Und solche Dinge!"
Und damit nicht genug: erstens setze sich das Alfred-Wegener-Institut mit seinen Messungen über den Antarktisvertrag von 1998 hinweg. Der verbietet die Ausbeutung von Bodenschätzen im Südpolarmeer und immerhin – so steht es in der Pressemitteilung des WWF – geben die Echos der AWI-Schallkanonen "Aufschluss über die Bodenstruktur und beispielsweise über Erdöl- und Gasvorkommen". Zweitens führe das AWI die Messungen auf einem russischen Schiff durch und umgehe so die strengen Genehmigungsverfahren des deutschen Umweltbundesamtes, so die Kritik des World Wildlife Funds. Professor Wilfried Jokath ist beim Alfred-Wegener-Institut zuständig für das Projekt, das in zwei Wochen starten soll. Er ärgert sich über die Vorwürfe:
"Wir sind kein Rohstoffinstitut. Wir suchen hier nach Grundlagen, nach grundlegenden Fragen. Die Methodik ist identisch. Aber die Ozean- und Bodenseismik, die wir ausbringen, übersehen solche Lagerstätten, das ist jenseits der Auflösung."
Anders ausgedrückt: Wer nach Öl- und Gasvorkommen sucht, macht Schallmessungen, die drei, vier oder fünf Kilometer tief in den Meeresboden eindringen. Das AWI dagegen interessiert sich dagegen für die Verschiebung von Kontinentalplatten, horcht deshalb rund 20 Kilometer tief ins Gestein und liefert dabei zwar auch Daten über Rohstoffvorkommen, aber die seien viel zu ungenau, so Jokath. Und auch den Vorwurf, dass das Umweltbundesamt umgangen wurde, treffe nicht zu, betont der Forscher:
"Was wir hier machen, ist eine normale internationale Kooperation. Wie es der Antarktis-Vertrag vorsieht: dass, wenn wir eine Infrastruktur nicht haben, wir andere Kollegen fragen, ob wir an ihren Expeditionen teilnehmen können."
Im Übrigen, so Jokath, würden die Messungen der russischen Wissenschaftler auch ohne die zwei vom Alfred-Wegener-Institut entsandten Mitarbeiter stattfinden. Die Deutschen würden einfach nur andere, spezielle Aufzeichnungsgeräte mitbringen, die wiederum die Russen nicht haben. Dass die eingesetzten Schallkanonen wie vom WWF behauptet 260 Dezibel laut seien, bestreitet Jokath: direkt an der Schallquelle würde man 250 Dezibel messen, in 600 Meter Entfernung seien es nur noch 180 Dezibel. Zum Vergleich: bei den Rammungen von Offshore-Windkraft-Fundamenten in der Nordsee liegt der Grenzwert bei 160 Dezibel – in 750 Meter Entfernung. Trotz der Einwände des Alfred-Wegener-Instituts bleibt Stephan Lutter vom WWF bei seiner Kritik:
"Der Hauptgrund, warum der WWF hier Kritik geübt hat, sind die Wale, sind die Meeressäuger. Und die können extrem geschädigt werden."
Denn am Ende, so Lutter, leiden die Wale im Südpolarmeer unter dem Schall. Ihnen wird es egal sein, ob ein deutsches oder ein russisches Institut den Schall in die Tiefe schickt, ob nach Öl und Gas oder wissenschaftlichen Grundlagen gesucht wird. Am Ende bleiben mindestens 180 Dezibel. Und die entsprechen in etwa einem startenden Düsenjet in einem Meter Entfernung.
"Man muss sich vorstellen: 160 Dezibel ist unser Grenzwert in Europa. Wenn man bis 260 geht, dann ist das eine mehrfache Vertausendfachung des Schallimpulses. Das ist das Zehntausendfache eines Presslufthammers in einem Meter Entfernung. Und sogar Gehörblutungen können auftreten. Mal ganz abgesehen davon, dass die Tiere vertrieben werden aus ihrem Revier und auch Panikreaktionen bis zur Taucherkrankheit erleiden, wenn sie schnell auftauchen müssen. Und solche Dinge!"
Und damit nicht genug: erstens setze sich das Alfred-Wegener-Institut mit seinen Messungen über den Antarktisvertrag von 1998 hinweg. Der verbietet die Ausbeutung von Bodenschätzen im Südpolarmeer und immerhin – so steht es in der Pressemitteilung des WWF – geben die Echos der AWI-Schallkanonen "Aufschluss über die Bodenstruktur und beispielsweise über Erdöl- und Gasvorkommen". Zweitens führe das AWI die Messungen auf einem russischen Schiff durch und umgehe so die strengen Genehmigungsverfahren des deutschen Umweltbundesamtes, so die Kritik des World Wildlife Funds. Professor Wilfried Jokath ist beim Alfred-Wegener-Institut zuständig für das Projekt, das in zwei Wochen starten soll. Er ärgert sich über die Vorwürfe:
"Wir sind kein Rohstoffinstitut. Wir suchen hier nach Grundlagen, nach grundlegenden Fragen. Die Methodik ist identisch. Aber die Ozean- und Bodenseismik, die wir ausbringen, übersehen solche Lagerstätten, das ist jenseits der Auflösung."
Anders ausgedrückt: Wer nach Öl- und Gasvorkommen sucht, macht Schallmessungen, die drei, vier oder fünf Kilometer tief in den Meeresboden eindringen. Das AWI dagegen interessiert sich dagegen für die Verschiebung von Kontinentalplatten, horcht deshalb rund 20 Kilometer tief ins Gestein und liefert dabei zwar auch Daten über Rohstoffvorkommen, aber die seien viel zu ungenau, so Jokath. Und auch den Vorwurf, dass das Umweltbundesamt umgangen wurde, treffe nicht zu, betont der Forscher:
"Was wir hier machen, ist eine normale internationale Kooperation. Wie es der Antarktis-Vertrag vorsieht: dass, wenn wir eine Infrastruktur nicht haben, wir andere Kollegen fragen, ob wir an ihren Expeditionen teilnehmen können."
Im Übrigen, so Jokath, würden die Messungen der russischen Wissenschaftler auch ohne die zwei vom Alfred-Wegener-Institut entsandten Mitarbeiter stattfinden. Die Deutschen würden einfach nur andere, spezielle Aufzeichnungsgeräte mitbringen, die wiederum die Russen nicht haben. Dass die eingesetzten Schallkanonen wie vom WWF behauptet 260 Dezibel laut seien, bestreitet Jokath: direkt an der Schallquelle würde man 250 Dezibel messen, in 600 Meter Entfernung seien es nur noch 180 Dezibel. Zum Vergleich: bei den Rammungen von Offshore-Windkraft-Fundamenten in der Nordsee liegt der Grenzwert bei 160 Dezibel – in 750 Meter Entfernung. Trotz der Einwände des Alfred-Wegener-Instituts bleibt Stephan Lutter vom WWF bei seiner Kritik:
"Der Hauptgrund, warum der WWF hier Kritik geübt hat, sind die Wale, sind die Meeressäuger. Und die können extrem geschädigt werden."
Denn am Ende, so Lutter, leiden die Wale im Südpolarmeer unter dem Schall. Ihnen wird es egal sein, ob ein deutsches oder ein russisches Institut den Schall in die Tiefe schickt, ob nach Öl und Gas oder wissenschaftlichen Grundlagen gesucht wird. Am Ende bleiben mindestens 180 Dezibel. Und die entsprechen in etwa einem startenden Düsenjet in einem Meter Entfernung.