"Die Regierungen mögen sicherstellen, dass mit Ausnahme kleinmaßstäblicher wissenschaftlicher Forschungsstudien innerhalb von Küstengewässern keine Aktivitäten zur Düngung der Ozeane stattfinden, solange keine ausreichende wissenschaftliche Basis zur Rechtfertigung derartiger Maßnahmen einschließlich einer Abschätzung der damit verbundenen Risiken vorliegt, und solange kein globaler, transparenter und wirksamer Kontroll- und Regelungsmechanismus vorhanden ist."
Der Grund: Die möglichen Gefahren wögen schwerer als die möglichen Vorteile. So warnt Oliver Wingenter vom New Mexico Institute for Mining and Technology: Er habe über den gedüngten Zonen hohe Konzentrationen an Schwefelaerosolen gemessen. Für die sei das wuchernde Plankton verantwortlich:
"Wenn diese Aerosole in Wolken geraten, wirken sie wie Kondensationskeime, die die Wassertröpfchen in den Wolken kleiner machen. Dadurch werden die Wolken weiß, reflektieren mehr Sonnenlicht und kühlen die Erde. Unseren Berechnungen zufolge werden die Temperaturen auf der Südhalbkugel um zehn Grad abstürzen, falls wir den gesamten Südozean mit Eisen düngen. Das wird schlimme Folgen für die Landwirtschaft in Australien, Neuseeland und Südamerika haben."
Experimente legen auch nahe, dass einige der im Dünger gedeihenden Algenarten giftige Neurotoxine produzieren. Die könnten das Ökosystem Tiefsee vergiften, fürchten Forscher der University of California in Santa Cruz. Andere Wissenschaftler halten unerfreuliche Verschiebungen in der Nahrungskette für möglich. Und viele Umweltschützer sehen in der Methode eine billige Möglichkeit, mit der die Industrie sich von wirklichen Maßnahmen gegen den Klimawandel freikaufen will.
Nun lief am 7. Januar der deutsche Forschungseisbrecher "Polarstern" mit sechs Tonnen gelöstem Eisen an Bord aus Kapstadt aus. Der Kurs: der südwestliche Südatlantik. Die Aufgabe: ein Experiment zur Eisendüngung. Auf einer Fläche von 300 Quadratkilometern wollen unter anderem Forscher des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven und des indischen National Institute of Oceanography eine künstliche Algenblüte erzeugen. Es ist ein Experiment, wenn auch das größte bislang durchgeführte. Dass ein paar Tonnen Eisensulfatlösung das System Erde durcheinander bringen, glaubt niemand. Trotzdem verstehen Wissenschafter wie Ken Caldeira von der Carnegie Institution die Bedenken:
"Traditionell sehen die Forscher solche Maßnahmen immer im globalen Maßstab, aber das ist eine abschüssige Bahn. Wo ist die Grenze zwischen Experiment und Anwendung des Systems? Zuerst wollten die Wissenschaftler nur kleine Versuche machen, jetzt werden sie größer und größer - und irgendwann ist die Grenze überschritten und man steckt in der Anwendung."
Umweltminister Gabriel kritisiert das Polarstern-Experiment, weil es im Gegensatz zu den UN-Beschlüssen stehe - und Deutschland sich sogar "für weitergehende Aussagen gegen Ozeandüngung ausgesprochen" habe. Es untergrabe Deutschlands Glaubwürdigkeit und Vorreiterrolle beim Schutz der biologischen Vielfalt. Das Bundesforschungsministerium erklärt, dass man weiter davon ausginge, dass die Experimente unbedenklich sind. Das AWI will jetzt die Belege erbringen.
Darüber hat Gerd Pasch mit Professor Ulrich Bathmann vom AWI gesprochen.
Gerd Pasch: Am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven ist Professor Ulrich Bathmann für das Projekt Eisendüngung verantwortlich. Ihn fragte ich nach den Belegen für die Unbedenklichkeit des Experiments.
Ulrich Bathmann: Das ist eine Umweltverträglichkeitsstudie oder etwas Ähnliches, wo wir eine Risikoabschätzung vornehmen der einzelnen Parameter, die dort an Bord gemessen werden, beziehungsweise welche Effekte eine Eisendüngung im Ozean haben kann, und nach einer Darstellung der möglichen Effekte gibt es eine Bewertung und dann eine schlussendliche Bewertung des gesamten Experiments. Das Problem ist natürlich, dass uns die Zeit jetzt so ein bisschen davon läuft und wir schnell arbeiten müssen, aber wir hoffen, dass wir das alles noch zum Abschluss bringen können, sodass wir das Experiment wie geplant beginnen können.
Pasch: Ein weiteres Argument gegen das Experiment ist ja, dass quasi Deutschland gegen UN-Beschlüsse verstoße damit. Wie sehen Sie denn diesen Punkt?
Bathmann: Es ist so, dass die Konvention zum Schutz der Biodiversität, die im letzten Jahr von Herrn Gabriel verabschiedet wurde, ja gerade dazu aufruft. Es fordert Untersuchungen zum Einfluss der Biodiversität durchzuführen, im Ozean. Unser Experiment ist ein kleinskaliges, räumlich gut überschaubares Experiment mit einem Ziel: die Effekte auf das Ökosystem, auf die Organismen beim Eintrag von Eisen. Der Geist des Moratoriums zur Biodiversität spricht sich ja im Wesentlichen gegen eine Verklappung im Ozean aus, und unser Experiment ist ja weit davon entfernt, dort mit großräumigen Verklappungen in einen Topf geworfen zu werden.
Der Grund: Die möglichen Gefahren wögen schwerer als die möglichen Vorteile. So warnt Oliver Wingenter vom New Mexico Institute for Mining and Technology: Er habe über den gedüngten Zonen hohe Konzentrationen an Schwefelaerosolen gemessen. Für die sei das wuchernde Plankton verantwortlich:
"Wenn diese Aerosole in Wolken geraten, wirken sie wie Kondensationskeime, die die Wassertröpfchen in den Wolken kleiner machen. Dadurch werden die Wolken weiß, reflektieren mehr Sonnenlicht und kühlen die Erde. Unseren Berechnungen zufolge werden die Temperaturen auf der Südhalbkugel um zehn Grad abstürzen, falls wir den gesamten Südozean mit Eisen düngen. Das wird schlimme Folgen für die Landwirtschaft in Australien, Neuseeland und Südamerika haben."
Experimente legen auch nahe, dass einige der im Dünger gedeihenden Algenarten giftige Neurotoxine produzieren. Die könnten das Ökosystem Tiefsee vergiften, fürchten Forscher der University of California in Santa Cruz. Andere Wissenschaftler halten unerfreuliche Verschiebungen in der Nahrungskette für möglich. Und viele Umweltschützer sehen in der Methode eine billige Möglichkeit, mit der die Industrie sich von wirklichen Maßnahmen gegen den Klimawandel freikaufen will.
Nun lief am 7. Januar der deutsche Forschungseisbrecher "Polarstern" mit sechs Tonnen gelöstem Eisen an Bord aus Kapstadt aus. Der Kurs: der südwestliche Südatlantik. Die Aufgabe: ein Experiment zur Eisendüngung. Auf einer Fläche von 300 Quadratkilometern wollen unter anderem Forscher des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven und des indischen National Institute of Oceanography eine künstliche Algenblüte erzeugen. Es ist ein Experiment, wenn auch das größte bislang durchgeführte. Dass ein paar Tonnen Eisensulfatlösung das System Erde durcheinander bringen, glaubt niemand. Trotzdem verstehen Wissenschafter wie Ken Caldeira von der Carnegie Institution die Bedenken:
"Traditionell sehen die Forscher solche Maßnahmen immer im globalen Maßstab, aber das ist eine abschüssige Bahn. Wo ist die Grenze zwischen Experiment und Anwendung des Systems? Zuerst wollten die Wissenschaftler nur kleine Versuche machen, jetzt werden sie größer und größer - und irgendwann ist die Grenze überschritten und man steckt in der Anwendung."
Umweltminister Gabriel kritisiert das Polarstern-Experiment, weil es im Gegensatz zu den UN-Beschlüssen stehe - und Deutschland sich sogar "für weitergehende Aussagen gegen Ozeandüngung ausgesprochen" habe. Es untergrabe Deutschlands Glaubwürdigkeit und Vorreiterrolle beim Schutz der biologischen Vielfalt. Das Bundesforschungsministerium erklärt, dass man weiter davon ausginge, dass die Experimente unbedenklich sind. Das AWI will jetzt die Belege erbringen.
Darüber hat Gerd Pasch mit Professor Ulrich Bathmann vom AWI gesprochen.
Gerd Pasch: Am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven ist Professor Ulrich Bathmann für das Projekt Eisendüngung verantwortlich. Ihn fragte ich nach den Belegen für die Unbedenklichkeit des Experiments.
Ulrich Bathmann: Das ist eine Umweltverträglichkeitsstudie oder etwas Ähnliches, wo wir eine Risikoabschätzung vornehmen der einzelnen Parameter, die dort an Bord gemessen werden, beziehungsweise welche Effekte eine Eisendüngung im Ozean haben kann, und nach einer Darstellung der möglichen Effekte gibt es eine Bewertung und dann eine schlussendliche Bewertung des gesamten Experiments. Das Problem ist natürlich, dass uns die Zeit jetzt so ein bisschen davon läuft und wir schnell arbeiten müssen, aber wir hoffen, dass wir das alles noch zum Abschluss bringen können, sodass wir das Experiment wie geplant beginnen können.
Pasch: Ein weiteres Argument gegen das Experiment ist ja, dass quasi Deutschland gegen UN-Beschlüsse verstoße damit. Wie sehen Sie denn diesen Punkt?
Bathmann: Es ist so, dass die Konvention zum Schutz der Biodiversität, die im letzten Jahr von Herrn Gabriel verabschiedet wurde, ja gerade dazu aufruft. Es fordert Untersuchungen zum Einfluss der Biodiversität durchzuführen, im Ozean. Unser Experiment ist ein kleinskaliges, räumlich gut überschaubares Experiment mit einem Ziel: die Effekte auf das Ökosystem, auf die Organismen beim Eintrag von Eisen. Der Geist des Moratoriums zur Biodiversität spricht sich ja im Wesentlichen gegen eine Verklappung im Ozean aus, und unser Experiment ist ja weit davon entfernt, dort mit großräumigen Verklappungen in einen Topf geworfen zu werden.