Seit über vier Jahren streiten sich in Kiew die Geister über das Schicksal der ehemaligen Militäranlage Arsenal. Was soll man in diesem Gebäude aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts unterbringen? Auf der einen Seite befürwortete der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko und seine Umgebung eine Museumsanlage im klassischen Sinn des Wortes - mit Sälen für Archäologie, Ethnographie und Volkskunst. Auf der anderen Seite sahen viele Vertreter der ukrainischen Kunstszene das Arsenal als einen hervorragenden Platz für moderne und zeitgenössische Kunst mit großzügigen Räumen für Workshops für junge Künstler. Noch mehr gestritten wurde darum, wer das Ganze finanzieren und leiten soll. Oft wurde die Nutzung des Arsenals zum Schlachtobjekt verschiedener miteinander verfeindeter politischer Lager.
Letztendlich wurde am Anfang dieses Jahres das Konzept von Igor Didkowskij genehmigt. Geplant sei eine Museumsanlage, ähnlich dem Museumsquartier in Wien, so Didkowskij:
"Wir wollen dem gesamten Baukomplex des Arsenals wieder seinen ursprünglichen sakralen Sinn verleihen. Einst war dieses Gebäude als ein Teil der Klosteranlage der Kiewer Lawra konzipiert, bevor es von der russischen Zarin Katharina II. für Militärzwecke entfremdet wurde. Im Rahmen unseres Projektes wollen wir das Kloster und das Arsenalgebäude wieder verbinden. Dieser Museumskomplex soll zu einem wichtigen geistigen und kulturellen Schwerpunkt der Ukraine werden."
Mit Enthusiasmus erzählt Olena Prochartschuk, Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsabteilung beim Projekt Kunstarsenal über die Bedeutung der geplanten größten Museumsanlage der Ukraine:
"Der Erbauer dieses Komplexes, ein deutscher Architekt namens Miller, sagte im Jahre 1803, das Potenzial dieser Anlage werden erst die Nachfahren richtig zu schätzen wissen. Und das waren die Worte eines Propheten, denn dieses einmalige Gebäude und sein Geist haben eine sakrale, ja eine transzendente Bedeutung. Millers Nachkommen haben tatsächlich ganze 200 Jahre gebraucht, um die Bedeutung dieser Anlage zu verinnerlichen."
Bei der Entwicklung des Konzeptes seien die Initiatoren auf einige Schwierigkeiten gestoßen, erzählt Olena:
"Um die Finanzierungsprobleme, die uns im Weg standen, zu überwinden, haben wir einen Wohltätigkeitsfonds gegründet. Der Präsident wird über diesem Fonds stehen und seine Arbeit kontrollieren. Dieses Kunstprojekt soll hauptsächlich mit dem Geld der privaten Geldgeber finanziert werden. Denn nur die Mittel aus privater Hand können es zum erfolgreichen Abschluss bringen. Unsere Mäzene sind sich des historischen Zwecks dieser Anlage durchaus bewusst und sie geben ihr Geld für diesen Zweck sehr gerne. "
In diesem Sommer hat eine österreichische Baufirma die Ausschreibung für den Aufbau der Museumsanlage gewonnen. Diese Firma habe sich bereits bei der Restaurierung vom Reichstagsgebäude und beim Aufbau des Wiener Museumsquartiers bewahrt, sagt Didkovskij:
"Die Österreicher sind hoch professionell und vor allem apolitisch, und sie neigen nicht dazu, Baumittel zu stehlen. Bei unserem Projekt soll eine internationale Herangehensweise an den Tag gelegt werden. Wichtig ist, dass private Geldgeber für die Kunst viel mehr aus dem Boden stampfen können als der Staat. Das ist zum Beispiel bei der letzten Kunstbiennale in Venedig zu sehen gewesen, als die ganze Welt das ukrainische Projekt, gesponsert durch das Geld des ukrainischen Kunstmäzens Viktor Pintschuk, bewunderte. "
Um das Kunstarsenal wird bis heute heftig gestritten. Der Projektleitung wird unter anderem enorme Langsamkeit vorgeworfen. Bedingt ist das zum Teil durch die politischen Wirren, die seit den letzten Parlamentswahlen im März 2006 andauern.
Außerdem sind manche hoch etablierte Künstler damit nicht zufrieden, dass bei diesem Konzept der modernen und vor allem der zeitgenössischen Kunst nicht so viel Bedeutung beigemessen werde, wie sie es erhofften. Der Geschmack des Präsidenten, nämlich Juschtschenkos Liebe zum ukrainischen Altertum, stehe dabei zu sehr im Vordergrund, meint der berühmte ukrainische Maler Oleg Tistol. Tistol lässt am gesamten Projekt überhaupt kein gutes Haar:
"Für die meisten, die sich an diesem Projekt beteiligen, stellt das Arsenal eine ausgezeichnete Möglichkeit dar, Geld zu entfremden oder Geld zu waschen. Deshalb sind die Gespräche um das Schicksal dieser Anlage für die meisten ernst zu nehmenden Künstler nicht mehr interessant. Das Arsenal ließe sich tatsächlich perfekt für ein Museum der modernen Künste verwenden, doch unsere Machthaber haben uns Künstlern jedes Interesse an diesem Thema zerstört. Sogar die junge Generation der Künstler denkt ähnlich wie wir, ihre 40- bis 50-jährigen Kollegen. Und das ist erschreckend."
Pavel Gudimov, ein junger aber bereits angesehener ukrainischer Künstler, stimmt Oleg Tistol zu. Ihm wurde vor kurzem angeboten, beim Projekt Kunstarsenal mitzuwirken. Doch diese auf den ersten Blick verlockende Idee hat der junge Kunstexperte abgeschlagen, um kurz darauf seine eigene Galerie zu gründen, die er vor allem der zeitgenössischen Kunst widmen möchte:
"Ich befasse mich viel lieber mit meinem eigenen Projekt, denn das Kunstarsenal läuft viel zu schleppend. Ich befürchte, dass das gesamte Projekt einmal gänzlich in die Brüche geht, denn es ist nicht ausreichend ausformuliert und es bedarf einer größeren Präzisionsarbeit. Außerdem gefällt mir nicht, dass die Ukraine wieder etwas macht, was in Europa vor bereits 20 Jahren aktuell gewesen ist. Wenn wir Ukrainer der Zeit schon nicht voraus schreiten können, sollten wir wenigstens unseren eigenen Weg einschlagen und zumindest mit dem Westen aber das Tempo mithalten."
Letztendlich wurde am Anfang dieses Jahres das Konzept von Igor Didkowskij genehmigt. Geplant sei eine Museumsanlage, ähnlich dem Museumsquartier in Wien, so Didkowskij:
"Wir wollen dem gesamten Baukomplex des Arsenals wieder seinen ursprünglichen sakralen Sinn verleihen. Einst war dieses Gebäude als ein Teil der Klosteranlage der Kiewer Lawra konzipiert, bevor es von der russischen Zarin Katharina II. für Militärzwecke entfremdet wurde. Im Rahmen unseres Projektes wollen wir das Kloster und das Arsenalgebäude wieder verbinden. Dieser Museumskomplex soll zu einem wichtigen geistigen und kulturellen Schwerpunkt der Ukraine werden."
Mit Enthusiasmus erzählt Olena Prochartschuk, Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsabteilung beim Projekt Kunstarsenal über die Bedeutung der geplanten größten Museumsanlage der Ukraine:
"Der Erbauer dieses Komplexes, ein deutscher Architekt namens Miller, sagte im Jahre 1803, das Potenzial dieser Anlage werden erst die Nachfahren richtig zu schätzen wissen. Und das waren die Worte eines Propheten, denn dieses einmalige Gebäude und sein Geist haben eine sakrale, ja eine transzendente Bedeutung. Millers Nachkommen haben tatsächlich ganze 200 Jahre gebraucht, um die Bedeutung dieser Anlage zu verinnerlichen."
Bei der Entwicklung des Konzeptes seien die Initiatoren auf einige Schwierigkeiten gestoßen, erzählt Olena:
"Um die Finanzierungsprobleme, die uns im Weg standen, zu überwinden, haben wir einen Wohltätigkeitsfonds gegründet. Der Präsident wird über diesem Fonds stehen und seine Arbeit kontrollieren. Dieses Kunstprojekt soll hauptsächlich mit dem Geld der privaten Geldgeber finanziert werden. Denn nur die Mittel aus privater Hand können es zum erfolgreichen Abschluss bringen. Unsere Mäzene sind sich des historischen Zwecks dieser Anlage durchaus bewusst und sie geben ihr Geld für diesen Zweck sehr gerne. "
In diesem Sommer hat eine österreichische Baufirma die Ausschreibung für den Aufbau der Museumsanlage gewonnen. Diese Firma habe sich bereits bei der Restaurierung vom Reichstagsgebäude und beim Aufbau des Wiener Museumsquartiers bewahrt, sagt Didkovskij:
"Die Österreicher sind hoch professionell und vor allem apolitisch, und sie neigen nicht dazu, Baumittel zu stehlen. Bei unserem Projekt soll eine internationale Herangehensweise an den Tag gelegt werden. Wichtig ist, dass private Geldgeber für die Kunst viel mehr aus dem Boden stampfen können als der Staat. Das ist zum Beispiel bei der letzten Kunstbiennale in Venedig zu sehen gewesen, als die ganze Welt das ukrainische Projekt, gesponsert durch das Geld des ukrainischen Kunstmäzens Viktor Pintschuk, bewunderte. "
Um das Kunstarsenal wird bis heute heftig gestritten. Der Projektleitung wird unter anderem enorme Langsamkeit vorgeworfen. Bedingt ist das zum Teil durch die politischen Wirren, die seit den letzten Parlamentswahlen im März 2006 andauern.
Außerdem sind manche hoch etablierte Künstler damit nicht zufrieden, dass bei diesem Konzept der modernen und vor allem der zeitgenössischen Kunst nicht so viel Bedeutung beigemessen werde, wie sie es erhofften. Der Geschmack des Präsidenten, nämlich Juschtschenkos Liebe zum ukrainischen Altertum, stehe dabei zu sehr im Vordergrund, meint der berühmte ukrainische Maler Oleg Tistol. Tistol lässt am gesamten Projekt überhaupt kein gutes Haar:
"Für die meisten, die sich an diesem Projekt beteiligen, stellt das Arsenal eine ausgezeichnete Möglichkeit dar, Geld zu entfremden oder Geld zu waschen. Deshalb sind die Gespräche um das Schicksal dieser Anlage für die meisten ernst zu nehmenden Künstler nicht mehr interessant. Das Arsenal ließe sich tatsächlich perfekt für ein Museum der modernen Künste verwenden, doch unsere Machthaber haben uns Künstlern jedes Interesse an diesem Thema zerstört. Sogar die junge Generation der Künstler denkt ähnlich wie wir, ihre 40- bis 50-jährigen Kollegen. Und das ist erschreckend."
Pavel Gudimov, ein junger aber bereits angesehener ukrainischer Künstler, stimmt Oleg Tistol zu. Ihm wurde vor kurzem angeboten, beim Projekt Kunstarsenal mitzuwirken. Doch diese auf den ersten Blick verlockende Idee hat der junge Kunstexperte abgeschlagen, um kurz darauf seine eigene Galerie zu gründen, die er vor allem der zeitgenössischen Kunst widmen möchte:
"Ich befasse mich viel lieber mit meinem eigenen Projekt, denn das Kunstarsenal läuft viel zu schleppend. Ich befürchte, dass das gesamte Projekt einmal gänzlich in die Brüche geht, denn es ist nicht ausreichend ausformuliert und es bedarf einer größeren Präzisionsarbeit. Außerdem gefällt mir nicht, dass die Ukraine wieder etwas macht, was in Europa vor bereits 20 Jahren aktuell gewesen ist. Wenn wir Ukrainer der Zeit schon nicht voraus schreiten können, sollten wir wenigstens unseren eigenen Weg einschlagen und zumindest mit dem Westen aber das Tempo mithalten."