Vom Videoschirm begrüßt Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot die Tagungsteilnehmer: über 250 Personen, die aus ganz Europa angereist sind. Hauptsächlich Frauen, Aktivistinnen, darunter einige Töchter der Veteraninnen der Frauenbewegung. Zu letzteren zählt sich auch die Pariser Ministerin:
Beim Recht auf Schwangerschaftsabbruch handelt es sich um ein Recht, das nicht umgeschrieben werden kann, stellt Roselyne Bachelot klar. Da schaut manche Nicht-Französin im Saal ganz neidisch. Denn das in Frankreich verbriefte Recht von Frauen, über den Fortgang einer Schwangerschaft selbst zu bestimmen, ist längst nicht europäischer Alltag. Während in Bosnien-Herzegowina ein Gesetz von 1977 verkündet, dass es ein Menschenrecht ist, sich für oder gegen die Geburt eines Kindes entscheiden zu können, ist in Malta und Irland Abtreibung komplett verboten. In der Mehrheit der EU-Staaten gelten Indikationslösungen wie in Deutschland. Polen jedoch, früher lange Jahre letzte Anlaufstelle für ungewollt Schwangere aus Deutschland, Schweden und anderen Staaten, hat mittlerweile die Regeln für einen Schwangerschaftsabbruch drastisch verschärft und überlegt sogar, das Gesetz ersatzlos zu streichen. Und in Litauen gibt es ähnliche Bestrebungen.
Dies sind nur zwei Beispiele für eine neue Front der Abtreibungsgegner, resümiert Elfriede Harth. Sie macht bei der internationalen katholischen Nichtregierungsorganisation "Catholics for choice” auf EU-Ebene Lobbyarbeit für die Frauenrechte. Harth hält fest: vor allem seit der EU-Osterweiterung steht das Thema Abtreibung erneut politisch zur Diskussion
Es wird einfach gegen ein modernes Europa gekämpft. Tradition, Familie, Vaterland, Religion. ... das sind so Symbole für eine Identität, die angeblich existiert und die bewahrt werden müssen, gegen ein dekadentes Europa, das diese Werte vergisst, und da ist natürlich der Kampf gegen Abtreibung, gegen Schwangerschaftsabbruch, das ist eigentlich zur politischen Ziffer geworden.
Eine Tagungsteilnehmerin stellt eine kürzlich gestartete europäischen Petition vor, mit der eine Million Unterschriften gesammelt werden sollen, für eine klare Forderung: Frauen sollen europaweit die Möglichkeit erhalten, frei und sicher eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen. Für dieses Ziel wirbt auch Nadine Krysostan, Mitglied eines europäischen Parlamentarischen Forums, bei Kolleginnen und Kollegen im EU-Parlament. Selbst wenn die Europäische Union diesbezüglich rechtlich keine Kompetenzen hat. Vertreter der linken und liberalen Parteien seien für das Thema aufgeschlossen, meint Krysostan. Doch im kommenden Juni stehen Neuwahlen im Europarlament an, wird ein Rechtsruck erwartet. So feilt Krysostan an Strategien, auch konservativere Abgeordnete auf ihre Seite zu bringen:
Was wir ja in Europa wollen, ist generell eine Gleichstellung von Frauen, das ist egal jetzt, ob sie aus Irland, aus Polen, aus Schweden oder aus Finnland kommen. Alle sollten Zugang und zwar freien Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen haben, sollten selber entscheiden können, ob sie ihr Kind bekommen oder nicht. Und deshalb ist es wichtig, dass man dies natürlich auch auf die europäische Ebene bringt.
Bei der Tagung in Paris wird eine Videobotschaft gezeigt: irische Frauen wagen erstmals, Europa, respektive den Europarat, öffentlich um Unterstützung zu bitten bei ihrem Anliegen, Abtreibungen fürderhin zu ermöglichen. Denn der Europarat hat im vergangenen Frühjahr in einer Resolution alle 47 Mitgliedsstaaten aufgefordert, überall den Zugang zur Abtreibung sicherzustellen. Richard Keane von der irischen Familienplanungseinrichtung begrüsst dies sehr:
Einer Irin, die abtreibt, droht immer noch lebenslang Gefängnis und demjenigen, der ihr hilft, drei Jahre Haft. Da gelten Strafen aus dem 19. Jahrhundert für Probleme aus dem 21. Jahrhundert.
Die Abschlusserklärung der Pariser Tagung besiegelt den Schulterschluss der europäischen Abtreibungsbefürworter. Das neue Netzwerk plant gemeinsame Aktionen, eventuell gar einen Europa-Marsch für das Recht der Frauen auf körperliche Selbstbestimmung.
Beim Recht auf Schwangerschaftsabbruch handelt es sich um ein Recht, das nicht umgeschrieben werden kann, stellt Roselyne Bachelot klar. Da schaut manche Nicht-Französin im Saal ganz neidisch. Denn das in Frankreich verbriefte Recht von Frauen, über den Fortgang einer Schwangerschaft selbst zu bestimmen, ist längst nicht europäischer Alltag. Während in Bosnien-Herzegowina ein Gesetz von 1977 verkündet, dass es ein Menschenrecht ist, sich für oder gegen die Geburt eines Kindes entscheiden zu können, ist in Malta und Irland Abtreibung komplett verboten. In der Mehrheit der EU-Staaten gelten Indikationslösungen wie in Deutschland. Polen jedoch, früher lange Jahre letzte Anlaufstelle für ungewollt Schwangere aus Deutschland, Schweden und anderen Staaten, hat mittlerweile die Regeln für einen Schwangerschaftsabbruch drastisch verschärft und überlegt sogar, das Gesetz ersatzlos zu streichen. Und in Litauen gibt es ähnliche Bestrebungen.
Dies sind nur zwei Beispiele für eine neue Front der Abtreibungsgegner, resümiert Elfriede Harth. Sie macht bei der internationalen katholischen Nichtregierungsorganisation "Catholics for choice” auf EU-Ebene Lobbyarbeit für die Frauenrechte. Harth hält fest: vor allem seit der EU-Osterweiterung steht das Thema Abtreibung erneut politisch zur Diskussion
Es wird einfach gegen ein modernes Europa gekämpft. Tradition, Familie, Vaterland, Religion. ... das sind so Symbole für eine Identität, die angeblich existiert und die bewahrt werden müssen, gegen ein dekadentes Europa, das diese Werte vergisst, und da ist natürlich der Kampf gegen Abtreibung, gegen Schwangerschaftsabbruch, das ist eigentlich zur politischen Ziffer geworden.
Eine Tagungsteilnehmerin stellt eine kürzlich gestartete europäischen Petition vor, mit der eine Million Unterschriften gesammelt werden sollen, für eine klare Forderung: Frauen sollen europaweit die Möglichkeit erhalten, frei und sicher eine ungewollte Schwangerschaft abzubrechen. Für dieses Ziel wirbt auch Nadine Krysostan, Mitglied eines europäischen Parlamentarischen Forums, bei Kolleginnen und Kollegen im EU-Parlament. Selbst wenn die Europäische Union diesbezüglich rechtlich keine Kompetenzen hat. Vertreter der linken und liberalen Parteien seien für das Thema aufgeschlossen, meint Krysostan. Doch im kommenden Juni stehen Neuwahlen im Europarlament an, wird ein Rechtsruck erwartet. So feilt Krysostan an Strategien, auch konservativere Abgeordnete auf ihre Seite zu bringen:
Was wir ja in Europa wollen, ist generell eine Gleichstellung von Frauen, das ist egal jetzt, ob sie aus Irland, aus Polen, aus Schweden oder aus Finnland kommen. Alle sollten Zugang und zwar freien Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen haben, sollten selber entscheiden können, ob sie ihr Kind bekommen oder nicht. Und deshalb ist es wichtig, dass man dies natürlich auch auf die europäische Ebene bringt.
Bei der Tagung in Paris wird eine Videobotschaft gezeigt: irische Frauen wagen erstmals, Europa, respektive den Europarat, öffentlich um Unterstützung zu bitten bei ihrem Anliegen, Abtreibungen fürderhin zu ermöglichen. Denn der Europarat hat im vergangenen Frühjahr in einer Resolution alle 47 Mitgliedsstaaten aufgefordert, überall den Zugang zur Abtreibung sicherzustellen. Richard Keane von der irischen Familienplanungseinrichtung begrüsst dies sehr:
Einer Irin, die abtreibt, droht immer noch lebenslang Gefängnis und demjenigen, der ihr hilft, drei Jahre Haft. Da gelten Strafen aus dem 19. Jahrhundert für Probleme aus dem 21. Jahrhundert.
Die Abschlusserklärung der Pariser Tagung besiegelt den Schulterschluss der europäischen Abtreibungsbefürworter. Das neue Netzwerk plant gemeinsame Aktionen, eventuell gar einen Europa-Marsch für das Recht der Frauen auf körperliche Selbstbestimmung.