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Streitgespräch statt Grundsatzrede

    Am 23. November findet an der Universität Münster zum dritten Mal der Tag des wissenschaftlichen Nachwuchses statt. Damit will die Hochschule die Forschungstätigkeiten junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. In Diskussionen zur Hochschulpolitik sollen auch die Leistungen von Nachwuchswissenschaftlern in der Lehre gewürdigt werden. Zur Eröffnung des Tages hatte die NRW-Bildungsministerin Gabriele Behler eine Grundsatzrede über die Zukunft junger Wissenschaftler angekündigt. Empfangen wurde sie allerdings von Trillerpfeifen und Protestrufen, mit denen die Studenten der Uni Münster ihrem Unmut über Einsparungen im Hochschulbereich Luft machten. Angesichts dessen ließ die Ministerin den geplanten Vortrag ausfallen und verteidigte den so genannten Qualitätspakt der Landesregierung. Der sieht die Kürzung von 2000 Stellen an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen vor. Dafür soll die Hälfte des gesparten Geldes den Unis unter anderem für Forschungen zur Verfügung gestellt werden. Die Studenten befürchten, dass das gekürzte Angebot ihnen schlechtere Berufsaussichten beschert. Dem hält die Ministerin das Konzept für ein neues Hochschulgesetz entgegen, das auf mehr Eigenverantwortung der Unis und ihrer Angestellten setzt. Auch der wissenschaftliche Nachwuchs solle künftig selbstständiger arbeiten können, so Gabriele Behler: "Für die Möglichkeit der eigenverantwortlichen Forschung und Lehre müssen wir Strukturen schaffen, die es bisher nicht gibt." Auch dauere es viel zu lange, bis junge Forscher sich auf Lehrstühle bewerben können. Die Ministerin will daher die Habilitation als Voraussetzung zur Berufung an eine Hochschule abschaffen. Stattdessen soll eine Assistenzprofessur eingeführt werden, die einen angehenden Professor mit allen Rechten und Pflichten eines Hochschulprofessors ausstattet. Mit erfolgreicher Forschung und der Beschaffung von Drittmitteln sollen die Hochschulen nach den Plänen der Ministerin konkurrenzfähiger werden. Die Studierenden in Münster befürchten jedoch, dass davon nur bestimmte Fachbereiche wie die Wirtschaftswissenschaften profitieren, während Stellen zum Beispiel bei den Geisteswissenschaftlern gekürzt werden.

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