Interview
Stressforscher Adli: "Man kann an Einsamkeit ehrlich gesagt auch sterben"

Der Stressforscher Madza Adli von der Berliner Charité fordert, das Thema Einsamkeit aus der Tabuzone zu holen. Er betont, Einsamkeit beeinflusse alle Erkrankungen, die man habe, negativ. Auch könne sie zu Folgeerkrankungen führen, zum Beispiel zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Depressionen.

    Eine junge Frau steht auf einem nebligen Feld.
    Ein Stressforscher warnt, Einsamkeit kann zu schwerwiegenden Erkrankungen führen. (picture alliance / PantherMedia / Leung Cho Pan)
    Der Psychiater Adli sagte im ARD-Fernsehen, Einsamkeit sei eine Form von chronischem Stress, der auf unseren Körper und unsere Psyche einwirke. Man könne an Einsamkeit auch sterben. Einsamkeit verkürze die Lebenserwartung.
    Im Gegensatz zur Einsamkeit könne das Alleinsein "ein ganz großer Luxus" für einen Menschen sein. Einsamkeit sei für Betroffene hingegen mit viel Scham verbunden. Sie passe nicht zum Konzept von sozialer Intelligenz und nage am Selbstwertgefühl. Betroffene hätten Angst, dass der eigene soziale Status dadurch absinken könnte.

    Giftiger Stachel der Einsamkeit

    Der "giftige Stachel der Einsamkeit" entstehe, wenn Menschen das Gefühl hätten, sich nicht selbst aus dieser Situation befreien zu können. Adli wörtlich: "Es fehlt einem an Menschen, die einen mögen oder die einem helfen oder mit denen man einfach Zeit verbringen kann." Einsamkeit erleben demnach vor allem Menschen im hohen Lebensalter jenseits der 80 sowie Menschen im jungen Erwachsenenalter zwischen 20 und 30 Jahren.
    Diese Nachricht wurde am 14.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.