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Stroh im Tank

Holz, Getreide oder Stroh als Alternative zum Erdöl - auf einem Kongress des Ministeriums für Landwirtschaft und der "Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe" haben Fachleute über die Zukunft von Biokraftstoffen diskutiert. Bis die Biomasse fossile Brennstoffe ersetzen kann, müssen aber noch viele Fragen geklärt werden.

Von Dieter Nürnberger |
    Die Aussichten werden weiterhin positiv beurteilt und mit diesem noch relativ jungen Markt sind ja auch große Erwartungen verbunden. Es geht hierbei um maßgeschneiderte, synthetische Kraftstoffe aus Biomasse. Und eines wurde schon vorab bei diesem internationalen Kongress deutlich - es sitzt längst auch die Industrie mit im Boot. Veranstalter des Kongresses ist das Bundeslandwirtschaftsministerium und die "Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe".

    Aber eben auch die Automobilhersteller Daimler-Chrysler und der VW-Konzern. Es wird über den aktuellen Stand informiert und diskutiert. Aber eines sei klar: Es gebe Potential für diese neuartige Kraftstoff-Produktion, sagt Andreas Schütte, der Geschäftsführer der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe. Er spricht über BtL - das steht für "Biomass for Liquid", also die synthetische Herstellung.

    "Wir können BtL von einer recht breiten Palette an Rohstoffen produzieren. Wir sind da sehr flexibel. Wir haben ein sehr hohes Potential, um in diesem bereich tätig zu sein. Und wir haben auch die Möglichkeit, dass diese Kraftstoffe in eine vorhandene Infrastruktur und auch vorhandene Motoren letztendlich eingesetzt werden. Das ist sehr wichtig."

    Man hofft langfristig auf einen Zukunftsmarkt bei dem 20 bis 25 Prozent des gesamten Kraftstoffverbrauchs in Deutschland über diese BtL-Produktion gesichert werden kann. Aber es wird eben auch deutlich - das Ganze ist noch Zukunftsmusik.

    Es kann ja viel verwendet werden für die Produktion - auch Holz, vorhandenes oder extra angebautes - doch seien da noch etliche Probleme zu lösen - sagt Armin Vetter von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft.

    "Energieholz ist natürlich interessant. Man kann es in Plantagen anbauen, und auch als so genannte "Agro-Forst-Systeme". Vor allem Weiden und Pappeln. Und dann geht es um den Rinden-Anteil. Solche Systeme könnte man mit acht bis zehn Jahre alten Bäumen betreiben. Dann ist der Rinden-Anteil geringer. Aber: Wer gibt den Landwirten heute einen Vertrag, dass er in zehn Jahren Bäume zu einem bestimmten Preis liefern kann?"

    Es spielen wie in der Landwirtschaft generell Fruchtfolgen eine wichtige Rolle, es geht um die Beschaffenheit der Böden. Es geht um Wetterbedingungen. Die Umwandlung von der Pflanze hin zum Kraftstoff ist zudem mit dem Einsatz hoher Temperaturen verbunden. Und diese Verbrennung schafft auch wieder Probleme. Stefan Vodegel forscht hierzu in Clausthal-Zellerfeld. Das Beispiel Holz.

    "In der Rinde sind die ganzen Schwermetalle drin. Dann sind also die Entsorgungskosten relativ hoch. Asche als Beispiel. Dementsprechend niedriger wird auch der Preis sein, den man für das Holz zahlen kann. Der BtL-Betreiber muss dies berücksichtigen. "Das ist Holz, dafür gibt es 80 Euro die Tonne" - so wird es nicht laufen. Der BtL-Betreiber wird sich genau die Brennstoffanalyse anschauen und dementsprechend einen Preis zahlen."

    Holz wird derzeit ohnehin recht stark für den Wärmemarkt genutzt. Frage deshalb - wird es dann auch ausreichend für synthetische Kraftstoffe zur Verfügung stehen? Armin Vetter von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft denkt da eher an Stroh als möglichen Energieträger.

    "Stroh steht erheblich zur Verfügung. Hier mal ausgerechnet aus den Getreideerträgen Deutschlands: Wenn man nur 25 Prozent des Strohs entnehmen würde, wären dies 12,7 Millionen Tonnen. Das ist eine gewaltige Menge. Und dieses Stroh will derzeit niemand."

    Man sieht also, hier müssen noch einige Fragen lang- und mittelfristig geklärt werden. Aber in einem sind sich alle einig: Biopflanzen werden künftig doch merklich fossile Brennstoffe ersetzen können.