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Strom aus Biomasse

Viel Landwirtschaft und ein Waldanteil von über 40 Prozent an der Landesfläche - damit könnte Rheinland-Pfalz das Eldorado für die klimaschonende Energiegewinnung aus Biomasse sein. Doch noch liegt der Anteil des Strombedarfs, der durch Holzheizkraftwerke gedeckt wird, erst bei einem Prozent. Wie die Potentiale besser ausgeschöpft werden können will die Biomasse-Tagung am Umwelt-Campus Birkenfeld der Fachhochschule Trier klären.

Von Anke Petermann | 28.11.2003
    Das ist normales Holz aus Abfallholz, aus der Holzproduktion, unbelastetes Späneholz aus Sägewerken.

    Norbert Schmidt vom Energieversorger OIE AG in Idar-Oberstein deutet auf den Rohstoff für das Biomasse-Heizkraftwerk Neubrücke. Das Kraftwerk versorgt neben der Fachhochschule Birkenfeld auch ein Industriegebiet und eine Siedlung der US-Streitkräfte mit Strom und Wärme. Das bundesweit einzigartige an der Anlage ist,...

    ... dass wir zwei biogene Energie-Träger haben: zum einen Holz, speziell Alt- und Restholz, zum anderen Biogas, das wir aus einer Anlage in der Nachbarschaft bekommen. Wir haben mit diesem Unternehmen eine Kooperation: Das Biogas wir bei uns zu Strom und Wärme. Und der Clou ist der, dass wenn im Sommer keine Wärme zu Heizzwecken gebraucht wird, diese Abwärme aus dem Biogas in den Dampfprozess des Kraftwerks mit eingebunden wird, so dass wir eine zusätzliche synergetische Nutzung der Energie haben.
    Lohnend wird das durch eine lukrative Vergütung des Biomasse-Stroms nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG. Das hat die Nachfrage nach Holz erhöht, konstatiert Margit Conrad, Umweltministerin von Rheinland-Pfalz. Doch in der Landwirtschaft werden die Potentiale der Biomassenutzung noch zu wenig ausgeschöpft.

    Die Landwirtschaft hat in der Massentierhaltung, aber auch bei den Sonderkulturen im intensiven Anbau das Problem, dass sie enorme Ammoniak-Immissionen und Nitrateinträge in die Böden, bis zum Grundwasser, verantworten muss. Aber die Biogasanlagen und Vergärungsanlagen sind eine echte Alternative zu den jetzigen Aufbringungs- und Entsorgungsformen von Gülle und Abfällen aus der Landwirtschaft. Insofern ist die Botschaft: Landwirt wird in Zukunft Energiewirt werden.

    Warum sollten Bauern Energiewirte werden wollen? Peter Heck, Chef des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement am Umwelt-Campus Birkenfeld. meint:

    Für die Landwirte ist es spannend, weil sie im unsicheren EU-Markt etwas suchen, und wenn sie mit einem Bürgermeister ein 20-Jahres-Energieversorgungsvertragmachen, den sie mit ihren Biomassen erfüllen können, dann haben sie ein ganz sicheres, von weltweiten Krisenschwankungen unabhängiges Standbein für den Betrieb.

    Zu den unsicheren Rahmenbedingungen der Landwirtschaft gehört auch das drohende Verbot, Klärschlamm auf die Felder aufzubringen. Was die Bauern gleich vor mehrere Probleme stellen dürfte:

    Die Region verliert die Wertschöpfung aus dem Klärschlamm, den die Landwirte kriegen ja auch eine Aufbring- und eine Transport-Pauschale plus die Düngeinhalte des Klärschlamms. Die Bauern müssen das von außen zukaufen, das heißt, das Geld verlässt die Region. Und wir wollen das kompensieren, indem wir sagen, es muss Konzepte geben, dass Klärschlamm in der Region getrocknet wird, als Dienstleistung von den Bauern, wobei die dafür Abwärme aus Biogastechnologie einsetzen können.
    Eine Technologie, wie sie die Firma Klein Abwasser und Schlammtechnik aus Kirchen an der Sieg bereits herstellt. Noch exportiert sie ihre Anlagen zum größten Teil ins Ausland, noch sind die deutschen Kommunen zögerlich - zumal die Verfahren, dem Klärschlamm das begehrte Phosphat zu entziehen, zu teuer und technisch noch nicht ausgereift sind. Aber, so Geschäftsführer Manfred Tomalla:

    Wir bleiben am Ball, wir wollen sehen, was wir dazu beitragen können.

    Am Ball zu bleiben in Sachen Biomasse-Verwertung - das rät der Birkenfelder Stoffstrommanager Peter Heck auch den Kommunen, denn:

    Für den Bürgermeister einer Region hat es den Vorteil, dass er weniger für die Abfallentsorgung bezahlt, wenn er Abfall-Biomassen macht, gleichzeitig Jobs schafft, also Wirtschaftsförderung macht, gleichzeitig Agenda- und Klimaschutzverpflichtungen erfüllt und für seine Fernentsorungsleistungen ein Unternehmensnetzwerk hat, das auch in anderen Fragen einer nachhaltigen regionalen Wirtschaftsförderung ein ganz gewichtiges Wort mitsprechen kann.