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Strom aus dem Thermo-Aufzug

Umwelt. - Während Fachleute aus aller Welt noch bis Freitag in der Bundesstadt Bonn Stand und Zukunft alternativer Energien erörtern, zeigen Wissenschaftler, Erfinder und Produzenten auf einer begleitenden Ausstellung, wie bereits heute oder zumindest in baldiger Zukunft den fossilen Brennstoffen Paroli geboten werden könnte. Dabei versprechen neue Konzepte höhere Wirkungsgrade und bessere Ausbeuten. Ein faszinierender Ansatz dabei sind so genannte Aufwind-Solar-Kraftwerke.

01.06.2004
    Die Idee hinter dem Aufwind-Solar-Kraftwerk ist eigentlich so alt wie der Kamin. Allerdings sorgt dabei nicht ein prasselndes Feuer für die nötige Wärme, sondern Mutter Sonne. Entsprechend kurios mutet denn auch der Unterbau einer solchen Anlage an, der einem Gewächshaus eher ähnelt denn einem Kraftwerk. Hier wird die Sonneneinstrahlung dazu verwendet, Luft möglichst hoch zu erwärmen, bevor sie dann durch den zentral stehenden und beeindruckend hohen Kamin entweichen kann. Die heiße und damit auch stark ausgedehnte Luft entwickelt in dem Abzug genügend große Geschwindigkeiten und Kräfte, dass damit eine Turbine zur Stromgewinnung betrieben werden kann. Dass dieses Prinzip erfolgreich umgesetzt werden kann, belegte das 1982 gebaute und bereits wieder abgerissene Kraftwerk in Manzanares südlich von Madrid, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert und finanziert wurde.

    Allerdings blieb es bislang bei dem Prototypen, der für gerade 3,5 Millionen Mark verwirklicht werden konnte. Ein Grund hierfür könnte in den Dimensionen der Anlagen liegen. So betrug die Turmhöhe des Test-Kraftwerks in Manzanares rund 200 Meter, während die Fläche des Kollektorfeldes es bereits auf 44.000 Quadratmeter brachte. Wollte man aber beispielsweise eine Stadt von 200.000 Haushalten mit Strom versorgen, wäre dazu eine elektrische Leistung von etwa 200 Megawatt vonnöten. Ein Aufwindkraftwerk solcher Leistungsstufe besäße jedoch einen Turm von mehreren Hundert Metern Höhe sowie ein Sonnenfeld mit einem Durchmesser von sieben Kilometern. Angesichts solcher Erfordernisse leuchtet ein, dass ein für die Praxis konzipiertes Aufwind-Solarkraftwerk bei potenten Sponsoren auf Skepsis stößt. Dennoch existieren derzeit konkrete Planungen, in Australien ein solches Wagnis einzugehen und möglicherweise auch schon bald zu realisieren. Das deutsche Unternehmen Schlaich, Bergermann und Partner - Erfinder des anspruchsvollen Konzeptes - unterstreicht überdies, dass solche umweltfreundlichen Kraftwerke einerseits die Energiesorgen gerade in Entwicklungsländern mildern könnten. Andererseits seien die Anlagen so konzipiert, dass sie auch von diesen Ländern selbst hergestellt werden könnten.

    [Quelle: Volker Mrasek]