Archiv


Stromsparen für Hartz-IV-Empfänger

Vor über einem halben Jahr wurde der sogenannte Stromspar-Check gestartet. Dabei wurden fast 600 Langzeitarbeitslose als Stromsparhelfer geschult und sind dann in einkommensschwache Haushalte gegangen, um ihr Wissen weiterzugeben. Heute gab's die Bilanz.

Von Philip Banse |
    11.000 einkommensschwache Haushalte in ganz Deutschland haben seit Anfang des Jahres Besuch bekommen von einem der Stromsparhelfer der Caritas. Durch deren Tipps und auch Sachleistungen verbrauchen diese Haushalte im Schnitt 16 Prozent weniger Strom, sparen also durchschnittlich 89 Euro pro Jahr. Peter Neher, Präsident der Caritas, ist zufrieden:

    "Die Bilanz bisher ist sehr gut. Es wird Familien, die in schwierigen finanziellen Zusammenhängen leben, geholfen, ihren Haushalt zu entlasten. Zweitens werden die Betroffenen beteiligt, denn Langzeitarbeitslose werden zu Stromsparhelfern ausgebildet. Und es ist natürlich ein wirklicher Beitrag zur ökologischen Bilanz."

    In 60 deutschen Städten seien Stromsparhelfer stationiert. Interessenten können diese Stromsparhelfer einfach anrufen, sagt Rolf Göpel, Chef der Caritas in Berlin:

    "Jeder Haushalt wird dann von zwei Stromsparhelfern besucht. Dann wird eine Bestandsaufnahme gemacht. Alle Strom- und Energiequellen werden gecheckt und bilanziert: Kühlschränke, Wasserkocher, Waschmaschine und so weiter. Es wird auch gefragt, wie lange diese Stromquellen laufen am Tag, um dann eine umfassende Bestandsanalyse geben zu können."

    Reinhardt Woyte ist so ein ehemaliger Langzeitarbeitsloser, jetzt Stromsparhelfer. Er rückt mit einem Koffer an, darin Energiesparlampen, Zeitschaltuhren, abschaltbare Steckerleisten und Helferchen zum Wassersparen:

    "Wir haben Duschbrausen, um den Wasserverbrauch zu senken. Das sind spezielle Duschbrausen, die hier vorne drin einen Wasserminimierer haben, die ohne Qualitätsverlust den Wasserdruck minimieren, um dann Wasser zu sparen – etwa 40 Prozent."

    All diese Stromspar-Utensilien bekommen Woytes Kunden größtenteils umsonst:

    "So eine Energiesparlampe kostet ja nun Geld, die hier vielleicht 15 Euro. Und wir stellen Sachen im Wert von bis zu 70 Euro zur Verfügung, um den Stromverbrauch im Haushalt zu senken."

    Bisher wurden Energiesparlampen und Spar-Duschen im Wert von 470.000 Euro unters Volk gebracht – finanziert vom Bundesumweltministerium. Die Investition lohne sich, sagen die Veranstalter: Denn durch neue Technik und verändertes Verhalten spare der Stromcheck den beratenen Privathaushalten sowie Bund und Kommunen knapp anderthalb Millionen Euro ein, da seien die knapp 500.000 Euro gut angelegt. Dennoch: Stromverbraucher Nummer eins in Privathaushalten sind immer noch Gefriertruhen, Kühlschränke und zunehmend auch große Fernseher. Moderne Stromsparvarianten dieser Großgeräte aber werden die Stromsparhelfer auch in Zukunft nicht kostenlos zur Verfügung stellen, sagt Caritas-Präsident Neher.

    "Wir gehen davon aus, dass das Umweltministerium auch hier noch mal weiter nachlegt, damit tatsächlich auch diese Großgeräte ausgetauscht werden können. Oft kaufen einkommensschwache Familien neue Kühlschränke in Second-Hand-Läden – was dann aber in der Regel keine Energiesparmodelle sind. Daher hoffen wir, dass das Umweltministerium hier noch weitere Mittel zur Verfügung stellt, um genau an diese Geräte auch heranzukommen."

    Eine Abwrackprämie für Kühlschränke also, die ist schon länger in der Diskussion, steht aber derzeit nicht weit oben auf der politischen Agenda. Der Stromsparcheck ist befristet bis Ende 2010. Interessierte haben also noch ein bisschen Zeit, Stromsparhelfer in Ihrer Nähe finden sich unter www.stromspar-check.de.