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Studentenjobs:

Schwarzes Brett, Arbeitsamt, Vatis Firma. Wer als Studentin oder Student einen Job sucht, nimmt in der Regel eine dieser drei Möglichkeiten wahr. Doch die Jobangebote an den Schwarzen Brettern werden seltener, und der Weg über Vitamin B wie Beziehung ist auch nicht nach jedermanns Geschmack. Und obwohl auch dort die Vermittlungszahlen zurückgegangen sind, haben die staatlichen Arbeitsvermittler dort immer noch den einen oder anderen Job in petto.

    Ein Beitrag von Armin Himmelrath

    So, sie melden sich also heute hier zum ersten Mal...

    Arbeitsamt Wuppertal, in den Räumen der Jobvermittlung im ersten Stock. Auf dem Besucherstuhl sitzt Julian Spieth. Er studiert Sport, Englisch und Geschichte.

    Ich erwarte, dass ich einen guten und am besten auch gut bezahlten Job jetzt für die Semesterferien finde, damit ich so meine eigene Wohnung finanzieren kann, mein Studium nebenbei aufrecht erhalten kann, und – ja, dann hoff ich, dass da was zu finden ist. Am liebsten würd ich was mit Sport machen, weil ich halt Sport studiere. Aber, im Prinzip irgendwas, was halt zeitlich passt und halt, wie gesagt, auch nicht schlecht bezahlt wird.

    Während Julian Spieth die Formalitäten klärt, blättert Arbeitsvermittlerin Gabi Hömberger am Schreibtisch nebenan schon einmal in den Karteikarten mit den Jobangeboten.

    Also, die Palette ist riesig, auch wenn das Stellenangebot natürlich wegen der Konjunkturflaute sehr gering geworden ist, aber die Vielfalt ist geblieben. Das heißt, wir haben den Umzugshelfer oder den Feuerschlucker für eine Betriebsfeier, für einen Tag, oder einen Klarinettenspieler, wie Nachhilfe geben für Mathematik. Vor allem die naturwissenschaftlichen Fächer; und wir haben auch Jobs für die Urlaubszeit und für … die dann eben ganze Tage gehen, oder auch Firmen, die tatsächlich noch von Auftragseingängen sprechen. Meistens natürlich gedacht als Zusatz für die Belegschaft, weil die eben in Ferien sind.

    Am Telefon ist eine Studentin, die einen Bürojob sucht. Als gelernte Datentypistin will sie am liebsten auch genau in diesem Bereich arbeiten.

    … das ist im Moment leider nicht gefragt. Das kann aber morgen schon wieder anders sein. Sie wissen ja, bei uns ist jeder Tag anders.

    Auch wenn bundesweit die Zahl der Ferienjob-Angebote wegen der Wirtschaftskrise eingebrochen ist, gebe es für Studenten durchaus noch Hoffnung für diesen Sommer, sagt Gabi Hömberger.

    Spät dran ist bei uns niemand, denn die Stellenangebote kommen wirklich von einer Stunde auf die andere zu uns herein, wenn es sozusagen in den Firmen brennt. Gestern zum Beispiel rief eine Firma an, sie erwartete eine Delegation aus Spanien so dass wir also blitzschnell unsere Studenten für zwei Wochen, Muttersprachler, gut einen vermitteln konnten. Das sind natürlich Highlights, da freuen wir uns, wenn es innerhalb einer halben Stunde dann auch klappt.

    Allerdings sind nicht alle Jobs so leicht zu vermitteln.

    Wo wir uns schwer tun, ist zum Beispiel ein Bestattungsunternehmen, was sehr gut bezahlt. 25 Euro für eine… für einen Toten. Den muss man sozusagen waschen, anziehen, in den Sarg legen, und da sind natürlich starke Hemmnisse vorhanden, weil es ja auch pietätvoll zugehen soll.

    Dass es den Jobsuchenden allein um einen hohen Verdienst gehe, kann die Arbeitsvermittlerin nicht bestätigen – der Stundenlohn reiche tatsächlich von null bis hundert. Am unteren Ende der Skala: Jobs als Filmkomparsen. Deren Honorar besteht lediglich aus Getränken und einem warmen Mittagessen. Trotzdem gebe es in der Regel keine Probleme, genügend Bewerber zu finden. Und nach oben hin ist die Gehaltsskala nahezu offen, hat Gabi Hömberger im Laufe der Jahre festgestellt.

    Es gab mal 100 Euro Stundenlohn, und zwar hat TÜV einen drei-Zenter-Mann gesucht, der ins Wasser springen musste. Und da wurde ein Arbeitsmittel geprüft, ob dieses, ich weiß nicht mehr, wars ein Schwimmreifen?, oder wars irgendetwas anders, und der durfte dann nicht platzen. Musste aber so ein schwerer Mann sein, und der bekam auch dann 100 Euro für diese zehn Minuten.

    1300 jobsuchende Studenten führen Gabi Hömberger und ihre beiden Kolleginnen ständig in ihrer Kartei. Mehrere hundert kommen jeden Monat neu hinzu, mehrere hundert werden aber auch vermittelt. Spürbar sei die Konjunkturflaute vor allem an einer Zahl: Dass nämlich die bisherigen Vermittlungen für die Semesterferien um 50 Prozent niedriger liegen als noch vor einem Jahr.

    So, sie suchen jetzt einen Job in den Semesterferien… dann wollen wir mal schauen, ob wir was haben...

    Julian Spieth hat unterdessen mit seiner Vermittlerin Gela Grote-Beverburg die vorliegenden Angebote gesichtet. Unter anderem mit dabei: Jobs als Promoter für Sportartikel und als Gästebetreuer in einem Sporthotel.

    Sind schon interessante Sachen dabei. Wobei ich jetzt vor allem für die Semesterferien suche; das was besonders hier interessant ist mit dem Sport, das ist ja leider erst ab September, Oktober. Das perspektivisch könnt ich mir vorstellen und vorher vielleicht noch einen anderen Job für die Zeit ab sofort sozusagen.

    Ab sofort hab ich jetzt weiter außer dieser Produktionshelferstelle nichts, die Kollegin hat nur einige Stellen für Schülerinnen und Studenten, im Moment für Studenten nichts weiter.

    Oder wie wär das hier für zwei Wochen? Bei der Metro? Das heißt, da müssen sie im Metro-Großmarkt Regale aufbauen. So Warenregale. Kräftig gebaut müssen Sie sein.

    Stört mich nicht.

    Und die zahlen 8,25 Euro.

    Schon zufrieden jetzt?

    Ja, das sind wenigstens schon mal paar Sachen, wo ich mich informieren kann, wo ich gucken kann, ob das was für mich ist, und das bringt mich auf jeden Fall schon weiter.

    Und Verdiensthöhe ist auch ok?

    Ja, 8,25 Euro – da will ich nicht meckern.