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Studentenstyle zu verkaufen

Deutsche Modeschulen produzieren im Rahmen ihrer Meisterkurse jährlich unzählige Kleider, Jacken, Röcke, oder Mäntel. Um den richtigen Schnitt für einen künftigen Designer zu lernen entstehen dabei oftmals sehr kreative Werke. Nur was passiert mit diesen Designerstücken? Die Stoffe stellen die Modeschulen ihren Studenten kostenlos zur Verfügung, deshalb gehört ihnen hinterher auch die fertige Kleidung. Könnte man diese nicht im Internet verkaufen, fragte sich im Frühsommer ein BWL-Student in München und gründete im Rahmen des gerade laufenden 5-Euro-Business-Wettbewerbs sein eigenes Unternehmen.

Von Susanne Lettenbauer |
    " Das ging eigentlich so los, dass ich ein bisschen gesurft habe auf der LMU-Website und sehen wollte, hab ich denn jetzt nochmal Ferien, wann sind freie Tage. Da bin ich auf diesen Link gestossen, 5-Euro-Business, dachte das hört sich interessant an, bin da drauf gegangen, da lief das schon. Dann hab ich gesehen, da ist ja morgen ein Marketing-Crash-Kurs. Bislang war da nur die Ideefindung. Na ja, ich dachte, vielleicht kann man da noch einsteigen. "

    Konstantin Krauss, BWL-Student an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, wirkt wie der geborene Unternehmer. Ideen scheinen ihm nur so zuzufliegen, wie jene von Anfang Mai, doch einen Internetshop aufzumachen mit Designerklamotten von Studierenden. Nicht irgendwelche sondern die Entwürfe von Münchens Deutscher Meisterschule für Mode. Gabriele Blachnik, Ayzit Bostan, die Preisträgerin des Vogue Design Award 2000 und Gabriele Strehle von Strenesse lernten hier ihr Handwerk. Anstoß für Krauss ungewöhnlichen Studentenjob gab das Uni Projekt, 5-Euro-Business. Innerhalb von drei Monaten müssen dabei Studierende eine Firma auf die Beine stellen. Wie zufällig hörte der 20-Jährige damals, wie sich zwei Modeschülerinnen in der U-Bahn über ihre Schnittentwürfe unterhielten und nicht wussten, wo diese denn hinterher bleiben. Konstantin Kraus suchte sich also zwei Mitstreiter, alte Schulfreunde, ebenfalls Studenten in München und legte los.

    " Da haben wir am selben Tag noch vom Handy aus eine Modeschule angerufen , die wir im Internet gefunden haben, einfach mal so und gefragt. Die waren gleich begeistert von der Idee. Haben gesagt: Super Idee, gibt's das Unternehmen schon, schicken Sie uns ihr Konzept zu. Wir haben dann gesagt, nun mal langsam, das ist erstmal nur eine Idee, wir wollen die entwickeln. "

    Ein Wettlauf mit der Zeit begann. Ein Crashkurs jagte den nächsten: Marketing, Recht, Projektmanaging. Auf den theoretischen Projektteil an der Uni folgte der Praktische: Der virtuelle Shop musste befüllt werden:

    " Allein das Aufsetzen des Shops, das Füllen mit den Produkten, wir haben die ja abgeholt, zum Teil fotografiert mit eigenen Models, den Text dazu geschrieben, die Größen rausgesucht und die Preise uns ausgerechnet, geschaut, was sind realistische Preise, was können wir draufschlagen als Provision, das war sehr viel Arbeit. Gut dreieinhalb Wochen haben wir daran gesessen. "

    Studenten verkaufen Studentenprodukte – mit diesem Konzept überzeugte das Trio nicht nur ihre Projektleiter sondern auch die ungewollt Betroffenen - die Studentinnen der Meisterschule. Zwar gibt es ab und an die so genannten Kollektionsverkäufe, aber:

    " Ich finde es sicherlich eine gute Sache, weil nicht so viele Leute was mitkriegen von dem Kollektionsverkauf und vielleicht kann man dann übers Internet mehr verkaufen. "

    " Auf der anderen Seite ist das immer so eine Sache. Ich selber bin zwar nicht betroffen, aber Mitschülerinnen haben eben dort im Internet Kleider von sich gesehen und die jetzt plötzlich verkauft werden für sehr, sehr teures Geld, wo sich diejenigen dann doch gedacht haben, okay, was habe ich da für einen Nutzen draus bzw. was passiert mit den Teilen. Also es ist schon ein wenig zwiespältig, aber man ist doch sehr stolz, wenn das da so im Internet steht und man sieht, was die eigene Arbeit theoretisch wert wäre. "

    " Ich denke mal, je weit gefächterter unsere Sachen angeboten werden, umso besser. Die Schule hat einen guten Ruf und der lässt sich dann bestimmt noch ausbauen. Es ist ja auch eine Werbung für einen selbst wenn man jetzt sieht, die Sachen sind da und sie sind toll Ein Stück von mir ist zum Beispiel auf der Website der Meisterschule, da bin ich auch ganz stolz, obwohl ich nichts davon habe. "

    Die Studentenunternehmer haben finanziell bislang nur wenig von ihrer Firma mit der griffigen Internetadresse www.muniquestyle.de. Obwohl die leuchtenden Chiffon- und Seidenkleider, Hosenanzüge, Röcke und Blusen überwiegend in der Größe 38 stolze Preise bis zu 600 Euro haben. Eigentümer ist die Modeschule und Hauptzweck der Firma ist trotz allem sich als Manager zu üben.

    Konstantin Krauss konnte nebenbei sogar noch seine zwischenmenschlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Denn mit fünf Euro kommt man nur weiter, wenn man sich nicht scheut, Hilfe anzunehmen:

    " Wir haben alles durch Sponsoren bekommen, durch Freunde, durch Beziehungen, haben die Werbemittel auch dafür bekommen. Das war sehr erfolgreich. Man hat gesehen, dass man auch mit nichts ein Unternehmen gründen kann und gar nicht viel braucht. Viele denken, mein Gott, wenn ich ein Unternehmen gründe muss ich einen Finanzierungsplan aufstellen, muss Fragen beantworten und sehen wie ich an Geld komme, das stimmt gar nicht. Man kann durch Fragen und Kennen lernen von anderen Leuten so viel erreichen. Das hat mir dieses 5-Euro-Business auch ein bisschen gezeigt. "

    Gelohnt hat es sich auf jeden Fall für die drei Jungunternehmer: Die Jury des 5-Euro-Business-Wettbewerbs belohnte sie kürzlich mit dem ersten Platz und 1000 Euro Siegprämie.