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Studentische Jobvermittlung in Hamburg ringt ums Überleben

Die Agentur für Arbeit in Hamburg will die Jobvermittlung für Studierende zum 1. Januar 2006 schließen. Eine schlechte Nachricht besonders für ausländische Studierende, die sich oft ausschließlich durch Tagesjobs finanzieren. Protest gegen die Schließung gab es von den Studierenden, der Wissenschaftsbehörde, den Asten und vom Studierendenwerk. Jetzt diskutieren die Vertreter der einzelnen Institutionen über eine neue Trägerschaft für die studentische Jobvermittlung.

Von Christiane Glas |
    Morgens um halb sieben im Wartebereich der Jobvermittlung: 20 junge Frauen und Männer warten im grellen Neonlicht und hoffen auf einen Tagesjob. Sie werfen ihre Karten in einen Kasten, vielleicht werden sie ja ausgelost für heute. Eine Informatik- Studentin im 6. Semester ist finanziell auf diese Angebote angewiesen:

    "Leichte Tätigkeiten, vielleicht Einpacken, Briefe eintüten oder im Restaurant arbeiten. Lagerarbeit oder so..."

    Studierende, so argumentiert die Agentur für Arbeit, sind keine Beitragszahler und können deshalb auch nicht den Dienst der Vermittlung in Anspruch nehmen. Eine sehr kurzsichtige Einstellung, findet die Asta-Vorsitzende Janna Schumacher:

    "Unsere Argumentation ist natürlich, die Studierenden sind zukünftig die, die eben hohe Versicherungsbeiträge zahlen werden und darum die eigentlich die Agentur auch ein großes Interesse daran haben müsste, um diese zu unterstützen. Allerdings muss jetzt die Agentur Stellen abgeben an die ARGE um Hartz IV umzusetzen und im Rahmen dieser Sparmaßnahmen fällt eben auch die Jobvermittlung der Streichung zum Opfer. "

    Der ursprüngliche Plan der Arbeitsagentur, die Jobvermittlung zum 1.Januar zu schließen, ist zunächst vom Tisch. In zwei langen Gesprächen zwischen Studierendenwerk, den Asten, dem Hochschulrat und der Agentur für Arbeit wurde beschlossen, dass alle Beteiligten eine neue Trägerschaft für die Jobvermittlung finden wollen. Der Sprecher der Agentur für Arbeit Knut Börnsen kann sich alle möglichen Konstellationen vorstellen:

    "Es wäre auch eine Möglichkeit, dass wir eine Kooperation bilden, dass wir also mit dem Studentenwerk, mit der Behörde für Wirtschaft und Arbeit und unser Haus, also die Agentur für Arbeit Hamburg, gemeinsam dann ein Angebot, eine Dienstleistung für die Studenten und für die Auftraggeber entsprechend aufstellen."

    Solange die Verhandlungen über eine neue Trägerschaft laufen, bleibt die Jobvermittlungsstelle in der Arbeitsagentur geöffnet – allerdings mit einem reduzierten Angebot:

    " Öffnungszeiten sind reduziert, die Personalkapazitäten der Studentenvermittlung, so wie sie jetzt besteht, wird auch reduziert. Die Studenten werden dann auf Angebote zurückgreifen können, die offen ausgehängt sind. "

    Wie lange diese Übergangsfrist dauert, hängt von den Entscheidungen der einzelnen Institutionen ab. Die Agentur für Arbeit spricht von zwei bis drei, das Studierendenwerk von bis zu sechs Monaten. Der stellvertetende Geschäftsführer des Studierendenwerkes, Klaus Wonneberger, hat grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, die Trägerschaft für eine Jobvermittlung zu übernehmen:


    "Wir würden eine völlig neue Organisation auf die Beine stellen müssen, wir müssen uns das know-how für diese Aufgabe aneignen, das wird schon noch ein bisschen dauern."

    Noch völlig ungeklärt ist die Finanzierung der neuen Jobvermittlung. Der Asta-Vorstand der Uni Hamburg sieht die Arbeitsagentur in der Pflicht, das Studierenden-Werk zusätzlich auch die Stadt Hamburg. Die Vertreter der Agentur für Arbeit und auch das Studierendenwerk können sich die Zusammenarbeit mit privaten Vermittlungsfirmen vorstellen:

    "In anderen Regionen gibt es private Vermittler, private Organisationen, die das übernehmen, das läuft gut, wieso soll es hier in Hamburg nicht laufen? Wir schließen die von vornherein nicht aus, wir ermitteln sozusagen in alle Richtungen, wir können uns auch vorstellen, dass es in Kooperation dann funktioniert – gut funktioniert – dass staatliche und auch private Institutionen , Arbeitgeberunternehmen zusammenarbeiten."

    Der Uni-Asta dagegen schließt die Zusammenarbeit mit privaten Jobvermittlern kategorisch aus:

    "Um eben, das ist unser Interesse an der Sache, die sozialen Standards zu halten und eventuell noch zu verbessern. Zum Beispiel haben wir die Forderung nach einem Mindestlohn, das ist zum Teil auch umgesetzt, dass für schwere körperliche Arbeiten mindestens 10 Euro die Stunde gezahlt werden."

    Falls sich alle Beteiligten noch vor Jahresende auf eine umsetzbare Lösung einigen, wäre die Jobvermittlung für Studierende in Hamburg gerettet. Weitere Gespräche sind für Ende Januar geplant – dann soll vor allem die Finanzierung geregelt werden.