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Studentischer Austauschhelfer

Auslandsaufenthalte sind eine feine Sache, doch nicht alle jungen Menschen können sich das leisten. Diesen Leuten will Matti Spiecker aus Witten jetzt helfen. Der 24jährige hat zusammen mit ein paar Studienkollegen eine Stiftung gegründet, die für Schüler der 11. Klasse kostenlos Auslandsaufenthalte organisiert. Allerdings nicht in England, USA oder Frankreich, sondern in Entwicklungs- oder Schwellenländern.

Von Florian Peter |
    Die Schüler der 11. Klasse des Elsa-Brandström-Gymnasiums in Oberhausen lauschen gespannt den Worten von Seminarleiter Thu Phong. "Interkulturelles Training" steht heute Nachmittag auf dem Programm in der Schulbibliothek. Und mitten unter ihnen: Matti Spiecker. Über seine selbstgegründete Stiftung "Weltklasse" werden die Oberhausener Schüler auf Austauschreise gehen.

    "Die Schüler starten für vier Wochen in Kleingruppen in diese Länder und stellen Videokonferenzen in ihre Klassen her. Und nehmen auf diese Weise im Prinzip die gesamte Klasse mit auf ihre Reise und nehmen quasi eine Multiplikatorfunktion ein. Die Erfahrungen, die sie vor Ort sammeln in China durch die Projektarbeit und den Aufenthalt in den Gastfamilien, der wird sehr intensiv mit den Klassenkameraden dann eben auch geteilt." "

    Der 24-jährige Studierende aus Witten weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, fremde Kulturen hautnah zu erleben. Vor gut einem Jahr ist er mit ein paar Kommilitonen acht Monate durch die ganze Welt gereist, um sich für eine Studienarbeit über die verschiedensten, sozialen Projekte zu informieren. Dabei ist auch die Idee zu seiner Stiftung Weltklasse entstanden: Mit Hilfe von Sponsoren aus der Wirtschaft finanziert er jetzt Schülern die Möglichkeit, die Nöte und Probleme der Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern am eigenen Leib zu erfahren.

    Im Ausland werden die Schüler - wie bei einem normalen Austausch auch - in Gastfamilien untergebracht und von einheimischen Studierenden betreut. Vor Ort arbeitet Matti Spiecker dabei mit der Freiwilligen-Organisation "Greenway" zusammen, die er auf seiner eigenen Reise kennengelernt hat. Die sorgt auch dafür, dass die Austauschschüler nicht nur Land und Leute kennen lernen, sondern auch ein Stück Entwicklungshilfe leisten. In Thailand sollen die Schüler beispielsweise gemeinsam den unterschiedlichen Umgang mit Senioren in Europa und Asien über eine interkulturelle Fotoausstellung dokumentieren - und die Oberhausener Gymnasiasten packen in China an einem Wiederaufforstungsprojekt mit an. Auch deshalb sind die Schüler von Matti Spieckers Austausch begeistert.

    "Also es ist so überhaupt das erste Mal, wo ich so richtig weit weg bin. Weil sonst bin ich nur so - das weiteste Ziel war in Spanien. Und das ist auch mal was Neues: So weit weg und ganz alleine."

    " Aber ich denke das klappt und ich nehme auch ein Wörterbuch mit und dann können wir auch immer was nachgucken. Ich denke, die Sprache ist nicht das größte Problem: Erst mal da ankommen, alles kennenlernen und das mit der Sprache das wird schon gehen." "

    Drei Wochen später. Inzwischen sind die Vorbereitungen abgeschlossen und die ersten Schüler schon in China. Per Videokonferenz melden sie sich zum ersten Mal bei ihren Mitschülern in Oberhausen.

    Und noch eine weitere Woche später sind dann die ersten Austauschschüler aus Oberhausen wieder zurück. Ihr Fazit.

    "Eigentlich, denke ich, dass diese vier Wochen waren eigentlich zu wenig, um wirklich sehr viele Erfahrungen zu sammeln. Einige Erfahrungen - wie zum Beispiel, dass die Menschen anders sind, dass das Essen anders ist, die habe ich gesammelt und da bin ich froh drüber."


    "Es hätte noch viel länger sein können. Also das war total super. Und ich möchte am liebsten noch mal hin. Für mich hätte es also wirklich noch viel länger sein können. Und ich fand auch jetzt am Ende: Die Zeit ist so schnell rumgegangen, dass, wenn ich jetzt überleg, war es nicht für mich wie vier Wochen. "

    Für Matti Spiecker und seine Stiftung sind solche Reaktionen natürlich ein Erfolg - und deshalb will und wird er sein Projekt auch weiter vorantreiben, auch nachdem er sein Studium beendet hat. Die nächsten Schüler jedenfalls stehen schon in den Startlöchern.

    ""Im Januar werden die nächsten beiden Gruppen starten. Unter anderem die Gruppe vom Elsa-Brandström-Gymnasium aus Oberhausen. Und zwei Monate später werden dann weitere Gruppen starten. Und nächstes Jahr wollen wir das Ganze ausbauen auf drei weitere Schulen - das sind zunächst mal die mittelfristigen Pläne."

    Kostenloser Schüleraustausch mit Entwicklungshilfeansatz - Matti Spiecker aus Witten ermöglicht über seine Stiftung Weltklasse jungen Menschen, fremde Kulturen und deren Probleme kennen zu lernen.