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Studie
Aktionäre vertrauen Banken nicht mehr

Privatanleger haben ein großes Misstrauen gegenüber Banken. Das geht aus einer Studie hervor, die sich mit dem Käuferverhalten von Aktionären beschäftigt und jetzt in Frankfurt am Main vorgestellt wurde. Demnach lassen sich nur noch 27 Prozent bei ihrer Kaufentscheidung von einer Bank beraten.

Von Michael Braun | 12.02.2014
    Sie misstrauen den Kursen, sie misstrauen den Großaktionären, sie misstrauen den Banken. Denen vor allem - deshalb kaufen nur 7,5 Prozent der Deutschen Aktien, deshalb ist der seit 2009 laufende Kursaufschwung an den meisten vorbeigegangen. Wer soll die potenziellen Käufer informieren? Die Banken haben da ganz schlechte Karten, weiß der Bochumer Ökonom Professor Bernhard Pellens:
    "Das Vertrauen in Banken ist gesunken, und zwar dramatisch gesunken. Und zwar sagen jetzt nur noch 30 Prozent der Retailer, dass sie sich über Banken hinsichtlich der Kaufentscheidung informieren."
    Aktionäre misstrauen den Banken
    Vor sechs Jahren, vor der Lehman-Pleite und dem Ausbruch der Finanzkrise, vertrauten noch 39 Prozent der Privatanleger dem Ratschlag ihrer Bank oder Sparkasse. Jetzt sind es nur noch 27 Prozent. Das mag in geringem Umfang auch daran liegen, dass viele Institute nicht mehr beraten wollen oder dürfen: Zu hoch seien ihnen die Regulierungshürden, hieß es heute. Zum Misstrauen gegenüber den Banken kommt das gegenüber Großanlegern hinzu, deren oft nur kurzfristige Interessen nicht mit denen der Privatanleger übereinstimmen.
    "Wir haben erheblich gestiegene Ängste insbesondere vor Mehrheitsaktionären und Banken, die sich auf Kosten, so glauben diese Retailer, bereichern."
    Privatanleger sind an Mitbestimmung kaum interessiert
    Privatanleger sind dagegen eher an dauerhaft stabilen Erträgen interessiert, eher an Dividenden als an zum Beispiel kurssteigernden Aktienrückkäufen durch das Unternehmen. Das erklärt sich freilich auch damit, dass Dividenden steuerlich nicht mehr benachteiligt werden. Denn jetzt werden auch Kursgewinne besteuert, sie haben also an relativer Attraktivität verloren. Kaum interessiert sind Privatanleger allerdings an Mitbestimmung, hat Professor Pellens herausgefunden:
    "Das erschreckendste Ergebnis eigentlich für die aktuellen Fragen - mehr Aktionärsdemokratie: Sie kennen diese aktuellen Entwicklungen, die in Brüssel diskutiert werden, noch mehr Aktionärsdemokratie eben einzuführen, der Hauptversammlung noch mehr Kompetenzen zu geben - ist die Tatsache, dass 36 Prozent der Retailaktionäre sagen - trotz aller gesetzlichen Veränderung -, dass sie ihr Stimmrecht direkt und indirekt nicht ausüben."
    Wenig Interesse an der Stimmabgabe - das passe nicht zu den Bemühungen auf europäischer und nationaler Ebene, der Hauptversammlung immer mehr Rechte zukommen zu lassen. Auch daraus formuliert die Geschäftsführerin des Deutschen Aktieninstituts, Christine Bortenlänger, eine Handlungsempfehlung:
    "Die Umfrageergebnisse bestätigen eines unserer Kernanliegen, nämlich unsere Forderung nach mehr politischem Einsatz für die ökonomische Grundbildung."
    Anleger bedienen sich den Medien
    Bisher informieren sich Anleger vor allem aus Zeitungen und anderen Medien. Die halten sie für aktueller, verständlicher und auch vertrauenswürdiger als die zweitwichtigste Quelle: die Geschäftsberichte.
    Die Umfrage basierte auf Daten aus dem Aktionärskreis der Deutschen Post. Sie seien aber auf alle Aktionäre in Deutschland hochgerechnet worden und also repräsentativ, sagte der Bochumer Wissenschaftler. Die Post hatte die Umfrage gestützt, weil sie - wie andere Unternehmen auch - Privatanleger anwerben will. Viele Privatanleger sind für jeden Vorstand angenehmer als wenige, oft aggressive Großaktionäre.