Mobilität
Studie: Fahrerloser ÖPNV kann Milliarden einsparen

Der Öffentliche Personennahverkehr in Deutschland wird von Bund und Ländern pro Jahr mit fast zwölf Milliarden Euro gefördert. Ein großer Teil davon entfällt auf die Busflotten der Verkehrsbetriebe. Laut einer aktuellen Studie ließen sich die Kilometerkosten um bis zu 80 Prozent verringern - wenn die Busse autonom unterwegs wären.

    Vor der Elbphilharmonie in Hamburg steht ein weiß-rotes Elektro-Shuttle vom Typ "Holon urban".
    Autonom fahrende Busse - wie beispielsweise der "Holon urban" - könnten Bund und Ländern Milliarden-Einsparungen bringen. (- / Holon / dpa / -)
    Für ihre Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, haben die Autoren der Unternehmensberatung PwC und der Universität St. Gallen ein Szenario entworfen, nach dem bis 2047 rund drei Viertel des ÖPNV mit autonom fahrenden Bussen betrieben wird. Das wären den Berechnungen zufolge 85.300 fahrerlose Busse für bis zu 60 Fahrgäste, Kleinbusse für bis zu16 Passagiere und sogenannte Robotaxis, wie es sie in den USA und in China schon länger gibt. Die Investitionen dafür beziffert die Studie mit knapp sechs Milliarden Euro für die nächsten rund 20 Jahre.

    Zulassung bisher nur für Probebetrieb

    Derzeit ist ein solches Szenario noch weit entfernt, weil es in Deutschland noch keine serienmäßige Zulassung für voll autonom fahrende Busse gibt. Aber es gibt zahlreiche Pilotprojekte, in denen der Einsatz von autonom fahrenden Bussen meist mit kleineren Flotten in begrenzten Gebieten getestet wird. So erhielt der Fahrzeughersteller Holon jüngst eine Genehmigungdes Kraftfahrt-Bundesamtes für den bundesweiten Testbetrieb seines Elektro-Shuttles "Holon urban". Außerdem hat die Bundesregierung einen Rechtsrahmen für vollautonomes Fahren in Deutschland geschaffen, der von Branchenfachleuten überwiegend positiv bewertet wird. 

    Bis zu 80 Prozent weniger staatliche Zuschüsse pro Kilometer

    Für den Staat ergäben sich laut PwC erhebliche Einsparpotenziale. Schon 2035 könnte demnach ein optimierter Robobus pro Kilometer im besten Fall bis zu 80 Prozent an öffentlichen Zuschüssen einsparen im Vergleich zu einem herkömmlichen Linienbus, mindestens aber 40 Prozent – je nach verglichenem Fahrzeugtyp.
    Der Hauptfaktor dabei ist der komplette Wegfall der Kosten für den Fahrer oder die Fahrerin. Aber auch bei der Produktion insbesondere von Robotaxis und kleineren Bussen könne eingespart werden, weil keine Spiegel, Lenkräder oder Pedale mehr nötig seien, sodass die Preise für die Fahrzeuge sinken könnten. 

    Kein Geld für ÖPNV-Ausbau

    Für die Organisation des ÖPNV in Deutschland sind die Bundesländer verantwortlich. Zur Finanzierung erhalten sie vom Bund unter anderem sogenannte Regionalisierungsmittel. Diese belaufen sich im aktuellen Jahr auf rund 11,5 Milliarden Euro. Aus Sicht der Verkehrsunternehmen reicht diese Summe nicht aus, um allein das aktuelle Angebot bereitzustellen, geschweige denn, es auszubauen. 
    Bis zur Corona-Pandemie waren die Verkehrsunternehmen laut ihrem Branchenverband VDV dazu in der Lage, rund drei Viertel ihrer Betriebskosten selbst zu finanzieren, etwa über die Ticketverkäufe. Die verbleibenden 25 Prozent kamen demnach vom Staat. Mit der Pandemie und der Einführung des Deutschlandtickets – einem bundesweit gültigen Monatsabo für den ÖPNV – habe sich das Verhältnis nahezu umgekehrt: Inzwischen könnten nur noch 30 Prozent der Betriebskosten über die Ticketeinnahmen gedeckt werden, 70 Prozent kämen aus öffentlichen Mitteln. Mit einer weitgehend autonom fahrenden Busflotte könnten die öffentlichen Mittel laut PwC zumindest wieder auf unter 60 Prozent der ÖPNV-Betriebskosten gedrückt werden.
    Diese Nachricht wurde am 15.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.