
9. Dezember 1968 - In der Hamburger Ernst Merck-Halle kochen die Emotionen hoch. Dabei hat die Uraufführung von Hans Werner Henzes "Floß der Medusa" noch gar nicht begonnen. Was war passiert? Henze verkündet im Vorfeld, dass er sein Oratorium dem Revolutionär Che Guevara widmen will. "Der Spiegel" nimmt Henze diese Geste nicht wirklich ab und bezeichnet ihn als "Salonlinken". Das konservative Publikum betrachtet Henze dagegen als "Kommunisten".
Unmittelbar vor der Uraufführung demonstrieren Studenten in der Halle gegen den bürgerlichen Musikbetrieb. Mitglieder des West-Berliner RIAS Kammerchors weigern sich unter einer Roten Fahne aufzutreten, die die Protestierenden an der Bühne angebracht haben. Ein Einsatzkommando der Polizei versucht die Lage mit Gewalt in den Griff zu bekommen. Hans Werner Henze distanziert sich noch auf der Bühne von dem brutalen Vorgehen und verschwindet. Der NDR bricht die Radioübertragung ab und sendet stattdessen einen Mitschnitt der Generalprobe.
Damals ein handfester Skandal. Heute kaum noch vorstellbar, das wegen einem Stück zeitgenössischer Musik so die Wellen hochschlagen. Warum das so ist, unter anderem das hat die Musikwissenschaftlerin Anna Schürmer in ihrer Dissertation untersucht.
Damals ein handfester Skandal. Heute kaum noch vorstellbar, das wegen einem Stück zeitgenössischer Musik so die Wellen hochschlagen. Warum das so ist, unter anderem das hat die Musikwissenschaftlerin Anna Schürmer in ihrer Dissertation untersucht.
Anna Schürmer: "Klingende Eklats. Skandal und Neue Musik"
Histoire Band 118, transcript, 356 Seiten, 39,99 Euro.
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