Antrieb der Bakterien
Studie löst Rätsel um Geißel-Fädchen

Seit den 1950er-Jahren rätseln Wissenschaftler, wie genau sich der Bewegungsapparat von Bakterien aufbaut. Nun hat ein Forschungsteam unter der Leitung der Humboldt-Universität Berlin die komplette Struktur der bakteriellen Geißel, dem sogenannten Flagellum, entschlüsselt.

    Zu sehen ist ein Bakterium, das viele dünne und lange Geißeln an sich trägt, mit denen es sich fortbewegt.
    Das Bakterium Peritrichous mit viel Flagellum (IMAGO / Depositphotos / aamine29000 via imago-images.de)
    Wie die HU in Berlin mitteilte, konnten die Forschenden das Flagellum in seinem ursprünglichen Zustand darstellen - also in der korrekt gefalteten Form des Moleküls. Darüber hinaus gelang es dem Team, bisher unbekannte Schlüsselmomente des biologischen Selbstaufbaus aufzuklären. Durch diesen Prozess würden die komplexen Strukturen des Flagellums Schritt für Schritt am Bakterium zusammengebaut.
    Die bakterielle Flagelle ist eines der größten und komplexesten makromolekularen Maschinen der Natur. Sie besteht aus einem Basalkörper, einem Haken und einem langen extrazellulären Filament, einem langen, dünnen Proteinfaden. Durch Rotation des Flagellums können krankmachende Mikroorganismen, wie Salmonella enterica und Campylobacter jejuni, sich gezielt fortbewegen, an Oberflächen haften und Wirtszellen kolonisieren.

    Grundlage für künftige Forschung

    Weiter hieß es, die Erkenntnisse lieferten wichtige Einblicke in den molekularen Aufbau eines der komplexesten Bewegungsapparate der Natur. "Unsere Studie enthüllt ihre Architektur in bislang ungekanntem Detail und schafft eine Grundlage für zukünftige Arbeiten an bakterieller Beweglichkeit, Infektion und synthetischer Biologie", erklärte Prof. Marc Erhardt, Leiter der Arbeitsgruppe Molekulare Mikrobiologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und Letztautor der Studie.
    Die Ergebnisse der Forschung wurden auch in der Fachzeitschrift "Nature Microbiology" veröffentlicht.
    Die Ergebnisse der Forschung wurden auch in der Fachzeitschrift "Nature Microbiology" veröffentlicht.
    Diese Nachricht wurde am 10.07.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.