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Studie zu Medien
Von Vertrauen und Zweifeln

"Lügenpresse": Das Schlagwort ist nicht neu. Doch seit es von Pegida- und AfD-Anhängern aufgegriffen wurde, erlebt die Parole eine erstaunliche Renaissance - die Spuren hinterlässt, wie eine neue Studie zeigt.

02.05.2016
    Anhänger der Alternative für Deutschland (AfD) demonstrieren in Rostock gegen die deutsche Asylpolitik, auf einem Schild steht "Lügenpresse".
    Für Anhänger der Alternative für Deutschland (AfD) gibt es in Deutschland eine "Lügenpresse". (dpa / picture alliance / Bernd Wüstneck)
    Langjährige Korrespondenten, die sich gemein machen mit den Mächtigen. Überregionale Tageszeitungen, deren Positionen sich immer weiter annähern. Kurz: Mainstream - warum wir den Medien nicht mehr trauen. In seiner Anfang März erschienen Untersuchung mit diesem Titel wirft der Leipziger Journalismusforscher Uwe Krüger einen kritischen Blick auf die deutsche Medienlandschaft.
    Im Gespräch mit dem DLF-Magazin "Markt und Medien" spricht er von einer Entwicklung, die er erstmalig bei der Berichterstattung über die sogenannte Orangene Revolution in der Ukraine wahrgenommen habe - und die bei vielen anderen Menschen in der Berichterstattung über die Ukraine-Krise seit 2014 angekommen sei. Eine Entwicklung, die mit dem Aufkommen des Internets begonnen und sich seit Beginn der sogenannten sozialen Medien verstärkt habe, so Krüger.
    Vorgaben für die Berichterstattung?
    Eine aktuelle Studie zum "Vertrauen in die Medien" kommt zu dem Ergebnis: Ein Großteil der Bevölkerung hält die etablierten Medien nach wie vor für glaubwürdig - allerdings zweifeln viele an deren Unabhängigkeit. Die Studie wurde vom Bayrischen Rundfunk in Auftrag gegeben; durchgeführt und analysiert wurde die repräsentative und zufällige Befragung von 1000 Menschen durch das Institut TNS emnid in Bielefeld zwischen dem 11. März und 2. April dieses Jahres.
    Laut den Ergebnissen der Befragung halten 75 Prozent der 1.000 Befragten das öffentlich-rechtliche Fernsehen und die Tageszeitungen für glaubwürdig. Gut zwei Drittel denken dies auch über das öffentlich-rechtliche Radio. 60 Prozent der Befragten sind allerdings auch der Ansicht, dass als unerwünscht geltende Meinungen ausgeblendet werden und dass es Vorgaben für die Berichterstattung etwa von staatlicher Seite oder den Parteien gibt.
    Nicht nur über Probleme, sondern auch Lösungsansätze berichten
    Der Studie zufolge informieren sich 56 Prozent der befragten Bürger ab 18 Jahre beinahe täglich über das öffentlich-rechtliche Fernsehen, 47 Prozent über öffentlich-rechtliche Radioprogramme, und 45 Prozent lesen täglich eine regionale oder überregionale Tageszeitung. Die Befragten hielten die Nachrichtenmedien grundsätzlich für verständlich. Das Fernsehen der öffentlich-rechtlichen Sender liegt hierbei mit 86 Prozent an der Spitze, gefolgt von den Tageszeitungen (82 Prozent) sowie dem öffentlich-rechtlichen Radio (76 Prozent).
    Die Befragten wünschten sich von den Nachrichtenmedien vor allem, dass sie nicht nur über Probleme, sondern auch über Lösungsansätze berichten. Zwei Drittel fanden, dass Medien Sachverhalte nicht zu sehr vereinfachen oder zu stereotyp darstellen sollen. Die Mehrheit will zudem mehr Transparenz in den Medien. Diese sollten die Quellen ihrer Informationen besser und detaillierter offenlegen.
    (bor/tj)