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Sprachenerwerb
Studie: Zuhause Deutsch zu sprechen, ist für fremdsprachige Kita-Kinder kein Muss

Laut einer Studie müssen fremdsprachige Familien zuhause nicht nur Deutsch sprechen für einen Sprachenerwerb.

    Bad Homburg: Schüler einer 3. Klasse melden sich im Unterricht.
    Wer eine Kita besucht, muss nicht umbedingt Deutsch zuhause sprechen, um für den weiteren Bildungsweg in Deutschland gut vorbereitet zu sein. (dpa/ Andreas Arnold)
    Das lernten Kindergartenkinder ohnehin gut, teilten die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt und die Pädagogische Hochschule Heidelberg mit. Empfehlungen, zu Hause nur Deutsch zu sprechen, seien angesichts der gesammelten Daten nicht haltbar. Dies ginge vielmehr auf Kosten der Herkunftssprache. Eine gezielte Förderung herkunftssprachlicher Kompetenzen könne aufgrund der vorhandenen Sprachenvielfalt nicht in der Kita erfolgen. Der Aufbau solcher Kompetenzen sei Sache der Familie.
    Das Kooperationsprojekt "IMKi - Effekte einer aktiven Integration von Mehrsprachigkeit in Kindertageseinrichtungen" lief den Angaben zufolge sechs Jahre lang. In 19 süddeutschen Einrichtungen hätten Forscher die Entwicklung von Kindern und Eltern sowie der pädagogischen Fachkräfte und ihrer Einrichtungen begleitet. Im Fokus standen demnach Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren, die migrationsbedingt mehrsprachig aufwachsen.
    Pädagogik-Professor Jens Kaiser-Kratzmann sagte: "Die Ergebnisse unserer Langzeitstudie zeigen, dass eine intensive Einbeziehung von Mehrsprachigkeit in den Alltag einer Kindertagesstätte keine negativen Effekte auf die Entwicklung von Deutsch als Umgebungssprache der Kinder hat. Entgegen dieser Befürchtung von Fachkräften und Eltern deuten die gesammelten Erfahrungen stattdessen darauf hin, dass eine bewusste und fundierte Auseinandersetzung mit der kindlichen Mehrsprachigkeit im Alltag zu mehr und qualitativ hochwertigeren sprachlichen Interaktionen unter den Kindern beziehungsweise zwischen Fachkraft und Kind führen kann." Kaiser-Kratzmann sieht einen großen Bedarf an Weiterbildung zum Thema Mehrsprachigkeit in Kitas. Die Bildungs- und Erziehungspläne der Länder räumten der Sprachförderung zwar einen großen Stellenwert ein und forderten dabei auch den Einbezug der Mehrsprachigkeit. Aber Wissen und Kompetenzen dazu würden in der Fachkraftausbildung nicht umfassend vermittelt.