Dienstag, 19. März 2024

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Studie zum Kinoerlebnis
"Langeweile wird zu Hause stärker erlebt"

Seit die Streaminganbieter ihre Filme nicht mehr Wochen vorher in die Kinos bringen, sondern online stellen, geht es um den Wert des Kinos an sich. Eine Studie liefert nun Argumente. Psychologin Kerstin Fröbel sagte im Dlf über den Kinobesuch: "Es scheint ein emotional intensiveres Erlebnis zu sein."

Kerstin Fröber im Corsogespräch mit Ina Plodroch | 10.02.2020
Ein Kinosaal mit leeren Sitzreihen.
Bald nur noch leere Kinosäle? Mitnichten, denn das Filmerleben ist stärker als im Heimkino (imago | allover-mev)
Das Ende des Kinos sollte schon seit dem Fernseher oder dem Videorekorder kommen. Nun ist das Thema wieder sehr aktuell, denn immer öfter produzieren die Streaminganbieter Filme, die jeder direkt zu Hause anschauen kann. Kinobetreiber und Festivalmacher stören sich an der Praxis, die schon wieder das Ende des Kinos bedeuten könnte. Genau an diesen Punkt setzt eine neue Studie von den Psychologen Roland Thomaschke und Kerstin Fröber an.
Kerstin Fröber gehe gerne ins Kino, erzählte sie, und sie habe bei sich selbst die Erfahrung gemacht, dass es ein anderes Erlebnis sei, einen Film im Kino zu schauen. "Aber da man ja von sich selber nicht auf andere schließen kann, war es mir wichtig, dass noch mal in einer kontrollierten, experimentellen Studie zu überprüfen."
Emotionen während eines Kinobesuchs getestet
In der Studie haben sie sich an Modellen aus der empirischen Ästhetik orientiert, "die davon ausgehen, wenn man ästhetischen Stimuli ausgesetzt ist - wozu Filme zählen -, dass man immer emotionale Reaktionen hat und zu einem absoluten Urteil kommt". Deshalb haben sie diese beiden Aspekte auch in einem Fragebogen abgefragt. Die Teilnehmer haben dann einen Spielfilm auf dem Sofa, zu Hause oder im Kino geschaut: "Von komischen Vögeln", ein bewusst unbekannter Film.
"In diesem Gefühlsfragebogen wurden 21 Gefühle abgefragt, bei 15 kam raus, dass sie im Kino stärker erlebt wurden." Faszination habe den größten Effekt gehabt, aber auch Traurigkeit. Es gab nur eine Ausnahme: "Langeweile, die wurde zu Hause stärker erlebt."
Langeweile vor allem zu Hause
Woran das liege, sei noch nicht der Fokus der Studie gewesen. Es ging nur um den Kontext des Filmschauens, die Ursachen seien aber noch nicht geklärt. Ein Trend habe sich aber angedeutet, ohne signifikant zu sein. "Dass der Film zu Hause besser wegkommt, wenn ich externe Lautsprecher verwende und die besten Bewertung waren, wenn mit Kopfhörern geguckt wurde."
Die Vermutung ist, dass es da um das Immersive gehe, also das Eintauchen in den Film. Fröbel hoffe, dass diese Studie verdeutliche, dass es sich lohne, ins Kino zu gehen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.