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Studien für ineinandergesetzte Quadrate

Der Maler Josef Albers war stellvertretender Direktor des Bauhauses und ging in der NS-Zeit in die USA. Bekannt ist er für seine ineinandergesetzten Quadrate aus einer Farbfamilie. Die Morgan Library New York zeigt Werke von Josef Albers auf Papier, die sehr persönlich sind.

Von Sacha Verna |
    "Ich erweise nicht dem Quadrat die Ehre", sagte Josef Albers einmal. "Es ist lediglich der Teller, auf dem ich meine Verrücktheit nach Farbe serviere."

    Das ist Isabelle Dervaux. Albers habe oft kulinarische Metaphern benutzt und wir befänden uns nun in Albers' Küche. Was die Kuratorin damit meint, sind die über 80 Studien, die die Pierpont Morgan Library präsentiert, eine Art Ölskizzen auf Papier für die Bilderserien, in denen Josef Albers arbeitete.

    "Diese Studien zeigen, wie Albers herumprobierte. Seiner Ansicht nach bildeten Vergleich, Versuch und Irrtum die einzige Methode, um zur besten Kombination von Farben und Formen zu gelangen. Hatte er eine perfekte Kombination gefunden, machte er daraus ein Bild. Die Studien sind viel experimenteller und sinnlicher als die Bilder. Sie haben fast schon expressive Qualitäten, während Albers in den fertigen Bildern ja jede persönliche Handschrift vermied."

    Die berühmteste und mit 2000 Werken die umfangreichste von Josef Albers' Bilderserien ist "Homage to the Square", die Hommage an das Quadrat, die zwischen 1950 und dem Tod des Künstlers 1976 entstand. Darin bedient sich Albers konzentrischer Quadrate, um die visuellen Wunderspiele mit Farben zu inszenieren, für die er berühmt geworden ist. Orange, das an der Grenze zu Grau anders wirkt als umgeben von Rot. Grün, das von Blau, Weiss, das von Schwarz verwandelt wird.

    "Albers benutzte die Farben meistens unvermischt, so wie sie aus der Tube kamen. Er bestellte sie bei verschiedenen Herstellern und probierte sie nebeneinander aus, um die Unterschiede etwa zwischen einzelnen Grüns zu sehen. Auf diesen Farbpaletten notierte er die Namen der Hersteller, die Nummer der Farbtöne und so weiter."
    Solche Bleistiftnotizen bedecken die Ränder von vielen der versammelten Blätter. Manchmal schrieb Albers auch direkt in die Farbflächen hinein. Durch diese Unmittelbarkeit und durch die Stofflichkeit des Papiers und des Farbauftrags erhalten die Exponate einen ganz eigenen Reiz.

    Die meisten Studien sind undatiert und bilden oft die Grundlage für mehr als nur ein Bild. Das verleiht ihnen einen beinahe autonomen Werkcharakter. Allerdings ist ungewiss, ob Josef Albers sich über diese Atelierschau freuen würde. Jedenfalls hat er seine Studien zu Lebzeiten nie ausgestellt, geschweige denn gerahmt und mit Passepartouts versehen. Doch dazu erklärt Isabel Dervaux:

    ""Wir präsentieren diese Arbeiten nicht als fertige Werke. Wir zeigen, wie und wo Albers über Farben nachdachte und damit experimentierte.2"

    "Ich bin kein Akrobat in meinen Bildern. Ich bin ein Koch." Auch das sagte Josef Albers einmal. Der Meister mag nicht mehr am Herd stehen, aber die Spuren seiner Kochkünste zu betrachten, erweist als sehr bekömmlicher Augenschmaus.

    Ausstellungsinfos:
    The Morgan Library and Museum, New York: Josef Albers in America: Painting on Paper. Bis 14. Oktober 2012