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Studiengang Wasser

Das Lebenselexier "Wasser" bedeckt 70 Prozent des blauen Planeten: unserer Erde. Allerdings sind nur 2, 5 Prozent davon Süßwasser, also als Trinkwasser nutzbar. Genau betrachtet ist der größte Teil davon als Eis an den Polen und im Grundwasser gebunden. Es bleiben gerade mal 0,007 Prozent des kühlen Nass zur Trinkwassergewinnung. Ob das reicht? Im Moment schon, allerdings hat sich der Wasserverbrauch weltweit in den letzten 60 Jahren verdoppelt. Die Ursachen: das rasante Bevölkerungswachstum, Verschmutzung und Wasservergeudung. Wir blicken also trockenen Zeiten entgegen und schon jetzt werden Kriege geführt, die auch mit den Wasserreserven zu tun haben. Die Uni Duisburg will diesem Problem etwas entgegensetzen. Und zwar: eine neue Generation von Wasser - Experten. In diesem Sommersemester haben die ersten rund 70 Studenten ihr Studium aufgenommen.

Von Ingeborg Sahm | 07.01.2002
    Einhalb O 2 plus h zwei O plus zwei e minus wird zu zwei OH; U gleich 0,o59 Volt mal Logarithmus aus C eins geteilt durch C zwei; Zn ist gleich Zn hoch 2 plus, plus zwei e.

    Auf der Tafel stehen Formeln, am Pult stehen zwei Studentinnen in weißem Kittel und Schutzbrille, die für ihre Kommilitonen Versuche vorbereitet haben. Rund hundert Studenten büffeln hier die Grundlagen der Chemie. Das sind Chemiestudenten, Maschinenbauer und die neuen: die studieren seit diesem Sommersemester: "Wasser". Hans-Curt Flemming ist ihr Professor und erklärt, warum die Uni Duisburg diesen Studiengang eingeführt hat:

    Wir haben uns überlegt, was man in der neuen Landschaft von Studiengängen, die sich im Moment rapide verändert, wirklich interessantes anbieten kann. Und das ist natürlich klar, in Nordrhein-Westfalen hat man sehr viel gemacht, was die Verbesserung der Wasserqualität betrifft und das ist ein Wissensvorrat, der sich hier angehäuft hat, der weiter gegeben werden kann. Dann haben wir uns überlegt, einen auslandsorientierten Studiengang zu entwerfen und anzubieten.

    Auslandsorientierter Studiengang bedeutet hier, dass die Vorlesungen auf englisch abgehalten werden, schon im Grundstudium ein Auslandssemester dazu gehört und die Studieninhalte, neben den Grundlagen wie Chemie, Mikrobiologie und Datenverarbeitung, darauf gerichtet sind, dass die Studenten auch mit den Wasserressourcen anderer Länder vertraut sind. Aber als was werden sie später überhaupt arbeiten, welchen Beruf erlernen die Duisburger Wasser-Studenten?

    Das ist eigentlich das Problem, was wir hatten und immer noch haben: was ist man dann eigentlich, ist man dann Diplom-Wasser? Letzten Endes ist man das. Also, was wir ausbilden sind Wasser Expertinnen und Experten. Und das sind Leute, die wissen, wie man mit Wasser umgeht und zwar auch unter ungünstigen Bedingungen. Das heißt also, wo man Wasser gewinnen kann, wie man dieses Wasser aufbereiten muss, was sind die minimal Anforderungen, wie man dieses Wasser aufbewahren kann, wie man's transportieren kann und wie man dann das Abwasser wieder behandelt. Und das kann man hier lernen.

    Die Wasser - Experten müssen neben den technischen Aspekten, wie Entsalzungsanlagen oder Brunnenbau, auch die Zusammensetzung des Wassers beurteilen können. Denn: Trinkwasser muss auch hygienisch sauber sein. Hans-Curt Flemming:

    Ein wesentliches Problem beim Wasser besteht in der Infektionsgefahr und dafür muss man was machen. Und das kann man nicht nebenher, mit einem Chemie -Studium machen, da muss man wissen, womit man's zu tun hat und deshalb ist es für uns auch so wichtig, dass von Anfang an die Mikrobiologie auch dabei ist.

    Und genau diese Mischung aus Chemie, Mikrobiologie, Technik und Umweltschutz interessiert mehr Schulabgänger als die Uni angenommen hat. Die Professoren hatten für dieses erste Semester im Studiengang Wasser, der so an keiner anderen Universität angeboten wird, mit ca. 30 Einschreibungen gerechnet. Im Hörsaal sitzen aber bereits über 70 Studentinnen und Studenten - und die fühlen sich hier ganz in ihrem Element: dem Wasser:

    Mich reizt daran der Umwelt-Aspekt, dass man eben was positives bewegen kann Ich glaube, dass wir wirklich in der Lage sein werden, die Qualität von Wasser zu bestimmen und dann auch Meerwasser zu entsalzen und vielleicht beraterisch weltweit tätig zu sein. Ich denke, es ist genial, weil es gerade so spezifisch ist und wenn man was mit Wasser machen will, dann hat man jetzt alle Aspekte von der Technik, Mikrobiologie, Chemie, also das ist alles zusammen gefasst und das ist schon gut.

    Ich hab den Studiengang gewählt, weil ich auch Naturwissenschaften studieren wollte, mich aber nicht auf eine beschränken wollte und hier hab ich halt die Möglichkeit, Chemie und Mikrobiologie zusammen zu studieren.

    Ich halt das für ziemlich wichtig, weil davon gibt's immer weniger auf der Welt und dafür werden auch Kriege geführt. Ich will mal später ins Ausland gehen und mit helfen, dass die halt sauberes Wasser bekommen, mit einfachen Methoden das Wasser zu reinigen, mit Methoden, die den Leuten auch zur Verfügung stehen. Ich weiß auch nicht genau, das werden wir hier noch lernen.