"Ich finde es sehr wichtig, dass ich am Studienkolleg bin. Man lernt besser deutsch, ... man lernt die Fachbegriffe, man lernt mit den Büchern umzugehen, die Umgebung, die Stadt kennen zu lernen, natürlich ist es sehr hilfreich, wenn man schon weiß, wo man ist und was man später studieren möchte, sich einfach zu integrieren."
Anna Boras aus Kroatien absolviert das Studienkolleg der Universität Köln. Im so genannten M-Kurs bereitet sie sich auf das Studium der Medizin vor.
Wie lange es für sie und ihre Kommilitonen aus 41 verschiedenen Ländern diese Möglichkeit noch gibt, ist derzeit fraglich. Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart hat sich der Kritik des Landesrechnungshofes angeschlossen, wonach die Studienkollegs ineffizient seien, insbesondere deshalb weil die Mehrzahl ihrer Absolventen hinterher gar nicht in NRW studiere.
Das aber liege gar nicht an den Studienkollegs, sondern am zentralen Zuweisungsverfahren, entgegnet Harald Klingel, Direktor der beiden Kölner Studienkollegs an Universität beziehungsweise Fachhochschule.
"Es ist ein Systemfehler, dass nicht alle Studierenden aus den Studienkollegs an den NRW-Hochschulen ankommen, der Systemfehler liegt darin, dass eben nicht die Hochschulen die Studierenden auswählen und zu den Studienkollegs schicken, wo sie dann eben ihre Studienvorbereitung erhalten und danach den Studienplatz den sie bekommen sollen, sondern eine zentrale Behörde, die nicht einmal eine Hochschule ist, sondern die Bezirksregierung Düsseldorf, weist die Studierenden zu - und nach der Abschlussprüfung des Studienkollegs, die die Studierfähigkeit feststellt, werden die Leute zunächst wieder auf die Straße gesetzt, müssen sich neu bewerben. ... "
Aber anstatt dieses Zuweisungsverfahren zu ändern, erwägt die Landesregierung die Studienkollegs komplett abzuschaffen. Das wäre ein fataler bildungspolitischer Alleingang, so die SPD-Landtagsabgeordnete Heike Gebhard:
"Ich halte das nicht für richtig: Einerseits denke ich würden wir uns bildungspolitisch innerhalb Deutschlands isolieren, wir wären das einzige Bundesland, das hier vorpreschen würde an dieser Stelle, und international halte ich es darüber hinaus für problematisch, auch da würden wir uns isolieren, weil wir die Chancen Menschen aus Drittweltländern hier zu integrieren, eine Möglichkeit der Qualifizierung zu geben, und dann mit dieser Qualifizierung zurück in ihre Heimat zu gehen, ein Stück weit beschneiden würden. "
Die Studienkollegs in NRW abzuschaffen - das bedeutet, man will die gesamte Studienvorbereitung outsourcen. Das mag ökonomisch vernünftig klingen, sei aber in der Sache unrealistisch, ja weltfremd, kritisiert der Philologenverband. Wie soll denn die chinesische Studentin zu Hause ihr Deutsch perfektionieren? Und wie soll der zukünftige Physikstudent in Bukina Faso naturwischaftliches Experimentieren lernen, wenn die Labors in den Schulen fehlen. Das liefe auf reine Kreide-Physik hinaus.
Die Studienkollegs leisten diese umfassende allgemein- und fachsprachliche sowie fachliche Vorbereitung - und noch mehr erläutert Jürgen Körner, der sieben Jahre an der Universität Budapest gearbeitet hat. Heute unterrichtet er Mathematik, Physik und Informatik am Studienkolleg der Fachhochschule Köln.
"Gerade bei asiatischen Studenten erlebt man oft, das sie sich sehr passiv verhalten, nicht weil sie nichts zu sagen hätten, sondern weil sie sich irgendwo zurückhalten möchten, der Lehrer hat den Vorrang, und wenn eine Frage an den Lehrer gestellt würde, das wäre fast wie eine Beleidigung dem Lehrer gegenüber, dass der Lehrer das das nicht richtig erklärt hat und im Deutschen sehen wir das ganz anders, da möchten wir gerade eine aktive Beteiligung, dass Fragen gestellt werden, wenn Galileo Galilei, Newton oder Einstein, Physiker und Mathematiker keine Fragen gestellt hätten, wo wären wir dann heute ... so gesehen trainieren wir gerade, dass die Studenten sich aktiv in den Unterricht eingeben und nicht passiv als Zuhörer da sitzen."
Nach den Plänen der Landesregierung sollen alle Anpassungsprobleme der internationalen Studierenden nicht im Studienkolleg gelöst werden, sondern allein über studienbegleitende Maßnahmen und Betreuung - also parallel zum Fachstudium. Denn der Besuch des Studienkollegs, so das Argument, verlängere unnötig den gesamten Studienprozess.
"Es wird immer wieder von der zusätzlichen Zeit gesprochen, die die Studierenden im Studienkolleg verbringen, im Vergleich zu denen, die einen direkten Hochschulzugang haben. Das ist in 90 Prozent der Fälle schlichtweg falsch, denn es kommen nur ganz wenige Leute mit hinreichenden Deutschkenntnissen nach Deutschland, und jeder Student, egal was für eine Hochschulzugangsberechtigung er hat, verbringt, ein, zwei oder noch mehr Semester - sei es an der Hochschule, sei es woanders - damit die deutsche Sprache zu erwerben, am Studienkolleg erfolgt beides gleichzeitig, und dich behaupte einfach, dass das Studienkolleg im Vorfeld des Studiums keinen zeitlichen Verlust darstellt, und was den Verlauf des Studiums angeht, sogar einen zeitlichen Gewinn darstellt."
Die Konsequenz daraus zieht man gegenwärtig in Hamburg. Das Studienkolleg der Universität bietet ein Propädeutik-Semester für sämtliche internationalen Studierenden an. Und die Hamburger Hochschulen machen die Teilnahme daran für die Aufnahme des Fachstudiums in vielen Fällen verpflichtend. Aus guten Gründen.
Denn eine Studie des Hochschulinformationssystem HIS hat festgestellt, dass die Absolventen der Studienkollegs eine deutlich geringere Abbrecherquote aufweisen als die übrigen internationalen Studierenden.
Nicht Studienbegleitung statt Studienkolleg, wie es der nordrhein-westfälischen Landesregierung vorschwebt, sondern Studienvorbereitung plus Studienbegleitung - das wäre ein Konzept in der globalisierten Hochschulwelt.
Anna Boras aus Kroatien absolviert das Studienkolleg der Universität Köln. Im so genannten M-Kurs bereitet sie sich auf das Studium der Medizin vor.
Wie lange es für sie und ihre Kommilitonen aus 41 verschiedenen Ländern diese Möglichkeit noch gibt, ist derzeit fraglich. Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart hat sich der Kritik des Landesrechnungshofes angeschlossen, wonach die Studienkollegs ineffizient seien, insbesondere deshalb weil die Mehrzahl ihrer Absolventen hinterher gar nicht in NRW studiere.
Das aber liege gar nicht an den Studienkollegs, sondern am zentralen Zuweisungsverfahren, entgegnet Harald Klingel, Direktor der beiden Kölner Studienkollegs an Universität beziehungsweise Fachhochschule.
"Es ist ein Systemfehler, dass nicht alle Studierenden aus den Studienkollegs an den NRW-Hochschulen ankommen, der Systemfehler liegt darin, dass eben nicht die Hochschulen die Studierenden auswählen und zu den Studienkollegs schicken, wo sie dann eben ihre Studienvorbereitung erhalten und danach den Studienplatz den sie bekommen sollen, sondern eine zentrale Behörde, die nicht einmal eine Hochschule ist, sondern die Bezirksregierung Düsseldorf, weist die Studierenden zu - und nach der Abschlussprüfung des Studienkollegs, die die Studierfähigkeit feststellt, werden die Leute zunächst wieder auf die Straße gesetzt, müssen sich neu bewerben. ... "
Aber anstatt dieses Zuweisungsverfahren zu ändern, erwägt die Landesregierung die Studienkollegs komplett abzuschaffen. Das wäre ein fataler bildungspolitischer Alleingang, so die SPD-Landtagsabgeordnete Heike Gebhard:
"Ich halte das nicht für richtig: Einerseits denke ich würden wir uns bildungspolitisch innerhalb Deutschlands isolieren, wir wären das einzige Bundesland, das hier vorpreschen würde an dieser Stelle, und international halte ich es darüber hinaus für problematisch, auch da würden wir uns isolieren, weil wir die Chancen Menschen aus Drittweltländern hier zu integrieren, eine Möglichkeit der Qualifizierung zu geben, und dann mit dieser Qualifizierung zurück in ihre Heimat zu gehen, ein Stück weit beschneiden würden. "
Die Studienkollegs in NRW abzuschaffen - das bedeutet, man will die gesamte Studienvorbereitung outsourcen. Das mag ökonomisch vernünftig klingen, sei aber in der Sache unrealistisch, ja weltfremd, kritisiert der Philologenverband. Wie soll denn die chinesische Studentin zu Hause ihr Deutsch perfektionieren? Und wie soll der zukünftige Physikstudent in Bukina Faso naturwischaftliches Experimentieren lernen, wenn die Labors in den Schulen fehlen. Das liefe auf reine Kreide-Physik hinaus.
Die Studienkollegs leisten diese umfassende allgemein- und fachsprachliche sowie fachliche Vorbereitung - und noch mehr erläutert Jürgen Körner, der sieben Jahre an der Universität Budapest gearbeitet hat. Heute unterrichtet er Mathematik, Physik und Informatik am Studienkolleg der Fachhochschule Köln.
"Gerade bei asiatischen Studenten erlebt man oft, das sie sich sehr passiv verhalten, nicht weil sie nichts zu sagen hätten, sondern weil sie sich irgendwo zurückhalten möchten, der Lehrer hat den Vorrang, und wenn eine Frage an den Lehrer gestellt würde, das wäre fast wie eine Beleidigung dem Lehrer gegenüber, dass der Lehrer das das nicht richtig erklärt hat und im Deutschen sehen wir das ganz anders, da möchten wir gerade eine aktive Beteiligung, dass Fragen gestellt werden, wenn Galileo Galilei, Newton oder Einstein, Physiker und Mathematiker keine Fragen gestellt hätten, wo wären wir dann heute ... so gesehen trainieren wir gerade, dass die Studenten sich aktiv in den Unterricht eingeben und nicht passiv als Zuhörer da sitzen."
Nach den Plänen der Landesregierung sollen alle Anpassungsprobleme der internationalen Studierenden nicht im Studienkolleg gelöst werden, sondern allein über studienbegleitende Maßnahmen und Betreuung - also parallel zum Fachstudium. Denn der Besuch des Studienkollegs, so das Argument, verlängere unnötig den gesamten Studienprozess.
"Es wird immer wieder von der zusätzlichen Zeit gesprochen, die die Studierenden im Studienkolleg verbringen, im Vergleich zu denen, die einen direkten Hochschulzugang haben. Das ist in 90 Prozent der Fälle schlichtweg falsch, denn es kommen nur ganz wenige Leute mit hinreichenden Deutschkenntnissen nach Deutschland, und jeder Student, egal was für eine Hochschulzugangsberechtigung er hat, verbringt, ein, zwei oder noch mehr Semester - sei es an der Hochschule, sei es woanders - damit die deutsche Sprache zu erwerben, am Studienkolleg erfolgt beides gleichzeitig, und dich behaupte einfach, dass das Studienkolleg im Vorfeld des Studiums keinen zeitlichen Verlust darstellt, und was den Verlauf des Studiums angeht, sogar einen zeitlichen Gewinn darstellt."
Die Konsequenz daraus zieht man gegenwärtig in Hamburg. Das Studienkolleg der Universität bietet ein Propädeutik-Semester für sämtliche internationalen Studierenden an. Und die Hamburger Hochschulen machen die Teilnahme daran für die Aufnahme des Fachstudiums in vielen Fällen verpflichtend. Aus guten Gründen.
Denn eine Studie des Hochschulinformationssystem HIS hat festgestellt, dass die Absolventen der Studienkollegs eine deutlich geringere Abbrecherquote aufweisen als die übrigen internationalen Studierenden.
Nicht Studienbegleitung statt Studienkolleg, wie es der nordrhein-westfälischen Landesregierung vorschwebt, sondern Studienvorbereitung plus Studienbegleitung - das wäre ein Konzept in der globalisierten Hochschulwelt.