Archiv


Studienwahl leicht gemacht

Es ist nicht leicht für Abiturienten, sich im Angebot der Universitäten und Fachhochschulen zurechtzufinden. An der Universität Stuttgart-Hohenheim haben Psychologen deshalb einen kostenlosen Online-Test entwickelt, der Studieninteressierten bei der Wahl des geeigneten Faches helfen soll.

Von Solveig Grahl |
    Studientag an der Universität Hohenheim: In der Aula des Biologiezentrums wimmelt es von 18- und 19-jährigen Schülern. Im kommenden Frühjahr machen sie ihr Abitur, heute wollen sie sich in Hohenheim informieren über mögliche Studienfächer und –orte. Auf einem langen Tisch in der Aula stehen fünf Laptops. An einem sitzt Ivanessa, vor sich den neuen Online-Test der Uni Hohenheim, den die Schüler hier ausprobieren können. Mausklick für Mausklick arbeitet sich die 19-Jährige durch die mehr als 130 Fragen nach ihren Interessen und Neigungen:

    "Also wenn da jetzt kommt 'eine Maschine reparieren', dann ist mir klar, dass es eher in die technische Richtung geht und dass es auf keinen Fall was für mich ist."

    Genauso wenig wie "Diagramme und Tabellen erstellen" oder "Maschinen und technische Anlagen planen". Der Punkt "Junge Menschen fördern und erziehen" interessiert die junge Frau aus Geislingen dagegen sehr. Am liebsten würde sie nach dem Abitur Pädagogik studieren - oder etwas Soziales. Nach einer Viertelstunde erscheint auf dem Monitor Ivanessas persönliches Interessenprofil:

    "Also dass ich musikalisch und sprachlich nicht sehr interessiert bin, das war mir klar. Die soziale Richtung, die ist bei mir sehr hoch bewertet, das ist auch die Richtung, die ich machen will. Unternehmerische Interessen, da hätte ich jetzt gedacht, dass die höher wären, weil ich mir auch mal Eventmanagement überlegt habe. Aber wenn ich das jetzt alles so sehe, passt das alles."

    Der kostenlose und anonyme Online-Test soll Schülern wie Ivanessa bei der Wahl des geeigneten Studienfaches helfen. Er fragt danach, wie groß die Freude am Lernen ist, ob man sich vorstellen könnte, einen Geschäftsplan zu erarbeiten oder Blutproben unter dem Mikroskop zu untersuchen. Ist das persönliche Interessenprofil erstellt, bekommt der Teilnehmer gleich Vorschläge für dazu passende Berufe. Im Gegensatz zu herkömmlichen Tests liegen statt einzelner Studiengänge erstmals die Profile von rund 500 Berufen zugrunde, erklärt Heinz Schuler, Professor für Psychologie an der Uni Hohenheim und Mitentwickler des Tests. Eineinhalb Jahre haben er und seine Kollegen Schlüsselfragen erarbeitet, die wesentlich sind für bestimmte Tätigkeiten:

    "Nun ist es eben so, dass Studenten nicht immer die richtigen Vorstellungen haben, was Berufe oder was Studienfächer betrifft. Und da soll ihnen der Test dabei helfen, sehenden Auges ein Studium zu wählen oder einen Beruf zu wählen. Jemand der nur aus künstlerischem Impuls heraus Architekt werden möchte, wird sehr enttäuscht sein später, wenn er sich mit Bauarbeitern herumärgern muss, weil er sich das nicht vorgestellt hat. Die Leute darüber in Erkenntnis zu setzen, was sie später erwartet, das ist eine Funktion dieses Interessenstests."

    Motivierte Studenten und weniger Studienabbrecher – das vor allem ist das Ziel des neuen Interessentests. Er ist als Einstieg gedacht. Das persönliche Gespräch könne der Test aber sicherlich nicht ersetzen, sagt Irmgard Rieder, Leiterin der Zentralen Studienberatung an der Uni Hohenheim:

    "Wir würden als Beraterinnen gerne andocken an diesen Test und mal mit den Interessierten reflektieren: Warum habe ich das angekreuzt, was ist da für eine Erfahrung dahinter, wo habe ich die Erfahrung gemach?. Gibt mir das eine Perspektive? Wir würden gerne das Testergebnis mit den Schülern und Studieninteressierten durchsprechen."

    Die 19-jährige Ivanessa hat sich mittlerweile von ihrem persönlichen Interessenprofil weiter geklickt zu den Berufsempfehlungen und möglichen Studiengängen:

    "Hier die Berufsberaterin würde passen. Genauso Lehrerin. Was sich jetzt interessant anhört, ist diese Arbeitspsychologie. Das hört sich sehr interessant an. Wusste ich auch gar nicht, dass man das studieren kann."

    Am Ende des Fragebogens hinterlässt Ivanessa ihre E-Mail-Adresse, freiwillig. In zwei Jahren könnte sie Post bekommen von der Uni Hohenheim. Die Testentwickler nämlich wollen verfolgen, ob die Schüler die Empfehlungen beherzigt haben – und wie glücklich sie damit sind.

    Wer den Test ausprobieren möchte: www.was-studiere-ich.de