Auslandserfahrung und interkulturelle Kompetenz sind wichtige Kriterien für Arbeitgeber geworden. Ein Auslandssemester eröffnet die Chance beides zu erwerben. Welche speziellen Programme gibt es? Wann ist der günstigste Zeitpunkt für einen Auslandsaufenthalt und wie steht es um die Anerkennung von Studienleistungen? Und, ist ein Auslandsaufenthalt in allen Disziplinen zwingend? Für "Campus & Karriere" beantwortet Thomas Schmidt-Dörr vom Deutschen Akademischen Austauschdienst Hörerfragen rund ums Thema "Studium im Ausland".
Wie bereitet man sich am besten auf ein Auslandstudium vor? Thomas Schmidt-Dörr: Das wichtigste ist es, sich rechtzeitig zu informieren. Man muss mindestens ein Jahr, bevor man ins Ausland will, anfangen, sich konkrete Gedanken zu machen, was man will und wo man es am besten realisieren kann. Wer während seines Studiums ins Ausland gehen will, sollte zunächst das Grundstudium abschließen. Denn das Grundstudium sieht in den einzelnen Ländern oft sehr verschieden aus. Meisten sind es sehr kompakte Veranstaltungen. Es ist schwierig, nur einen Teil des Grundstudiums an einer ausländischen Hochschule zu absolvieren. Im Hauptstudium dagegen hat man mehr Freiheit, sein Studium selbst zu gestalten. Dann kann man viel eher versuchen, eigene Ideen und Wünsche an einer ausländischen Hochschule zu realisieren, die ein entsprechendes Programm anbietet.
Wie findet man am schnellsten unter all den Programmen für das Auslandsstudium das richtige? Thomas Schmidt-Dörr: Man sollte sich zuerst an der eigenen Hochschule erkundigen, im eigenen Fachbereich oder beim Akademischen Auslandsamt, welche Angebote und Austauschabkommen mit ausländischen Hochschulen es dort gibt. Erfahrungsgemäß ist der Organisationsaufwand und die Anerkennung von im Ausland erbrachten Studienleistungen sehr viel einfacher, wenn dahinter die Zusammenarbeit von Hochschulen steht.
Wer kann das Erasmus-Programm in Anspruch nehmen? Thomas Schmidt-Dörr: Erasmus - das sind fachliche Netze aus kooperierenden Hochschulen in den Mitgliedsländern der Europäischen Union und vielen mittel-osteuropäischen Staaten, die am übergeordneten Socrates-Programm teilnehmen. Studierende, in deren Fach es solche Angebote gibt, können sich an der Heimathochschule oder am Fachbereich bewerben und ein Stipendium von der EU bekommen.
Hat man nur mit sehr guten Studienleistungen eine Chance auf ein Stipendium? Thomas Schmidt-Dörr: Das kann man nicht generell beantworten. Es hängt stark davon ab, wie viel Plätze der deutschen Hochschule zur Verfügung stehen - häufig sind das nur eine Hand voll - und wie viele Kommilitonen sich dafür interessieren. Bei vielen Bewerbern auf wenige Plätze wird wahrscheinlich eine heftige Auswahl stattfinden, bevor man auf die Reise gehen kann. Neben Programmen der EU gibt es aber auch die DAAD-Stipendien. Man kann sich als Studierender um ein Jahresstipendium bewerben, und zwar weltweit außer für die USA - hier ist die Fulbright-Kommission zuständig. Die Chance, beim DAAD ein Stipendium zu erhalten, liegt bei etwa eins zu drei bis eins zu vier, je nach Stipendien-Programm, Zielregion und Bewerberanzahl.
Welche Länder sind am beliebtesten? Thomas Schmidt-Dörr: Wenn man die Gesamtstatistiken betrachtet, gehen insgesamt 45.000 bis 47.000 Studierende jährlich ins Ausland. Bei zwei Millionen Studierenden in Deutschland sind das nicht so viele, wie es zunächst klingt. Von ihnen gehen knapp 10.000 in die USA, das mit Abstand beliebteste Land. Auf den nächsten Plätzen kommen europäische Staaten: Großbritannien mit rund 9000, Österreich mit 6000, die Schweiz mit 4600 deutschen Studierenden und Frankreich mit gut 5200 Studierenden.
Wie sinnvoll ist es, ins englischsprachige Ausland zu gehen, im Vergleich zu einem Auslandsstudium in Frankreich oder Spanien? Thomas Schmidt-Dörr: Wenn man schon über gute Englisch-Kenntnisse verfügt, dann ist es auf jeden Fall eine gute Idee, auch etwas für die zweite Sprache zu tun, sofern die Grundkenntnisse ausbaubar sind. Die Kenntnisse müssen aber auf jeden Fall ausreichend sein, um dem fremdsprachigen Unterricht folgen zu können.
Kann ich, wenn ich als Deutscher einen Abschluss an einer ausländischen Universität gemacht habe, vom DAAD eine Förderung für die Promotion im gleichen Land bekommen? Thomas Schmidt-Dörr: Ein Förderprinzip des DAAD ist: Wenn jemand im Ausland studiert, einen Hochschulabschluss erworben hat und dann dort weiterstudieren möchte, können wir vom DAAD nichts für ihn tun. Man kann beim DAAD einen Stipendienantrag stellen, wenn man in ein anderes Ausland will. Wer aber beispielsweise in England sein Studium beendet hat und nun in Frankreich oder den USA studieren möchte, der kann beim DAAD eine Förderung beantragen. Das ist für uns dann wieder ein Auslandsstudium.
Wer hilft bei der Vermittlung von Praktikumsplätzen im Ausland? Thomas Schmidt-Dörr: Die Ansprechpartner dafür sind die eigene Hochschule, die normalerweise über Verbindungen verfügt, Kommilitonen, die schon einmal im Ausland waren, oder vergleichbare fachliche Kontakte. Der DAAD hilft dabei allerdings nicht. Wenn es schließlich darum geht, einen solchen Auslandsaufenthalt zu unterstützen, bietet beispielsweise die Carl-Duisberg-Gesellschaft Fördermöglichkeiten an. Der DAAD hat außerdem ein neues Programm, ein Jahresstipendium, das ein Studiensemester und ein Praxissemester im Ausland kombiniert. Die Bewerber müssen sich allerdings selber um einen Platz bemühen.
Wie kann ich als Geisteswissenschaftler einen Auslandsaufenthalt während des Studiums in Bewerbungen positiv darstellen? Thomas Schmidt-Dörr: Man hat interkulturelle Kompetenz bewiesen und gezeigt, dass man sich in einer fremden Umgebung zurechtfinden und ein Projekt erfolgreich bewältigen kann.
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Die Homepage des DAAD hält reichhaltige Informationen über Studienmöglichkeiten in den 25 wichtigsten Zielländern bereit, dazu eine Datenbank über Fördermöglichkeiten und vielen Links zu anderen Organisationen im In- und Ausland. E-Mail: auslandsstudium@daad.de
Informationen über das Socrates/Erasmus-Programm
Carl-Duisberg-Gesellschaft
Informationen zum Auslands-BAföG gibt es über die Internetseiten des Deutschen Studentenwerks
Deutsch-Amerikanische Fulbright-Kommission
Link: DAAD
Wie bereitet man sich am besten auf ein Auslandstudium vor? Thomas Schmidt-Dörr: Das wichtigste ist es, sich rechtzeitig zu informieren. Man muss mindestens ein Jahr, bevor man ins Ausland will, anfangen, sich konkrete Gedanken zu machen, was man will und wo man es am besten realisieren kann. Wer während seines Studiums ins Ausland gehen will, sollte zunächst das Grundstudium abschließen. Denn das Grundstudium sieht in den einzelnen Ländern oft sehr verschieden aus. Meisten sind es sehr kompakte Veranstaltungen. Es ist schwierig, nur einen Teil des Grundstudiums an einer ausländischen Hochschule zu absolvieren. Im Hauptstudium dagegen hat man mehr Freiheit, sein Studium selbst zu gestalten. Dann kann man viel eher versuchen, eigene Ideen und Wünsche an einer ausländischen Hochschule zu realisieren, die ein entsprechendes Programm anbietet.
Wie findet man am schnellsten unter all den Programmen für das Auslandsstudium das richtige? Thomas Schmidt-Dörr: Man sollte sich zuerst an der eigenen Hochschule erkundigen, im eigenen Fachbereich oder beim Akademischen Auslandsamt, welche Angebote und Austauschabkommen mit ausländischen Hochschulen es dort gibt. Erfahrungsgemäß ist der Organisationsaufwand und die Anerkennung von im Ausland erbrachten Studienleistungen sehr viel einfacher, wenn dahinter die Zusammenarbeit von Hochschulen steht.
Wer kann das Erasmus-Programm in Anspruch nehmen? Thomas Schmidt-Dörr: Erasmus - das sind fachliche Netze aus kooperierenden Hochschulen in den Mitgliedsländern der Europäischen Union und vielen mittel-osteuropäischen Staaten, die am übergeordneten Socrates-Programm teilnehmen. Studierende, in deren Fach es solche Angebote gibt, können sich an der Heimathochschule oder am Fachbereich bewerben und ein Stipendium von der EU bekommen.
Hat man nur mit sehr guten Studienleistungen eine Chance auf ein Stipendium? Thomas Schmidt-Dörr: Das kann man nicht generell beantworten. Es hängt stark davon ab, wie viel Plätze der deutschen Hochschule zur Verfügung stehen - häufig sind das nur eine Hand voll - und wie viele Kommilitonen sich dafür interessieren. Bei vielen Bewerbern auf wenige Plätze wird wahrscheinlich eine heftige Auswahl stattfinden, bevor man auf die Reise gehen kann. Neben Programmen der EU gibt es aber auch die DAAD-Stipendien. Man kann sich als Studierender um ein Jahresstipendium bewerben, und zwar weltweit außer für die USA - hier ist die Fulbright-Kommission zuständig. Die Chance, beim DAAD ein Stipendium zu erhalten, liegt bei etwa eins zu drei bis eins zu vier, je nach Stipendien-Programm, Zielregion und Bewerberanzahl.
Welche Länder sind am beliebtesten? Thomas Schmidt-Dörr: Wenn man die Gesamtstatistiken betrachtet, gehen insgesamt 45.000 bis 47.000 Studierende jährlich ins Ausland. Bei zwei Millionen Studierenden in Deutschland sind das nicht so viele, wie es zunächst klingt. Von ihnen gehen knapp 10.000 in die USA, das mit Abstand beliebteste Land. Auf den nächsten Plätzen kommen europäische Staaten: Großbritannien mit rund 9000, Österreich mit 6000, die Schweiz mit 4600 deutschen Studierenden und Frankreich mit gut 5200 Studierenden.
Wie sinnvoll ist es, ins englischsprachige Ausland zu gehen, im Vergleich zu einem Auslandsstudium in Frankreich oder Spanien? Thomas Schmidt-Dörr: Wenn man schon über gute Englisch-Kenntnisse verfügt, dann ist es auf jeden Fall eine gute Idee, auch etwas für die zweite Sprache zu tun, sofern die Grundkenntnisse ausbaubar sind. Die Kenntnisse müssen aber auf jeden Fall ausreichend sein, um dem fremdsprachigen Unterricht folgen zu können.
Kann ich, wenn ich als Deutscher einen Abschluss an einer ausländischen Universität gemacht habe, vom DAAD eine Förderung für die Promotion im gleichen Land bekommen? Thomas Schmidt-Dörr: Ein Förderprinzip des DAAD ist: Wenn jemand im Ausland studiert, einen Hochschulabschluss erworben hat und dann dort weiterstudieren möchte, können wir vom DAAD nichts für ihn tun. Man kann beim DAAD einen Stipendienantrag stellen, wenn man in ein anderes Ausland will. Wer aber beispielsweise in England sein Studium beendet hat und nun in Frankreich oder den USA studieren möchte, der kann beim DAAD eine Förderung beantragen. Das ist für uns dann wieder ein Auslandsstudium.
Wer hilft bei der Vermittlung von Praktikumsplätzen im Ausland? Thomas Schmidt-Dörr: Die Ansprechpartner dafür sind die eigene Hochschule, die normalerweise über Verbindungen verfügt, Kommilitonen, die schon einmal im Ausland waren, oder vergleichbare fachliche Kontakte. Der DAAD hilft dabei allerdings nicht. Wenn es schließlich darum geht, einen solchen Auslandsaufenthalt zu unterstützen, bietet beispielsweise die Carl-Duisberg-Gesellschaft Fördermöglichkeiten an. Der DAAD hat außerdem ein neues Programm, ein Jahresstipendium, das ein Studiensemester und ein Praxissemester im Ausland kombiniert. Die Bewerber müssen sich allerdings selber um einen Platz bemühen.
Wie kann ich als Geisteswissenschaftler einen Auslandsaufenthalt während des Studiums in Bewerbungen positiv darstellen? Thomas Schmidt-Dörr: Man hat interkulturelle Kompetenz bewiesen und gezeigt, dass man sich in einer fremden Umgebung zurechtfinden und ein Projekt erfolgreich bewältigen kann.
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Informationen zum Auslands-BAföG gibt es über die Internetseiten des Deutschen Studentenwerks
Deutsch-Amerikanische Fulbright-Kommission
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