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Studieren im Paradies

Während sich die Studierenden in Deutschland vielleicht zur Zeit gerade Gedanken darum machen, welcher Schal am besten zum dicken Pulli passt, sitzt man auf der anderen Seite der Welt auf dem Campus in der Sonne. Daniela Schumacher aus Solingen beispielsweise studiert auf Mauritius, im Indischen Ozean.

    Ein Beitrag von Andreas Hain

    Große Palmen wiegen in der Sonne vor dem Eingang der Universität. "University of Mauritius" steht in großen Lettern über dem Portal. Einige der 6000 Studierende suchen in der Mittagspause den Schatten, den die Mangobäume auf dem Campus spenden. Unter den gutgebräunten, dunkelhaarigen Mauritiern fällt eine Studentin ganz besonders auf: Daniela Schumacher, blond und zudem ungebrannt, ist gerade wieder aus Deutschland hierhin zurückgekehrt.

    Es ist anders, nicht so wie in Deutschland. Ich war gerade in Deutschland. Es war richtig kalt. Die waren alle neidisch auf das Wetter hier: 35 Grad und da waren es zwischendurch mal minus 12.

    Seit drei Jahren studiert Daniela Schumacher hier Sozialwissenschaften. 13 Flugstunden weit weg, mitten im Indischen Ozean. Und wenn ihre Kommilitonen etwas zu Deutschland sagen müssen, dann wissen sie oft nicht mehr als:

    Kahn, Oliver Kahn - Bier - Football - Michael Schumacher - Michael Schumacher - Michael Schumacher

    Und eben jener Michael Schumacher ist es auch, mit dem man ihr auf dem Campus eine Verwandtschaft nachsagt. Allerdings völlig unbegründet. Das, was Daniela Schumacher zum Studieren auf diese Trauminsel zieht, ist weniger der puderweiße Strand am türkisen Ozean.

    In der Freizeit gehe ich sicherlich mal cm den Strand, besonders wenn Freunde mich besuchen kommen.

    Das sagt sie bescheiden, fast schon ein bisschen gelangweilt. Denn wenn sie jeden Morgen in ihrem Wohnort Pampelmouse in den Bus steigt, um zur Uni zu fahren, dann vor allem deshalb, weil sie hier die Vielfalt der Sprachen und Menschen liebt.

    Englisch ist hier etwas anders als das schulenglisch. Manchmal wird auch französisch und Kreolisch gesprochen. Hier gibt es verschiedene Gruppen. Die Creolen sind lebensfreudiger als Deutsche.

    Ausländische Studierende gibt es hier nur ein paar Dutzend. Willkommen sind sie allemal, sagt Amreeta Nivault von der Universitätsverwaltung.

    Jeder, der die Aufnahmekriterien erfüllt, kann hier studieren. Wir haben einige Studenten aus den USA, aus Frankreich, Indien, Australien und den Seycellen. Einige wenige kommen auch aus Deutschland. Aber Anfragen haben wir aus der ganzen Welt.

    Rund 2000 Euro Studiengebühren pro Jahr müssen ausländische Studenten bezahlen, abhängig vom angestrebten Abschluss. Exotisch und typisch mauritisch ist sicherlich das Diplom in Landwirtschaft und Zuckertechnologie. Aber die Fakultäten Management, Recht und Sozialwissenschaften sind gefragter. Viele der einheimischen Studenten absolvieren hier ihren Bachelor, um dann im Ausland weiter zu studieren. So wie Xavier Francois, der in der Cafeteria Domino spielt.

    Ich möchte Rechtsanwalt werden oder in einer Firma als Rechtsberater arbeiten. Wenn ich meinen Bachelor hier abgeschlossen habe, werde ich nach Frankreich gehen, um Jura zu studieren

    Nach Frankreich, ins kalte Europa. Unvorstellbar beim Anblick der Palmen auf dem Campus und Temperaturen, die das ganze Jahr um die 30 Grad Marke pendeln. Aber Xavier ist festentschlossen.

    Wenn Du aus Europa hier hin kommst, dann ist für Dich alles sehr exotisch. Aber für mich ist es normal - aber wenn ich ich nach Frankreich gehe wird alles sehr exotisch für mich sein.

    Daniela Schumacher schreibt im Moment an ihrer Abschlussarbeit und ist mit einem dicken Ordner auf dem Weg zu ihrer Professorin. Und eigentlich ist sie zu bedauern, weil sie bei dieser Hitze lernen muss.

    Das geht. Mit Ventilator - oder draußen, wenn's windig ist.