Prenzlau: eine 20.000 Einwohner große Stadt. Geprägt vom grauen Charme der 80er Jahre DDR - Plattenbauten. Auf den Strassen sind kaum Menschen zu sehen. Und wenn, dann sind sie meist 50 und älter. Nach den Jungen muss man lange suchen.
Doch das soll sich ändern. Denn ab Herbst kommenden Jahres werden im äußersten Nordosten Brandenburgs 25 bis 30 junge Menschen studieren, so zumindest der Plan der Stadtväter. Ein buntes studentisches Prenzlau ?! Für viele Einheimische eine absurde Vorstellung.
": Dit funktioniert nicht, weil wir einfach zu kleen dafür sind. Es ist bekannt dass auch Studenten nebenbei ooch arbeiten wollen, weeß ick um dit Studium zu finanzieren. Und wo wollen se in Prenzlau arbeiten. Wir haben vielzuviel Arbeitslose. Neubrandenburg is ja in der Nähe. Det sind 50 Kilometer. Dort gibt’s auch ne Fachhochschule."
"Mann: Ick glob och nicht dit dis funktioniert."
"Frau: Prenzlau hat ab und zu wilde Ideen. Det kann ick Ihnen sagen. Fragen Se mal unsern Bürgermeister. Ick frag mir wo kommt denn dit Jeld her, mit wat’n."
Neuester Plan: In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule in Eberswalde soll in Prenzlau ein 'Institut für erneuerbare Energien' entstehen.
Das Studienziel: Eine Bachelorausbildung zum Wirtschaftsingenieur. Verbunden mit einer gewerblichen Ausbildung zum Mechatroniker. Bürgermeister Hans Peter Moser von der Linkspartei bekommt leuchtende Augen.
"Derjenige, der beginnt, hat, wenn er fertig ist, einen Facharbeiter für Mechatronik und einen Wirtschaftsingenieur für erneuerbare Energien. Also zwei Berufe. Das ist auch der Anreiz der ganzen Geschichte. Wir gehen davon aus, dass das auf Delegierungsbasis läuft. Das heißt das die Betriebe, sozusagen ihre Lehrlinge delegieren."
Und auf eigene Kosten ihren Nachwuchs akademisch ausbilden. Bis jetzt gibt es allerdings keinen einzigen Betrieb, der dazu bereit ist.
Nach Auskunft der Eberswalder Agentur für Arbeit findet derzeit nur jeder dritte Schulabgänger in der Uckermark einen Ausbildungsplatz Wie unter diesen Umständen jetzt noch Betriebe und Firmen gefunden werden sollen, die ein Studium für viel Geld mitfinanzieren, das ist auch für Wilhelm Günther Vahrson der Präsident der Eberswalder Fachhochschule ein großes Problem.
Obwohl er die Prenzlauer Pläne, eine Nebenstelle der FH Eberswalde in die Uckermark zu holen, durchaus interessant findet, kann Vahrson seine Skepsis nicht verhehlen. Und verweist auf den gescheiterten Versuch in Brandenburg an der Havel.
"Es gibt auch Erfahrungen. Nämlich die Fachhochschule Brandenburg hat solche dualen Ausbildungen schon entwickelt und angeboten. In den ersten Jahren liefen sie ganz gut. Aber als die Betriebe ihren eigenen Bedarf abgedeckt hatten, waren sie nicht mehr in der Lage oder nicht mehr bereit und in der Lage Ausbildungsplätze bereitzustellen. Das heißt, die dualen Studiengänge hängen im hohen Maße davon ab, ob solche Betriebe identifiziert werden können, und ob sie dann auch langfristig Ausbildungsplätze stellen können. Da ist im Moment das große Problem."
Ein einziger, vergleichbarer Studienplatz kostet in Eberswalde rund 9000 Euro. Um aber einen eigenen und kompletten Studiengang zu entwickeln sind in Prenzlau 30 Studienplätze nötig. Macht 270tausend Euro allein für die Studienplätze, ohne Infrastruktur.
Mit den weiteren Kosten wie Ausstattung, Verwaltung, und Werbung wird der finanzielle Aufwand jedoch erheblich höher liegen. Unter vorgehaltener Hand wird in Prenzlau bereits von einer Million Euro gesprochen.
Geld, das weder Prenzlau hat, noch die Eberswalder Fachhochschule. Angedacht ist daher eine rein private Finanzierung. Die Wirtschaft soll es richten. Und zahlen. So nüchtern sieht es der Prenzlauer Bürgermeister Hans Peter Moser.
"Die Stadt ist bereit dass das alles organisiert wird, dass der rote Teppich ausgerollt wird. Einfach darauf hinzuwirken, dass es passiert. So was kommt nicht von allein. Da muss man Publicity machen für die Stadt. Sowohl in den Ministerien und in den Betrieben, um dann so was durchzubekommen. Wenn ich allein die Zeit zusammennehme, die ich neben meiner ganzen anderen Arbeit da rein investiert habe, als Bürgermeister, dann ist das ganz erheblich."
Für Bürgermeister Moser liegen die Vorteile der Kooperation klar auf der Hand: Beide Seiten profitieren von dem Projekt. Einerseits die mittelständische Wirtschaft, die damit zukünftig ihren eigenen Nachwuchs ausbildet, und andererseits die FH Eberswalde, die sich profiliert und in Stellung bringt. Gerade an der Fachhochschule, das weiß Moser sehr genau, ist man sehr bestrebt, sich mit dem Thema erneuerbare Energien zukünftig einen Namen zu machen. Die Idee aus Prenzlau ist daher für FH Präsident Vahrson verlockend. Aber nur zum Nulltarif:
"Eigene Mittel der Fachhochschule werden wir dafür nicht haben, das(s) ist richtig. Sondern es wird immer umgekehrt sein. Zuerst wird eine Idee sein, und dann wird man sehen, ob man dafür eine Finanzierung findet, und das ist auch aus meiner Sicht das Hauptproblem. Aber es wäre aus unserer Sicht auch falsch, solche Initiativen, wenn sie denn aus solchen Regionen kommen, nicht aufzugreifen und abzuklopfen auf ihre Machbarkeit. Da sind wir gerade bei."
Schaut man in die Zukunft Prenzlaus mit seiner schrumpfenden Bevölkerung dann wirkt das Vorhaben – vorsichtig ausgedrückt - recht mutig. Allen Unkenrufen zum Trotz, Prenzlaus Bürgermeister Moser, ein studierter Musiker, hält eisern fest an der Idee, aus Prenzlau eine prosperierende Hochschulstadt zu machen. Für die Soziologin Kerstin Schmidt, Projektleiterin der neuesten Demografiestudie der Bertelsmann-Stiftung, ist das ein falscher Weg.
"Es ist ganz wichtig, dass man hier die Realitäten anerkennt, und dass würde ich auch Prenzlau empfehlen. Insofern wenn 30 Leute pro Jahrgang oder insgesamt halt Nutznießer dieses Bildungsangebotes sind, dann ist halt die Frage wie kann es finanziert werden. Also ich würde empfehlen mit anderen Kommunen noch stärker zu kooperieren, gemeinsame Fahrdienste, gute Angebote und lieber nicht einen weiteren Standort aufzubauen."
Diesem Vorschlag würde sich der Prenzlauer Stadtkämmerer vermutlich am liebsten anschließen. Denn vom Land Brandenburg kann er keine finanzielle Unterstützung erwarten. Mühsam verwaltet er das alles andere als prall gefüllte Stadtsäckel. Auf die Frage, ob die Pläne seines Bürgermeisters nicht etwas gewagt oder mutig seien, schweigt er zunächst. Dann sagt er, dass er dazu lieber nichts sagen möchte.
Doch das soll sich ändern. Denn ab Herbst kommenden Jahres werden im äußersten Nordosten Brandenburgs 25 bis 30 junge Menschen studieren, so zumindest der Plan der Stadtväter. Ein buntes studentisches Prenzlau ?! Für viele Einheimische eine absurde Vorstellung.
": Dit funktioniert nicht, weil wir einfach zu kleen dafür sind. Es ist bekannt dass auch Studenten nebenbei ooch arbeiten wollen, weeß ick um dit Studium zu finanzieren. Und wo wollen se in Prenzlau arbeiten. Wir haben vielzuviel Arbeitslose. Neubrandenburg is ja in der Nähe. Det sind 50 Kilometer. Dort gibt’s auch ne Fachhochschule."
"Mann: Ick glob och nicht dit dis funktioniert."
"Frau: Prenzlau hat ab und zu wilde Ideen. Det kann ick Ihnen sagen. Fragen Se mal unsern Bürgermeister. Ick frag mir wo kommt denn dit Jeld her, mit wat’n."
Neuester Plan: In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule in Eberswalde soll in Prenzlau ein 'Institut für erneuerbare Energien' entstehen.
Das Studienziel: Eine Bachelorausbildung zum Wirtschaftsingenieur. Verbunden mit einer gewerblichen Ausbildung zum Mechatroniker. Bürgermeister Hans Peter Moser von der Linkspartei bekommt leuchtende Augen.
"Derjenige, der beginnt, hat, wenn er fertig ist, einen Facharbeiter für Mechatronik und einen Wirtschaftsingenieur für erneuerbare Energien. Also zwei Berufe. Das ist auch der Anreiz der ganzen Geschichte. Wir gehen davon aus, dass das auf Delegierungsbasis läuft. Das heißt das die Betriebe, sozusagen ihre Lehrlinge delegieren."
Und auf eigene Kosten ihren Nachwuchs akademisch ausbilden. Bis jetzt gibt es allerdings keinen einzigen Betrieb, der dazu bereit ist.
Nach Auskunft der Eberswalder Agentur für Arbeit findet derzeit nur jeder dritte Schulabgänger in der Uckermark einen Ausbildungsplatz Wie unter diesen Umständen jetzt noch Betriebe und Firmen gefunden werden sollen, die ein Studium für viel Geld mitfinanzieren, das ist auch für Wilhelm Günther Vahrson der Präsident der Eberswalder Fachhochschule ein großes Problem.
Obwohl er die Prenzlauer Pläne, eine Nebenstelle der FH Eberswalde in die Uckermark zu holen, durchaus interessant findet, kann Vahrson seine Skepsis nicht verhehlen. Und verweist auf den gescheiterten Versuch in Brandenburg an der Havel.
"Es gibt auch Erfahrungen. Nämlich die Fachhochschule Brandenburg hat solche dualen Ausbildungen schon entwickelt und angeboten. In den ersten Jahren liefen sie ganz gut. Aber als die Betriebe ihren eigenen Bedarf abgedeckt hatten, waren sie nicht mehr in der Lage oder nicht mehr bereit und in der Lage Ausbildungsplätze bereitzustellen. Das heißt, die dualen Studiengänge hängen im hohen Maße davon ab, ob solche Betriebe identifiziert werden können, und ob sie dann auch langfristig Ausbildungsplätze stellen können. Da ist im Moment das große Problem."
Ein einziger, vergleichbarer Studienplatz kostet in Eberswalde rund 9000 Euro. Um aber einen eigenen und kompletten Studiengang zu entwickeln sind in Prenzlau 30 Studienplätze nötig. Macht 270tausend Euro allein für die Studienplätze, ohne Infrastruktur.
Mit den weiteren Kosten wie Ausstattung, Verwaltung, und Werbung wird der finanzielle Aufwand jedoch erheblich höher liegen. Unter vorgehaltener Hand wird in Prenzlau bereits von einer Million Euro gesprochen.
Geld, das weder Prenzlau hat, noch die Eberswalder Fachhochschule. Angedacht ist daher eine rein private Finanzierung. Die Wirtschaft soll es richten. Und zahlen. So nüchtern sieht es der Prenzlauer Bürgermeister Hans Peter Moser.
"Die Stadt ist bereit dass das alles organisiert wird, dass der rote Teppich ausgerollt wird. Einfach darauf hinzuwirken, dass es passiert. So was kommt nicht von allein. Da muss man Publicity machen für die Stadt. Sowohl in den Ministerien und in den Betrieben, um dann so was durchzubekommen. Wenn ich allein die Zeit zusammennehme, die ich neben meiner ganzen anderen Arbeit da rein investiert habe, als Bürgermeister, dann ist das ganz erheblich."
Für Bürgermeister Moser liegen die Vorteile der Kooperation klar auf der Hand: Beide Seiten profitieren von dem Projekt. Einerseits die mittelständische Wirtschaft, die damit zukünftig ihren eigenen Nachwuchs ausbildet, und andererseits die FH Eberswalde, die sich profiliert und in Stellung bringt. Gerade an der Fachhochschule, das weiß Moser sehr genau, ist man sehr bestrebt, sich mit dem Thema erneuerbare Energien zukünftig einen Namen zu machen. Die Idee aus Prenzlau ist daher für FH Präsident Vahrson verlockend. Aber nur zum Nulltarif:
"Eigene Mittel der Fachhochschule werden wir dafür nicht haben, das(s) ist richtig. Sondern es wird immer umgekehrt sein. Zuerst wird eine Idee sein, und dann wird man sehen, ob man dafür eine Finanzierung findet, und das ist auch aus meiner Sicht das Hauptproblem. Aber es wäre aus unserer Sicht auch falsch, solche Initiativen, wenn sie denn aus solchen Regionen kommen, nicht aufzugreifen und abzuklopfen auf ihre Machbarkeit. Da sind wir gerade bei."
Schaut man in die Zukunft Prenzlaus mit seiner schrumpfenden Bevölkerung dann wirkt das Vorhaben – vorsichtig ausgedrückt - recht mutig. Allen Unkenrufen zum Trotz, Prenzlaus Bürgermeister Moser, ein studierter Musiker, hält eisern fest an der Idee, aus Prenzlau eine prosperierende Hochschulstadt zu machen. Für die Soziologin Kerstin Schmidt, Projektleiterin der neuesten Demografiestudie der Bertelsmann-Stiftung, ist das ein falscher Weg.
"Es ist ganz wichtig, dass man hier die Realitäten anerkennt, und dass würde ich auch Prenzlau empfehlen. Insofern wenn 30 Leute pro Jahrgang oder insgesamt halt Nutznießer dieses Bildungsangebotes sind, dann ist halt die Frage wie kann es finanziert werden. Also ich würde empfehlen mit anderen Kommunen noch stärker zu kooperieren, gemeinsame Fahrdienste, gute Angebote und lieber nicht einen weiteren Standort aufzubauen."
Diesem Vorschlag würde sich der Prenzlauer Stadtkämmerer vermutlich am liebsten anschließen. Denn vom Land Brandenburg kann er keine finanzielle Unterstützung erwarten. Mühsam verwaltet er das alles andere als prall gefüllte Stadtsäckel. Auf die Frage, ob die Pläne seines Bürgermeisters nicht etwas gewagt oder mutig seien, schweigt er zunächst. Dann sagt er, dass er dazu lieber nichts sagen möchte.