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Studieren in Rheinland-Pfalz wird teurer

Rheinland-Pfalz macht den Anfang beim Kürzungsreigen der Länder: in diesem Jahr reduzierte Mainz den Zuschuss für die fünf Studentenwerke um 800.000 Euro, in den nächsten beiden Jahren werden jeweils über zwei Millionen Euro gestrichen. Für die Studenten zwischen Koblenz und Landau heißt das: die Sozialbeiträge steigen um 20 Euro pro Semester.

    Viele von denen, die es auch in den Semesterferien an der Uni hält und die in der Mensa auf dem Mainzer Campus essen, haben die Überweisungsformulare fürs Wintersemester noch nicht genau angeschaut, dass der Sozialbeitrag um 20 Euro steigt, ist ihnen neu. Stimmen der Studierenden:

    Interessant , aber es hält sich noch in Grenzen. Mainz ist sowieso ein Hochpreisgebiet, das sind wir gewöhnt. - 20 Euro ist natürlich zu verkraften, aber die Entwicklung, dass zu wenig Gelder an die Universitäten oder auch an die Schulen fließen, ist natürlich ärgerlich. - Das Mensa-Essen ist okay, Sportangebote sind sehr billig, anders als wenn man sich draußen anmelden würde, es ist alles sehr billig, und 20 Euro ist verkraftbar, da würde man, wenn man sich im Verein anmeldet, pro Halbjahr wesentlich mehr zahlen. - Ich will nicht unbedingt sagen, dass es sich aus der Portokasse zahlt, aber es nicht gravierend. Dafür, dass man 150 Euro pro Semester bezahlt, hat man optimale Studienbedingungen. Und über das Essen kann man sich auch nicht beschweren, seit hier oben die Cafeteria neu gemacht ist. Ich bin zufrieden. Und mit dem Studi-Ticket kann ich relativ weit fahren, wenn ich mal irgendwo hin möchte.

    Das Studi-Ticket ist die Semester-Karte für den öffentlichen Verkehr, mit 70 Euro der größte Posten im Gesamt-Semesterbeitrag von 150 Euro. Wegen der Zuschusskürzung durch das Land stieg der Beitrag, der über das Studentenwerk ausschließlich in die Mensa-Subvention fließt, in Mainz um 40 auf 60 Euro, in Kaiserslautern auf fast 80 Euro. Da dort allerdings der Posten Studi-Ticket günstiger ausfällt, liegt der Gesamt-Semesterbeitrag niedriger als in Mainz. Dazu gehören übrigens auch noch die kleineren Posten AStA, Hochschulsport und studentische Hilfsfonds. Größere Proteste hat das Streichkonzert der sozialliberalen Landesregierung bei den Studierenden in Rheinland-Pfalz nicht hervorgerufen. Was nicht bedeutet, das alle den höheren Sozialbeitrag problemlos aufbringen können, sagt Christian Goldschmitt vom AStA der Uni Mainz:

    Einige können sicherlich diese 20 Euro zusätzlich berappen, aber sehr, sehr viele sparen sich diesen Beitrag Semester für Semester zusammen, und nicht wenige kommen zu uns in den AStA und beantragen bei uns Darlehen und Bar-Beihilfe, um genau diesen Beitrag zu bezahlen.

    Bis zu 20 Anrufer und Besucher täglich fragen Goldschmitt derzeit vorwurfsvoll, warum denn der AStA die "Studiengebühren" erhöhe. Dann ist Aufklärungsarbeit angesagt. Geduldig dröselt Goldschmitt den Kritikern die Zusammensetzung des Semesterbeitrags auf und informiert darüber, dass der AStA allenfalls gegen Studiengebühren protestiert, aber keine erhebt. Wenn das neue Hochschulgesetz und damit das rheinland-pfälzische Studienkonten-Modell im Sommer verabschiedet wird, müssen Langzeitstudenten schon vom Wintersemester an mit zusätzlichen Gebühren rechnen. Dazu zahlen sie die höchsten Sozialbeiträge in der Republik. Die Chemikerin Katja Klimt zuckt die Schultern.

    Also ich mache hier meine Doktorarbeit, ich kann nicht wechseln. Ich kann es mir nicht aussuchen.

    Doch wer ein Studium aufnimmt, so befürchtet Gabriele-Riedle-Müller vom Studentenwerk Koblenz, zugleich Sprecherin für Rheinland-Pfalz, wird sich künftig vielleicht nicht mehr in Koblenz, Trier, Mainz, Kaiserslautern oder Landau niederlassen. Die hohen Sozialbeiträge seien ein Standortnachteil. Schließlich sind viele Studierende zusätzlich von Einschnitten beim Bafög und Wohngeld betroffen. Noch ist Abwanderung kein Thema, sagt Helmut Klemm vom Studentenwerk Mainz, das 35.000 Studierende betreut:

    Aber wenn das Land Rheinland-Pfalz am Ende das erste wäre, das ganz aus der Mitfinanzierung der Studentenwerke aussteigt, dann könnte es schon sein, dass der ein oder andere Student es sich überlegt und nach Bayern oder Baden-Württemberg geht - Bayern hat die Studentenwerke immer gut ausgestattet - oder vielleicht in die neuen Ländern, da liegen ja die Semesterbeiträge deutlich niedriger als bei uns. Das kann diese Entwicklung schon fördern.

    Autorin: Anke Petermann