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Studieren in Valencia

Für Studenten, die ein Jahr ins Ausland gehen wollen, liegen die beliebtesten Universitäten in Spanien. Das zeigt eine Untersuchung, die die Europäische Kommission vor zwei Jahren durchgeführt hat. Den ersten Platz behauptet die Madrider Universität und auf Platz 4 kommt die Universität von Valencia. Etwa 1.500 ausländische Studenten studieren dort, die meisten kommen aus der EU, der Rest stammt aus Kanada, den USA und Südamerika. Was gefällt den Studenten an der Stadt? Was am Studium?

Von Heinz-Jörg Graf | 30.06.2005
    Valencia ist laut, lebendig und fröhlich. Überschaubar. Ein großes Dorf, wie Andrea Bruns findet, Studentin der Kulturwissenschaft aus Frankfurt/Oder. Alleine bleibt man in der Stadt am Mittelmeer kaum, die Uni liegt zentral, auch der nahe Strand lockt und die mediterrane Spontaneität beeindruckt. Jedenfalls ist Elaine Harvun aus Montreal, die seit neun Monaten in Valencia internationale Beziehungen studiert, an der Kasse im Supermarkt manchmal immer noch fassungslos erstaunt.

    " Wenn der Kassierer den Menschen kennt, fängt er mit ihm ein Gespräch an, zwei, drei Minuten einfach so und du wartest, da findet er gar nichts bei, er nimmt sich die Zeit, mit dem Bekannten zu reden. "

    Nicht nur die Lebensart ist in Valencia gewöhnungsbedürftig, auch das Studium. Es ist verschulter als in Deutschland. Inés Fernandez Bas, beim Auslandsamt der Universität für internationale Beziehungen zuständig, über das spanische Universitätssystem.

    " Die spanischen Universitäten legen großen Wert auf Anwesenheitspflicht und die Vorlesung des Professors ist sehr wichtig. In Deutschland und in anderen Ländern steht das Selbststudium der Studierenden im Vordergrund. Ein spanischer Student hat es im Ausland schwerer, als ein deutscher in Spanien. Der Spanier muss lernen, dass nicht nur der Professor wichtig ist. Der deutsche Studierende besucht nur die Vorlesungen, die ihn interessieren und sonst arbeitet er in der Bibliothek. "

    Das sich die Professoren in Spanien sehr wichtig nehmen, damit könnte Andrea Bruns leben. Was sie allerdings ärgert, ist die politische Einseitigkeit mancher akademischer Lehrer.

    " Die Lehrer informieren nicht. Sie halten ihre Monologe und das war's. Das ist in Deutschland anders. Man hat hier schnell raus, wer ein Linker oder ein Rechter ist. Die Lehrer sagen dir ihre Meinung, in Deutschland bekommst du den Stoff geboten. Das hier mag ich nicht. Sie sollen den Stoff vermitteln und ... du bildest dir eine Meinung. "

    Für manche Auslandsstudierende ist das Studium auch eine Erholung vom harten Universitätsalltag zuhause. Für Elaine Harvun aus Montreal sind die Studienanforderung in Valencia nicht so hoch. Und sie ist mit einem Stipendium angereist.

    "Es geht entspannter zu. Das Studium ist hier leichter. Und das Leben auch ... es ist es das erste Mal, das ich nicht zur gleichen Zeit arbeite und studiere. Deshalb kommt es mir wie Urlaub vor, ein Jahr Urlaub, nur studieren "

    Die meisten Auslandsstudierenden kommen nach Spanien der Sprache wegen, Spanisch ist "in", die Studieninhalte sind weniger wichtig. Und gefeiert wird natürlich auch viel. Besonders Studierende aus Italien und Portugal finden das attraktiv. Zuhause leben sie meist bei ihren Eltern. In Valencia haben sie zum ersten Mal "sturmfreie Bude".