Matthias Holk hält die Urkunde unterm Arm, die Krawatte endet auf Höhe des Bauchnabels. Für Menschen wie ihn ist das Aufstiegsstipendium gemacht: Kein Abitur, nur Realschulabschluss, Lehre, Technikerschule und langjährige Berufserfahrung. Der 42 Jahre alte Familienvater arbeitet heute als technischer Angestellter beim Deutschen Wetterdienst. Jetzt will er Ingenieur werden:
"Es steckt irgendwie in mir. Erstmal grundsätzlich eine Fortbildung kann nie schaden. Gerade im Bereich der Elektrotechnik, die Entwicklung ist rasant, das ist ein Punkt, sich da mal wieder upzudaten, das kann nicht schaden. Und der zweite Punkt ist der Fachkräftemangel in Deutschland, es gibt also mehrere Punkte, die für ein Studium, für eine Fortbildung sprechen. Und jetzt das Stipendium noch reduziert, das ist jetzt der ausschlaggebende Punkt. "
Stipendiaten, die den Job ruhen lassen und Vollzeit studieren, bekommen alles in allem 730 Euro im Monat, fürs erste Kind kommen 113 Euro hinzu. Davon profitiert Christina Schnitzhofer, 25. Die IT-Systemkauffrau studiert bereits und hat sich hoch gebildet:
"Angefangen habe ich mit Hauptschule, dann habe ich 7 plus 3 gemacht, also in drei Jahren die Mittlere Reife gemacht, danach habe ich die Ausbildung zur IT-Systemkauffrau gemacht dreieinhalb Jahre, dann habe ich gearbeitet extern bei einer Auto-Firma, dann bin ich ein Jahr nach Australien, dann habe ich noch mal zwei Jahr gearbeitet, nachdem ich aus Australien gekommen bin und jetzt bin ich am Studieren."
Betriebswirtschaft in München. Das Studium hat sie ohne Aufstiegsstipendium begonnen, die monatlich 730 Euro vom Staat bringen sie dennoch weiter:
"Im Endeffekt kann ich ein normales Praktikum machen wie jeder andere Studierende auch, genießen, kann auch mal in einen Bereich rein schauen, an den ich bisher noch nicht gedacht habe. Sonst hätte ich mal ein Semester aussetzen müssen, um arbeiten zu gehen und mir eine finanzielle Basis wieder zu schaffen. "
Beim Deutschen Wetterdienst pausieren und Vollzeit studieren - dass kann der Techniker Matthias Holk sich nicht leisten, trotz Aufstiegsstipendium. Bleibt das berufsbegleitende Studium. Dafür bekommt Matthias Holk pro Jahr ganze 1700 Euro. Das ist nicht viel, deckt aber knapp die Hälfte der Studiengebühren an der Fernuni. Und ohne Stipendium wäre selbst ein berufsbegleitendes Fernstudium kaum drin gewesen:
"Da hätte ich mit meiner Frau noch mal die Haushaltsplanung ... Also, es wäre eng geworden, sehr eng. Ich weiß nicht, ob ich es gemacht hätte."
Als Ingenieur wird Holk dann wohl aufsteigen und besser verdienen. Sein Chef beim Deutschen Wetterdienst ist Ulrich Bleek. Der sagt: Den Fachkräftemangel bekomme der öffentliche Dienst besonders zu spüren. Gehälter wie in der Wirtschaft seien nicht denkbar, gerade technisch-naturwissenschaftliche Stellen seien besonders schwer zu besetzen:
"Wir hatten vor fünf, sechs Jahren auf eine Stellenausschreibung noch 30,40 Bewerber. Jetzt sind es noch drei, von denen zwei vielleicht Überhaupt nicht geeignet sind. Und die Möglichkeiten für die Zukunft bestehen im Wesentlichen darin, das eigene Personal zu qualifizieren und damit eine Perspektive und Motivation zu geben. "
Ein Weg ist Studieren ohne Abi. Das ist inzwischen möglich, aber nicht einfach. Hochschul-Studium ohne allgemeine Hochschulreife - das schafften hierzulande im vergangenen Jahr ganze 15500 Menschen, nicht mal ein Prozent aller Studierenden in Deutschland. Ein Baustein in der dicken Trennwand zwischen Firma und Uni ist das Geld, sagt die Staatssekretärin im Bundesbildungsministerium, Cornelia Quennet-Thielen. Die finanziellen Hürden soll das Aufstiegsstipendium senken. Bis Ende nächsten Jahres will das Ministerium 1500 dieser Stipendien vergeben:
"Es richtet sich an beruflich besonders begabte mit mindestens zweijähriger Berufserfahrung, die die Möglichkeit des Hochschulzugangs durch Ausbildung, Fortbildung oder Berufspraxis erworben haben. Sie erhalten alle, ein Stipendium, und zwar ein Stipendium, das nicht zurück gezahlt werden muss. "
Geld ist jedoch nur ein Problem für Experten der Praxis im Land der Zeugnisse. Dann müssen sie erstmal einen Studienplatz finden. Denn Teilzeit-Studiengänge sind rar. Außerdem stellt jedes Bundesland andere Bedingungen an Studierwillige ohne Abi-Zeugnis. Dieser Regelungs-Wirrwarr soll gelichtet werden, verspricht Staatssekretärin Quennet-Thielen:
"Die Länder werden bis zum Jahr 2010 länderübergreifend die Voraussetzungen dafür formulieren, dass der allgemeine Hochschulzugang für Meister, für Techniker, für Fachwirte und für Inhaber gleichwertiger Abschlüsse ermöglicht wird. "
"Es steckt irgendwie in mir. Erstmal grundsätzlich eine Fortbildung kann nie schaden. Gerade im Bereich der Elektrotechnik, die Entwicklung ist rasant, das ist ein Punkt, sich da mal wieder upzudaten, das kann nicht schaden. Und der zweite Punkt ist der Fachkräftemangel in Deutschland, es gibt also mehrere Punkte, die für ein Studium, für eine Fortbildung sprechen. Und jetzt das Stipendium noch reduziert, das ist jetzt der ausschlaggebende Punkt. "
Stipendiaten, die den Job ruhen lassen und Vollzeit studieren, bekommen alles in allem 730 Euro im Monat, fürs erste Kind kommen 113 Euro hinzu. Davon profitiert Christina Schnitzhofer, 25. Die IT-Systemkauffrau studiert bereits und hat sich hoch gebildet:
"Angefangen habe ich mit Hauptschule, dann habe ich 7 plus 3 gemacht, also in drei Jahren die Mittlere Reife gemacht, danach habe ich die Ausbildung zur IT-Systemkauffrau gemacht dreieinhalb Jahre, dann habe ich gearbeitet extern bei einer Auto-Firma, dann bin ich ein Jahr nach Australien, dann habe ich noch mal zwei Jahr gearbeitet, nachdem ich aus Australien gekommen bin und jetzt bin ich am Studieren."
Betriebswirtschaft in München. Das Studium hat sie ohne Aufstiegsstipendium begonnen, die monatlich 730 Euro vom Staat bringen sie dennoch weiter:
"Im Endeffekt kann ich ein normales Praktikum machen wie jeder andere Studierende auch, genießen, kann auch mal in einen Bereich rein schauen, an den ich bisher noch nicht gedacht habe. Sonst hätte ich mal ein Semester aussetzen müssen, um arbeiten zu gehen und mir eine finanzielle Basis wieder zu schaffen. "
Beim Deutschen Wetterdienst pausieren und Vollzeit studieren - dass kann der Techniker Matthias Holk sich nicht leisten, trotz Aufstiegsstipendium. Bleibt das berufsbegleitende Studium. Dafür bekommt Matthias Holk pro Jahr ganze 1700 Euro. Das ist nicht viel, deckt aber knapp die Hälfte der Studiengebühren an der Fernuni. Und ohne Stipendium wäre selbst ein berufsbegleitendes Fernstudium kaum drin gewesen:
"Da hätte ich mit meiner Frau noch mal die Haushaltsplanung ... Also, es wäre eng geworden, sehr eng. Ich weiß nicht, ob ich es gemacht hätte."
Als Ingenieur wird Holk dann wohl aufsteigen und besser verdienen. Sein Chef beim Deutschen Wetterdienst ist Ulrich Bleek. Der sagt: Den Fachkräftemangel bekomme der öffentliche Dienst besonders zu spüren. Gehälter wie in der Wirtschaft seien nicht denkbar, gerade technisch-naturwissenschaftliche Stellen seien besonders schwer zu besetzen:
"Wir hatten vor fünf, sechs Jahren auf eine Stellenausschreibung noch 30,40 Bewerber. Jetzt sind es noch drei, von denen zwei vielleicht Überhaupt nicht geeignet sind. Und die Möglichkeiten für die Zukunft bestehen im Wesentlichen darin, das eigene Personal zu qualifizieren und damit eine Perspektive und Motivation zu geben. "
Ein Weg ist Studieren ohne Abi. Das ist inzwischen möglich, aber nicht einfach. Hochschul-Studium ohne allgemeine Hochschulreife - das schafften hierzulande im vergangenen Jahr ganze 15500 Menschen, nicht mal ein Prozent aller Studierenden in Deutschland. Ein Baustein in der dicken Trennwand zwischen Firma und Uni ist das Geld, sagt die Staatssekretärin im Bundesbildungsministerium, Cornelia Quennet-Thielen. Die finanziellen Hürden soll das Aufstiegsstipendium senken. Bis Ende nächsten Jahres will das Ministerium 1500 dieser Stipendien vergeben:
"Es richtet sich an beruflich besonders begabte mit mindestens zweijähriger Berufserfahrung, die die Möglichkeit des Hochschulzugangs durch Ausbildung, Fortbildung oder Berufspraxis erworben haben. Sie erhalten alle, ein Stipendium, und zwar ein Stipendium, das nicht zurück gezahlt werden muss. "
Geld ist jedoch nur ein Problem für Experten der Praxis im Land der Zeugnisse. Dann müssen sie erstmal einen Studienplatz finden. Denn Teilzeit-Studiengänge sind rar. Außerdem stellt jedes Bundesland andere Bedingungen an Studierwillige ohne Abi-Zeugnis. Dieser Regelungs-Wirrwarr soll gelichtet werden, verspricht Staatssekretärin Quennet-Thielen:
"Die Länder werden bis zum Jahr 2010 länderübergreifend die Voraussetzungen dafür formulieren, dass der allgemeine Hochschulzugang für Meister, für Techniker, für Fachwirte und für Inhaber gleichwertiger Abschlüsse ermöglicht wird. "