Victoria del Valle erklärt, was als Nächstes gemacht wird:
Wir machen jetzt Fehlerlesen, wer möchte anfangen? Wer weiß, aus welchem Buch der Text ist? Harry Potter, genau. Jeder liest jetzt vor, bis er einen Fehler gemacht hat, und dann ist der nächste dran.
Juri aus Russland liest den Text vor. Es ist nicht zu überhören: Juri hat ziemliche Schwierigkeiten beim Lesen. Der Fünftklässler kommt aus Russland und nimmt am Förderunterricht teil, bei Victoria del Valle und Sandra Sanchez. Einmal die Woche kommen die beiden Studentinnen an die Bochumer Willy-Brandt-Gesamtschule. Zwei Stunden lang unterrichten sie eine Gruppe von zwölf Schülern aus Zuwandererfamilien in Deutsch als Zweitsprache. Die angehenden Lehrerinnen studieren selbst an der Ruhr-Universität Bochum Spanisch, Französisch und Theaterwissenschaften. Sie sind erst 24 Jahre alt, aber im Umgang mit Schülern schon ziemlich erfahren. Victoria:
Mir bringt vor allem der praktische Umgang mit Kindern, überhaupt die Erfahrung im Förderunterricht auch für meine Zukunft als Lehrerin unheimlich viel.
Sandra:
Für mich ganz persönlich bringt mir das unglaublich viel, weil ich Riesenspaß habe, mit den Kindern zu arbeiten. Die sind halt jetzt noch ziemlich klein, die sind zehn Jahre alt, egal, was sie später machen wollen, ob sie einen handwerklichen Beruf oder eine akademische Laufbahn machen wollen. Ich finde, das sollte nicht an der Sprache scheitern.
Die Familien der Schüler an der Willy-Brandt-Gesamtschule kommen aus rund 20 Nationen. Viele sprechen zuhause ihre Muttersprache und Deutsch als Zweitsprache.
Meine Muttersprache ist Türkisch. Meine Muttersprache ist Albanisch, ich komme aus Syrien und meine Muttersprache ist Kurdisch.
Meine Muttersprache ist Russisch. Ich komme aus Sri Lanka und meine Muttersprache ist Tamilisch.
Wie können Schüler, die zweisprachig aufwachsen, in der deutschen Sprache so gut gefördert werden, dass sie in der Schule keine Nachteile haben? Sandra und Victoria haben sich ein Semester lang auf das Förderprojekt vorbereitet und Seminare besucht, die von Dozenten der Sprachlehrforschung, der Pädagogik und des Zentrums für Lehrerbildung durchgeführt wurden. In der Willy-Brandt-Gesamtschule setzen die Studentinnen die gelernte Theorie in die Praxis um.
In diesem Seminar, was diesem Praktikum vorausgeht, haben wir gelernt, was für typische Fehler Kinder machen, die zum Beispiel Türkisch als Muttersprache haben. Es ist natürlich dann viel einfacher, einen Fehler zu erkennen, wenn man weiß, woher der kommt. Die türkischen Kinder in dieser Klasse haben sehr viele Probleme mit dem Artikel, weil es im Türkischen keinen Artikel gibt.
Damit die Schüler dann im Deutschunterricht nicht durcheinander kommen, üben die angehenden Lehrerinnen mit ihnen zum Beispiel besonders intensiv den Gebrauch von "der - die - das". Und zwar immer im Team, zu zweit. So haben sie jeden Einzelnen im Blick. Doch mit Arbeiten nach Lehrplan hat ihr Unterricht nichts zu tun.
Vicky und ich, wir haben und darauf geeinigt, dass wir hauptsächlich mit denen Spiele machen. Damit die Kinder nicht das Gefühl haben, dass es eine Strafaufgabe ist, sondern dass es den Kindern Spaß macht. Eins unserer Lieblingsspiele ist "Tabu". Da bilden wir zwei Gruppen und da müssen die Kinder Begriffe erklären, was ihnen auch meiner Meinung nach sehr viel bringt, weil die irgendwelche Synonyme zum Beispiel suchen müssen für die Begriffe und dann verteilen wir Bonuspunkte an die beiden Gruppen. Diese Bonuspunkte bekommen sie immer, wenn sie eine grammatikalische Frage beantworten.
Noten müssen die jungen Lehrerinnen nicht vergeben. Sie vermitteln den Schülern auch nicht, dass sie ein Defizit haben. Im Gegenteil: Wer zweisprachig aufwächst, ist etwas Besonderes. So auch Victoria und Sandra. Ihre Eltern stammen aus Spanien. Deutsch hat Sandra erst im Kindergarten gelernt.
Wir hatten selber Förderunterricht, Vicky und ich, als wir klein waren. Wir wissen auch selber noch, wo die Fehler lagen.
Die Lehrer an der Willy-Brandt-Schule sind jedenfalls im normalen Unterricht überfordert, wenn es um die Förderung der Schüler aus Migrantenfamilien geht, gibt Deutschlehrer Frank Winter selbst zu:
Wir erkennen das eigentlich immer nur dann, wenn wir Hefte korrigieren. Da stellen wir fest, irgendwas ist falsch, kriegen aber nicht genau raus, was hat der Schüler da falsch gemacht? Hat der sich verschrieben, hat er einen Grammatikfehler gemacht oder was auch immer? Da fehlt uns als normale Lehrer schlicht und ergreifend die Ausbildung.
Nicht nur die Qualifikation "Deutsch als Zweitsprache" trägt zur besseren Förderung der Schüler bei, sagt Schulleiter Klaus Wiegand. Auch das Alter scheint eine große Rolle zu spielen:
Die Studentinnen haben natürlich die Fähigkeit, weil sie viel dichter an den Schülern dran sind, die Schüler leichter für diesen Förderunterricht zu motivieren. Die Studentinnen sind nur doppelt so alt, wir sind vier oder fünf mal so alt. Und das wirkt offensichtlich sehr motivierend, sie gehen sehr gerne hierhin, den Eindruck haben wir jedenfalls. Sie arbeiten auch intensiver mit und stellen auch ungehemmter Fragen gegenüber dem Studenten als vielleicht ein Fachlehrer, der auch wesentlich älter ist in der Regel.
Wir machen jetzt Fehlerlesen, wer möchte anfangen? Wer weiß, aus welchem Buch der Text ist? Harry Potter, genau. Jeder liest jetzt vor, bis er einen Fehler gemacht hat, und dann ist der nächste dran.
Juri aus Russland liest den Text vor. Es ist nicht zu überhören: Juri hat ziemliche Schwierigkeiten beim Lesen. Der Fünftklässler kommt aus Russland und nimmt am Förderunterricht teil, bei Victoria del Valle und Sandra Sanchez. Einmal die Woche kommen die beiden Studentinnen an die Bochumer Willy-Brandt-Gesamtschule. Zwei Stunden lang unterrichten sie eine Gruppe von zwölf Schülern aus Zuwandererfamilien in Deutsch als Zweitsprache. Die angehenden Lehrerinnen studieren selbst an der Ruhr-Universität Bochum Spanisch, Französisch und Theaterwissenschaften. Sie sind erst 24 Jahre alt, aber im Umgang mit Schülern schon ziemlich erfahren. Victoria:
Mir bringt vor allem der praktische Umgang mit Kindern, überhaupt die Erfahrung im Förderunterricht auch für meine Zukunft als Lehrerin unheimlich viel.
Sandra:
Für mich ganz persönlich bringt mir das unglaublich viel, weil ich Riesenspaß habe, mit den Kindern zu arbeiten. Die sind halt jetzt noch ziemlich klein, die sind zehn Jahre alt, egal, was sie später machen wollen, ob sie einen handwerklichen Beruf oder eine akademische Laufbahn machen wollen. Ich finde, das sollte nicht an der Sprache scheitern.
Die Familien der Schüler an der Willy-Brandt-Gesamtschule kommen aus rund 20 Nationen. Viele sprechen zuhause ihre Muttersprache und Deutsch als Zweitsprache.
Meine Muttersprache ist Türkisch. Meine Muttersprache ist Albanisch, ich komme aus Syrien und meine Muttersprache ist Kurdisch.
Meine Muttersprache ist Russisch. Ich komme aus Sri Lanka und meine Muttersprache ist Tamilisch.
Wie können Schüler, die zweisprachig aufwachsen, in der deutschen Sprache so gut gefördert werden, dass sie in der Schule keine Nachteile haben? Sandra und Victoria haben sich ein Semester lang auf das Förderprojekt vorbereitet und Seminare besucht, die von Dozenten der Sprachlehrforschung, der Pädagogik und des Zentrums für Lehrerbildung durchgeführt wurden. In der Willy-Brandt-Gesamtschule setzen die Studentinnen die gelernte Theorie in die Praxis um.
In diesem Seminar, was diesem Praktikum vorausgeht, haben wir gelernt, was für typische Fehler Kinder machen, die zum Beispiel Türkisch als Muttersprache haben. Es ist natürlich dann viel einfacher, einen Fehler zu erkennen, wenn man weiß, woher der kommt. Die türkischen Kinder in dieser Klasse haben sehr viele Probleme mit dem Artikel, weil es im Türkischen keinen Artikel gibt.
Damit die Schüler dann im Deutschunterricht nicht durcheinander kommen, üben die angehenden Lehrerinnen mit ihnen zum Beispiel besonders intensiv den Gebrauch von "der - die - das". Und zwar immer im Team, zu zweit. So haben sie jeden Einzelnen im Blick. Doch mit Arbeiten nach Lehrplan hat ihr Unterricht nichts zu tun.
Vicky und ich, wir haben und darauf geeinigt, dass wir hauptsächlich mit denen Spiele machen. Damit die Kinder nicht das Gefühl haben, dass es eine Strafaufgabe ist, sondern dass es den Kindern Spaß macht. Eins unserer Lieblingsspiele ist "Tabu". Da bilden wir zwei Gruppen und da müssen die Kinder Begriffe erklären, was ihnen auch meiner Meinung nach sehr viel bringt, weil die irgendwelche Synonyme zum Beispiel suchen müssen für die Begriffe und dann verteilen wir Bonuspunkte an die beiden Gruppen. Diese Bonuspunkte bekommen sie immer, wenn sie eine grammatikalische Frage beantworten.
Noten müssen die jungen Lehrerinnen nicht vergeben. Sie vermitteln den Schülern auch nicht, dass sie ein Defizit haben. Im Gegenteil: Wer zweisprachig aufwächst, ist etwas Besonderes. So auch Victoria und Sandra. Ihre Eltern stammen aus Spanien. Deutsch hat Sandra erst im Kindergarten gelernt.
Wir hatten selber Förderunterricht, Vicky und ich, als wir klein waren. Wir wissen auch selber noch, wo die Fehler lagen.
Die Lehrer an der Willy-Brandt-Schule sind jedenfalls im normalen Unterricht überfordert, wenn es um die Förderung der Schüler aus Migrantenfamilien geht, gibt Deutschlehrer Frank Winter selbst zu:
Wir erkennen das eigentlich immer nur dann, wenn wir Hefte korrigieren. Da stellen wir fest, irgendwas ist falsch, kriegen aber nicht genau raus, was hat der Schüler da falsch gemacht? Hat der sich verschrieben, hat er einen Grammatikfehler gemacht oder was auch immer? Da fehlt uns als normale Lehrer schlicht und ergreifend die Ausbildung.
Nicht nur die Qualifikation "Deutsch als Zweitsprache" trägt zur besseren Förderung der Schüler bei, sagt Schulleiter Klaus Wiegand. Auch das Alter scheint eine große Rolle zu spielen:
Die Studentinnen haben natürlich die Fähigkeit, weil sie viel dichter an den Schülern dran sind, die Schüler leichter für diesen Förderunterricht zu motivieren. Die Studentinnen sind nur doppelt so alt, wir sind vier oder fünf mal so alt. Und das wirkt offensichtlich sehr motivierend, sie gehen sehr gerne hierhin, den Eindruck haben wir jedenfalls. Sie arbeiten auch intensiver mit und stellen auch ungehemmter Fragen gegenüber dem Studenten als vielleicht ein Fachlehrer, der auch wesentlich älter ist in der Regel.