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Studierende fordern bessere Bachelor-Studierbarkeit

Wissenschaftler der Universität Konstanz haben 17.100 Bachelor Studierende im Auftrag des Bundesbildungsministeriums befragt. Dreiviertel der Befragten sparten nicht mit einem: Kritik.

Von Verena Kemna |
    Thomas Rachel, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Forschung und Bildung, zur Umsetzung der Studienreform.

    "Bei grundsätzlicher Zufriedenheit mit der Qualität des Studiums werden, und das ist mir ein wichtiger Punkt, eben auch organisatorische Mängel in der Lehre und vor allem auch eine fehlende Transparenz für die Studierenden kritisiert und ich denke, hier muss angesetzt werden, damit wir ein Bachelor-Studium bekommen, das auch aus Sicht der Studierenden studierbar gestaltet werden kann. "

    Nadja Berseck hat an der Universität Passau den Bachelorstudiengang European Studies erfolgreich abgeschlossen. Sie meint, ohne die Bologna-Reform wäre es nicht möglich gewesen, im Anschluss eine ganz neue Fächerkombination zu wählen. Seit dem Wintersemester hat sie einen Platz im Masterstudiengang Economics and Management Science der Berliner Humboldt-Universität. Doch der Wechsel von einem juristisch und politisch orientierten BA hin zu einem Masterstudiengang mit dem Schwerpunkt VWL-BWL war kompliziert. Was durch Bologna einfacher werden sollte, wurde für die Studentin zum Hindernis. Viele ihrer Credit-Points aus Passau wurden an anderen Hochschulen nicht anerkannt.

    "Das funktioniert meiner Ansicht nach überhaupt nicht. Bei mir war es zum Beispiel so, dass ganz oft verlangt wurde, dass ich in Statistik einen Kurs gemacht habe oder in Ökonometrie und diese Kurse hatte ich halt einfach nicht und statt dann, wie es in Holland der Fall ist, mir anzubieten, dass man diesen Kurs nebenbei noch macht und unter der Bedingung, dass ich den Kurs mache, bin ich angenommen, wurde mir einfach gesagt, ich brauche mich gar nicht erst bewerben und das war ein Riesenproblem."

    Sie wünscht sich mehr Flexibilität im Umgang mit dem Bachelor. Die Studie im Auftrag des Bundesbildungsministeriums bestätigt ihre Unzufriedenheit. Demnach halten 56 Prozent der Studierenden die Fülle des Lernstoffs für übertrieben. So berichten viele der Befragten, dass wichtige Lehrveranstaltungen ausfallen. Staatssekretär Rachel.

    "Zum Beispiel sprechen die Studierenden an, dass es häufiger Terminausfälle gibt, dies kommt vor allem an den Fachhochschulen vor, und dass es zahlreiche Überschneidungen von Lehrveranstaltungen gibt, die es dann nicht ermöglicht, den vorgesehenen Studienweg in der beabsichtigten Schnelligkeit zu studieren. Dies ist ein Problem, was an den Universitäten bemängelt wird."

    30 Prozent der Studierenden müssen auf wichtige Seminare verzichten. Nach den Ergebnissen der Studie haben fast siebzig Prozent der Studierenden selten oder nie Kontakt zu den Dozenten. Sie wünschen sich mehr Rückmeldungen über die eigenen Leistungen. Katharina Sevecke hat solche Mängel bei der Umsetzung nicht erlebt. Wie drei Viertel der Befragten hält sie die Studienreform grundsätzlich für sinnvoll. Katharina Sevecke war an der Universität Oldenburg eine der ersten mit einem BA in den Fächern Mathematik und Biologie. Auch sie ist seit dem Wintersemester an der Humboldt-Uni immatrikuliert. Auch ihr Ziel ist der Master of Economics and Management Science.

    "Allerdings muss ich schon sagen, dass ich durch diese Bachelor- und Master-Regelung profitiert habe, dass ich eine Chance hatte, noch mal im Master etwas anderes zu machen, auch wenn es schwer war, weil das Angebot nicht groß war. Aber ich glaube, hätte ich Diplom studiert, hätte ich bis zum Schluss Mathematik durch studiert hätte und so konnte ich auch in einem höheren Semester ein neues Fach anfangen und musste nicht von vornherein ein neues Fach studieren."

    Ein echter Vorteil der neuen Regelungen, meint auch Nadja Berseck aus Passau. Der BA ist besser als sein Ruf, auch das ein Ergebnis der Studie, aber viele Studierende klagen über schlechte Arbeitsbedingungen und über zu viel Stoff. Thomas Rachel, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbildungsministerium.

    "Das heißt, dass die Stoffmenge und die Anzahl der Prüfungen in einem angemessenen Verhältnis zueinanderstehen müssen. Es muss eine nachvollziehbare Gliederung und Transparenz der Stoffinhalte hergestellt werden. Ich finde, darauf haben auch die Studierenden einen Anspruch."

    Nach den Ergebnissen der Studie müssten die Bachelor-Studiengänge müssten künftig studierbarer werden, so eine Forderung aus dem Bundesbildungsministerium.