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Studierendenschaft der Uni Münster verlässt fzs

Die Studierendenschaft der Uni Münster hat sich von ihrem studentischen Dachverband gelöst. Mit 17 zu 13 Stimmen wurde beschlossen, sich vom Interessensverband "freier Zusammenschluss von Studentenschaften", kurz fzs zu trennen. Dieser studentische Dachverband vertritt aktuell rund 90 deutsche Hochschulen.

Von Eva Bendix |
    Der Antrag für den Austritt kam vom unabhängigen Fachschaftenforum. Olaf Götze sitzt in diesem Forum. Der 28-jährige Physikstudent hat die Trennung mit vorangetrieben.

    "Eigentlich sind wir nicht froh, dass wir raus sind. Wir hätten mit dem fzs gemeinsam Projekte gemacht, auch Aktionen gemacht. Leider war das nicht möglich. "

    Die Beziehungsprobleme zwischen der Studierendenschaft der Uni Münster und dem Dachverband begannen im Herbst 2006. Da zogen Studierende durch die Straßen und protestierten lautstark gegen die geplante Einführung von Studiengebühren. Der Kampf eskalierte. Die Studierenden stürmten gewaltsam den Senat, so dass dieser nur noch unter Polizeischutz seine Entscheidung fällen konnte.

    "Wir würden Sie gern als Demonstranten behandeln, also Ihnen das Versammlungsgesetz zugute halten."

    "Das ist keine Demo, wir wollen an der Sitzung teilnehmen"

    "Wir wollen rein, wir wollen rein"

    In dieser heißen Protestphase fühlten sich die Studierenden aus Münster vom Dachverband fzs im Stich gelassen.

    "Zum Beispiel Polizeieinsätze auf Studierendendemos, da hat sich der fzs rausgehalten. Das ist fatal für die Proteste. Er hat nicht die Rolle gespielt, die wir uns gewünscht hätten. Das stärker zu unterstützen, das vielleicht auch mit zu organisieren. Das mussten dann andere Organisationen übernehmen, ohne den studentischen Dachverband leider. "

    Was hätten wir denn tun sollen - weist ein Vorstandsmitglied des fzs diese Kritik zurück. Man könne schließlich nicht mit einem vierköpfigen Vorstand zu jeder Demo reisen. Außerdem habe man die Proteste im Rahmen seiner Möglichkeiten mit Pressetexten und Reden unterstützt.

    Für Olaf Götze und viele seiner Kommilitonen war das zu wenig. Dennoch glaubten sie, künftig mehr Einfluss auf ihren Dachverband nehmen zu können.

    "Indem wir versucht haben, den fzs zu reformieren, damit er in Zukunft auf solche Studentenbewegungen besser reagieren kann. Wir sind damit gescheitert. Wir haben aus Münster viele Anträge eingebracht, wollten z.B. eine bundesweite Studierendenkonferenz ausrichten. Aber diese Anträge sind abgelehnt worden. Stattdessen versucht man, die Geschäftstelle des Dachverbandes zu stärken, und das ist eine Richtung, die wir sehr kritisch sehen. "

    Der Verband entferne sich immer weiter von seiner Basis, kritisiert Olaf Götze. Auch diesen Vorwurf kann der Verband nicht nachvollziehen. Jedes Jahr werde ein neuer Vorstand gewählt und der arbeite sehr basisdemokratisch.

    Doch kritische Stimmen gab es auch aus anderen Hochschulen. Im vergangenen Jahr sind sechs Studierendenschaften aus dem fzs ausgetreten.

    Ein Grund mit mag die angekündigte Beitragserhöhung sein. Pro Studierenden verlangt der Dachverband statt 55 Cent jetzt 80 Cent als Mitgliedsbeitrag. Münster ist laut Olaf Götze die zweitgrößte zahlende Hochschule.

    "Wir zahlen nach der Beitragserhöhung bis zu 30.000 Euro. Mit dem Geld kann man natürlich schon einiges anfangen. Wir wollen gerne weiter bundesweite studentische Politik machen und das Geld sehr gezielt in Projekte stecken z.B. in das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren, auch um einfach ein bisschen mehr ins Handeln zu kommen. "

    Die Trennung zwischen der Studierendenschaft der Uni Münster und dem Dachverband wird in diesem Monat offiziell. Doch längst nicht jeder im Münsterschen Studierendenparlament ist mit diesem Beziehungsbruch einverstanden.

    André Schnepper von der Juso Hochschulgruppe kämpft für den Wiedereintritt in den Dachverband.
    "Der Dachverband hat vor allem bewirkt, dass das Bafög erhöht wurde. Ohne die Kampagneseiten des fzs mit anderen hochschulpolitischen Akteuren hätte es die Erhöhung nicht gegeben. Ich denke, Münster wird spätestens aus mittelfristiger Sicht wieder Mitglied sein. "