Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Studierendenwerke in NRW
Wenig Zuschüsse vom Land

25 Prozent der Einnahmen für die Studierendenwerken in NRW kommen von den Semesterbeiträgen der Studenten, nur zehn Prozent vom Land NRW. Zudem sind diese Zuschüsse seit Jahren nicht gestiegen, die Semesterbeiträge aber sehr wohl - manche Studierende bringt das in Probleme.

Von Andrea Groß | 18.12.2019
Ein Student stellt sich in der neuen Bielefelder Mensa einen Salat zusammen.
Das Mensaessen an den Universitäten in Nordrhein-Westfalen ist subventioniert (picture alliance / dpa / Oliver Krato)
Egal ob Vorlesungszeit oder nicht: In der großen Mensa der Ruhr-Universität herrscht mittags immer Hochbetrieb. Es gibt Spaghetti Bolognese für 3,90 Euro oder gefüllte Hähnchenbrust mit Vitalgemüse und Kartoffelpüree für 3,60 Euro. Die Preise für das Mensaessen sind an den Hochschulen in NRW sehr unterschiedlich. An der Uni Köln kosten viele Essen nur 2,20 Euro. Alle Essen sind subventioniert, sagt Jörg Lüken, Sprecher der Studierendenwerke im Land. Kalkuliert wird messerscharf:
"Steigen die Preise in der Gastronomie extrem, gehen die Zahlen runter. Steigen die Sozialbeiträge, finde ich und finden auch die Studierendenwerke, überlasten wir die Studierenden. Und ich glaube nach mehr als 25 Jahren kann das Land Nordrhein-Westfalen auch mal einen Beitrag dazu leisten."
Nun ist es so, dass das Land Nordrhein-Westfalen sich durchaus an den Kosten beteiligt. Um die 40 Millionen Euro sind das jedes Jahr. Doch das macht inzwischen nur noch zehn Prozent der Gesamteinnahmen der Studierendenwerke aus. Eine Steigerung wird es erst 2021 geben – in Höhe von vier Millionen Euro. Ein Tropfen auf den heißen Stein, sagt Jörg Lüken. Dieser Betrag wird allein von den steigenden Kosten für das Personal in Cafeterien und Mensen aufgefressen.
Semesterbeiträge in NRW höher als in München
Während die Zuschüsse des Landes kaum gestiegen sind, sind in den vergangenen zehn Jahren die Sozialbeiträge der Studierenden in die Höhe geschossen. Sie machen mittlerweile 25 Prozent der Einnahmen der Studierendenwerke aus. Sozialbeiträge, Kosten für die Studierendenvertretungen und für das Semesterticket für Busse und Bahnen ergeben zusammen den Semesterbeitrag. Und der ist an der Uni Bochum besonders hoch: 315 Euro im laufenden Semester. Lehramtsstudentin Stella Hoppe findet das zu viel:
"Ja, das ist schon zu hoch. Ich kenne ja auch die Beiträge an den anderen Universitäten. Zum Beispiel aus Essen. Da komme ich auch her. Da ist es ein bisschen günstiger. Ich glaube, das liegt aber hauptsächlich am Ticket."
Mit dem Semesterticket der Hochschulen in NRW können Studierende den Nahverkehr im gesamten Bundesland nutzen. Das finden viele gut und machen davon reichlich Gebrauch. Aber es treibt in der Tat die Kosten nach oben. Zum Vergleich: An der TU München wird ein Semesterbeitrag in Höhe von knapp 180 Euro erhoben. Dort können Studierende mit ihrem Semesterticket allerdings nur innerhalb der Stadt fahren. Das sei ein Grund, sagt Katrin Lögering, Vorsitzende der Studierendenvertretungen an den Hochschulen in NRW, weshalb die Studierenden aus Bayern eher neidvoll nach Nordrhein-Westfalen blicken, als anders herum:
"Das NRW-Ticket, was wir hier haben, ist bundesweit beispielhaft. Andere Bundesländer träumen davon, auch so ein Semesterticket zu haben. Zu solchen Konditionen, wie wir es hier angeboten bekommen. Dann gibt es ja noch die Tatsache, dass es in Bayern zum Beispiel keine verfasste Studierendenschaft gibt und dadurch der Beitrag generell schon einmal 20 Euro niedriger ist."
Zusatzangebote mancher Studierendenwerke
Die Studierendenvertretungen in Bayern arbeiten derzeit daran, so Katrin Lögering, auch solche Bedingungen zu bekommen, wie die Studierenden in NRW.
Die sind aber auch innerhalb des Bundeslandes sehr unterschiedlich. An der Uni Siegen beispielsweise zahlen die Studierenden mehr als hundert Euro weniger für den Semesterbeitrag, als an der Bochumer Ruhr-Uni. Das liegt daran, dass es in Bochum sehr viele Zusatzangebote gibt: eine Theaterflatrate für das renommierte Schauspielhaus, kostenlose Nutzung des kommunalen Fahrradverleihs, Kita-Angebote und vieles mehr. Nichts davon möchte die Vorsitzende der Studierendenvertretungen – die selbst an der Ruhr-Uni Chemie und Physik studiert – missen. Katrin Lögering weiß aber auch von Kommilitonen, die Mühe haben, die steigenden Beiträge aufzubringen:
"Es gibt natürlich auch Studierende, die Semester für Semester vor dem Problem stehen, dass sie sich überlegen, ob sie weiterstudieren können, weil sie jetzt diese 315 Euro vielleicht nicht auf einen Schlag aufbringen können. Und vor diesem Problem stehen wir Halbjahr für Halbjahr."
Man könnte Cafeterien oder Mensen schließen, um Kosten zu sparen, sagt Jörg Lüken, der Sprecher der Studierendenwerke. Man könnte auch an der Qualität der Essen sparen. Lieber wäre ihm aber, wenn die Politik ein größeres Herz hätte. Nicht nur für die akademischen Bedürfnisse der Studierenden, sondern auch für ihre Bedürfnisse nach Essen und Wohnen.