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Studierendenzeitung "Uniqe" wegen Kontakt mit Rechts in der Kritik

Die Jenaer Studierendenzeitung "Unique" bezeichnet sich selbst als "interkulturelles Hochschulmagazin". Schon als man im Frühjahr ein Interview mit einem Rechtsradikalen sehr unkritisch abdruckte, geriet Chefredakteur Fabian Köhler in die Kritik. E-Mails belegen nun offenbar mehr.

Von Steffen Klüver | 29.10.2009
    Am Montagabend im Internet veröffentlichte E-Mails belegen nun, dass er weit mehr als journalistischen Kontakt zu dem Rechtsradikalen aus Jena hatte.

    Ein freundschaftliches Verhältnis zwischen dem Chefredakteur der "Unique" und dem Rechtsradikalen zeigen die E-Mails auf. Fabian Köhler fühlt sich falsch verstanden:

    "Die E-Mail-Kontakte sind auf jeden Fall alle authentisch, na klar muss man dazu sagen, dass wenn da gewisse Zitate auftauchen, dass es aus dem Kontext gerissen ist."

    Den freundschaftlichen E-Mail-Kontakt mit dem Rechtsradikalen bestreitet er nicht. Auswirkungen auf seine Arbeit und die Ausgaben der Studierendenzeitungen "Unique" soll das aber nicht gehabt haben

    "Ich denke da kann sich jeder von überzeugen, wenn er unsere Artikel liest, dass das nicht der Fall ist. Nicht nur in der letzten Ausgabe über islamophoben Rassismus haben wir uns eindeutig positioniert, haben aufgeklärt und auch die Artikel, die jetzt in die Kritik geraten sind, wenn man sich die durchliest, sieht man eigentlich eindeutig, was unser Selbstverständnis ist und das ist halt ein antirassistisches, ein interkulturelles."

    Der Studierendenrats der Friedrich-Schiller Universität Jena hat nach Veröffentlichung der E-Mails sofort reagiert, wie Christin Penz vom Vorstand bestätigt:

    "Wir frieren die Gelder der "Unique" bis auf Weiteres ein, bis der Chefredakteur Fabian Köhler zurückgetreten ist. Der Stura (Studierendenrat) wird nächste Woche auf der Gremiumssitzung am Dienstag weitere Konsequenzen entscheiden."

    Der Studierendenrat ist nun um weitere Aufklärung der Situation bemüht und Christin Penz schließt weitere Schritte nicht aus:

    "Also wir haben jetzt das Referat gegen Rechtsextremismus und noch ein anderes Mitglied des Sturas dazu aufgefordert, sich mit den Artikeln von Fabian Köhler des letzten Jahres zu beschäftigen, zu gucken, ob es rechtsextreme Tendenzen gibt. Das werden wir nächste Woche auswerten. Wir haben auch Fabian Köhler und die "Unique" dazu eingeladen Stellung zu beziehen und mal sehen, was dabei rauskommt."

    Die Friedrich-Schiller-Universität Jena hatte die Gelder für die "Unique" bereits im Frühjahr gestrichen. Das damals abgedruckte Interview mit dem Rechtsradikalen habe keine anderen Konsequenzen zu gelassen. Axel Burchardt , Pressesprecher der Universität, hatte die "Unique" bisher dennoch nicht aufgegeben.

    "Wir hatten auch die Hoffnung, dass die "Unique" zu ihren alten Qualitäten zurückfinden würde und zurückfinden könnte, und hatten uns natürlich offen gehalten, eine Förderung wieder aufzunehmen, wenn die entsprechende Richtung, die positive Richtung der Interkulturalität, wieder aufgenommen wird."

    Axel Burchardt ist sehr verärgert über die Entwicklung der "Unique" unter dem jetzigen Chefredakteur Fabian Köhler. Seiner Meinung nach wirft das ein schlechtes Licht auf die ganze Universität.
    Ganz abgesehen von dem E-Mail Kontakt zwischen dem Rechtsradikalen und dem Chefredakteur Fabian Köhler, seien auch die letzten Artikel der "Unique" alles andere als interkulturell gewesen:

    "Wenn die Redaktion sich so eindeutig hinter Herrn Köhler gestellt hat, dann erzeugt das bei mir persönlich ein ziemliches Unverständnis, denn auch die Redaktion muss gesehen haben, welche unschöne Resonanz sie mit ihren Exemplaren erzeugt hat."

    Der Studierendenrat, die Universität und verschiedene studentische Gruppen aus Jena haben sich schon von Fabian Köhler distanziert. Dass die Redaktion der "Unique" sich geschlossen hinter ihren Chefredakteur stellt, ist Vielen unverständlich. Im Studierendenrat sehen die meisten keine Zukunft mehr für die "Unique". Berengar Lehr, gewähltes Mitglied des Studierendenrats der Universität Jena, wird in der nächsten Sitzung wohl den Antrag stellen, das Projekt nicht weiter zu unterstützen.

    "Ebenso ist die Frage zu stellen, inwieweit eine Redaktion, die sich derart vehement und kritikblind hinter ihren Chefredakteur stellt, inwieweit eine solche Redaktion überhaupt noch tragbar ist, und inwieweit die "Unique" als Zeitung mit dieser Redaktion eine Chance hat, fortzubestehen."