GesprächStudio LCB

14.10.2024 19:30 Uhr, Berlin

Literarisches Colloquium, Am Sandwerder 5

Haus des Literarischen Colloquiums Berlin in Berlin-Wannsee
Das Literarische Colloquium in Berlin-Wannsee (imago / Gerhard Leber)

Lesung: Ulrike Edschmid
Weitere Gäste: Julia Schoch und Tobias Lehmkuhl
Moderation: Katharina Teutsch

Ulrike Edschmids Romane sind epische Miniaturen, stark verdichtete Skripte der Zeitgeschichte, in denen das Private als Effekt gesellschaftlicher Umstände zutage tritt und in den Nachgeborenen seine Wirkung tut. Bekannt wurde die 1940 in Berlin geborene Autorin mit ihrem schmalen Buch Das Verschwinden des Philip S., das die Radikalisierung ihres einstigen Lebensgefährten Werner Sauber im linken Untergrund der frühen siebziger Jahre nachzeichnet. Sauber, der erst einen Polizisten erschoss und schließlich selbst erschossen wurde, ist nur einer von mehreren Lebensbegleitern, deren Porträt Edschmid in ihren stets notathaften Büchern zeichnet.
Sie selbst nennt sie „Bericht“, nicht „Roman“ wie ihr Verlag. Und einen solchen Bericht hat die Autorin nun über eine Frau verfasst, mit der sie in den siebziger Jahren einen WG-Tisch in Frankfurt am Main teilte. Ein „lasziver Lebensüberdruss, wie man ihn aus Filmen der Nouvelle Vague kennt“, umgab die Frau. Als sie sich in einen spanischen Anarchisten verliebt, beginnt sie hinaus in die Welt zu reisen, um etwas darin zu finden, das sich immer wieder entzog. Als sie sich nach vielen Jahren der Traumatherapie zuwendet und dort einer jungen Frau begegnet, der es buchstäblich die Sprache verschlagen hat, lösen sich Blockaden.
Ulrike Edschmid zeichnet die Lebens- und Liebesversuche einer Frau nach, die immer gleichzeitig eine Figur der Zeitgeschichte und eine verzweifelt um Selbstaufklärung Ringende ist. Wie in allen Büchern Edschmids ist das Schweigen ein zentrales Motiv, das Erkenntnis verhindert, aber auch in den Lesenden auslöst. Mit der Autorin diskutiert die Schriftstellerin Julia Schoch, deren hochgelobte autofiktionale Romantrilogie „Biografie einer Frau“ in Manchem Verwandtschaft zum Werk der älteren Kollegin aufweist. Außerdem zu Gast ist der Kritiker und langjährige Kenner des Edschmidschen Werks Tobias Lehmkuhl.
Sendung:
26.10.2024, 20.05 Uhr, Deutschlandfunk
27.10.2024, 0.05 Uhr, Deutschlandfunk Kultur
lcb.de
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