GesprächStudio LCB

18.09.2025 19:30 Uhr, Berlin

Literarisches Colloquium, Am Sandwerder 5

Literarisches Colloquium Berlin
Literarisches Colloquium Berlin (Tobias Bohm)

Zu Gast: Kamel Daoud
Gesprächspartner: Onur Erdur und Joseph Hanimann
Moderation: Katharina Teutsch

Der Algerier Kamel Daoud ist ein bekannter Kritiker des politischen Islam. Seine Debattenbeiträge haben in der französischen Medienlandschaft seit Jahren ihren festen Platz. Den literarischen Durchbruch erlebte Daoud im Jahr 2014 mit dem Roman „Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung“, der Albert Camus‘ Klassiker „Der Fremde“ neu erzählte. Darin bürstete Daoud die weltberühmte Geschichte des Mörders Meursault gegen den Strich, indem er die Geschehnisse aus der Perspektive des ermordeten „Arabers“ erzählte.
Die Beziehungen von Orient und Okzident sind aber auch in allen anderen Büchern des letztjährigen Goncourt-Preisträgers zentral. Im vergangenen Jahr gehörte „Houris“, das jetzt auf Deutsch unter dem Titel „Huris“ erscheint, zu den meistdiskutierten Büchern der Saison in Frankreich. Der in Mostaganem geborene Autor erzählt darin aus dem sogenannten Schwarzen Jahrzehnt des algerischen Bürgerkriegs. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die in den 1990er-Jahren bei einem Massaker – verübt von Islamisten an einer Dorfbevölkerung – schwer verletzt wurde. Sie verliert daraufhin ihre Stimme. In Algerien ist es verboten, offen über die Gräuel zu sprechen, die Algerier während des Bürgerkriegs an Algeriern und vor allem an Algerierinnen verübt haben. Aus diesem Grund war das Erscheinen von „Houris“ in Frankreich ein Politikum. Inzwischen sind zwei internationale Haftbefehle gehen Daoud ausgestellt worden. Daoud kann Algerien bis auf weiteres nicht mehr bereisen. Im LCB stellt er seinen neuen Roman vor. Mit Kamel Daoud diskutieren der Journalist Joseph Hanimann und der Historiker Onur Erdur, dessen Buch „Schule des Südens“ sich mit den intellektuellen Verbindungen zwischen Frankreich und Algerien befasst hat.
Sendung:
27.9.2025, 20.05 Uhr, Deutschlandfunk
28.9.2025, 0.05 Uhr, Deutschlandfunk Kultur
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