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Studium der Hebammenkunde oder Logopädie

Die ersten 200 Studierenden nehmen ein Vollstudium in Gesundheitsberufen in Bochum auf. Die neuen Studiengänge werten zum Beispiel die Ergotherapie auf, sollen jedoch die bisherige Ausbildung nicht abwerten.

Von Andrea Groß |
    Zur Begrüßungsfeier hatte die Hochschule für Gesundheit nicht in ihr Provisorium, ein ehemaliges Bürogebäude, geladen. Das lernen die frisch gebackenen Studierenden ohnehin früh genug kennen. Der Festakt fand statt dessen im Deutschen Bergbaumuseum statt. Dort gab es für die vielen Menschen auch ausreichend Platz. Vor dem Eingang warteten ein paar Studierende, dass es endlich losgeht.

    "Ich werde hier Physiotherapie anfangen. Es ist eine Riesenmöglichkeit, das hier zu studieren und nicht nur die Ausbildung zu machen. Und da freue ich mich drauf: Einen Haufen neuer Leute kennen zu lernen und hier in Bochum zu Gast zu sein."

    "Seit der vierten Klasse möchte ich Hebamme werden, weil ich die Schwangerschaften von meiner Mutter mitbekommen habe. Seitdem habe ich eigentlich diesen Berufswunsch gehabt und seitdem verfolge ich das auch so."

    "Ich werde Hebamme, weil das mein Traum ist. Das ist meine Berufung. Ich habe mich drei Jahre lang an Hebammenschulen in ganz Deutschland beworben und war jetzt froh, dass ich diesen Studiengang entdeckt habe und bin jetzt im Nachrückverfahren drangekommen."

    Im Innern des Gebäudes stieg der Geräuschpegel auf das Niveau einer freudig erregten großen Hochzeitsgesellschaft. Mitten unter den Honoratioren der Stadt Bochum und des Landes Nordrhein-Westfalen stand Anne Friedrichs, die Präsidentin der Hochschule für Gesundheit. Sie sei schrecklich aufgeregt, sagte sie. Aber sie freue sich auch schrecklich.

    "Alles, was wir benötigen, um den Studienbeginn sicher zu stellen, das ist alles erledigt. Was aber nicht heißt, dass es nicht noch ganz viel zu tun gibt, denn wir wollen ja nicht nur die ersten Semester mit den ersten Studierenden gut bewältigen, sondern wir planen ja auch weit darüber hinaus."

    Wenn die Ergotherapie oder die Krankenpflege jetzt durch die neuen Studiengänge derartig aufgewertet werden - so lauteten Befürchtungen, dann bedeutet das im Umkehrschluss, dass die bisherige Ausbildung nichts mehr wert ist. Diesen Befürchtungen trat Anne Friedrichs entgegen: Ihre Hochschule will berufsbegleitende Weiterbildungen anbieten, damit nichts abgewertet wird.

    Zur Eröffnungsfeier angereist war auch die neue nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, die eine ganze Woche lang unterwegs sein wird um die Hochschulen im Land zu besuchen. Sie freue sich sehr, sagte sie in ihrer Ansprache, diese bundesweit einzigartige Hochschule in ihrem eigenen Bundesland eröffnen zu dürfen. Dass sie lediglich die Früchte dessen erntet, was ihr Amtsvorgänger Pinkwart gepflanzt hat, sah die Ministerin nicht ganz.

    "Das ist ja eine Initiative des Landes gewesen. Dazu hat auch die gesamte Landesregierung beigetragen, dass diese Plätze jetzt entstehen können. Und es ist wichtig, dass wir mit Blick auf den doppelten Abiturjahrgang jetzt viele neue Studienplätze schaffen und heute ist ein Auftakt dafür gewesen."

    Ohnehin habe Nordrhein-Westfalen eine der dichtesten Hochschullandschaften in Deutschland. Was ihr jedoch besonders am Herzen liege, sei die Abschaffung der Hürden beim Hochschulzugang. Das fange bei den Studiengebühren an, sei damit aber keineswegs auch schon zu Ende. Zu viele Talente gehen dadurch verloren, das könne das Land sich nicht leisten.

    Mit ihrer Haltung zum Thema Studiengebühren entsprach die Ministerin den Wünschen vieler Studierender der Gesundheitshochschule. Es sei schon gut, dass sie im nächsten Jahr wieder abgeschafft werden sollen. Bei einer Ausbildung hätte man ja eine Entlohnung erhalten und da statt dessen Geld zu bezahlen, täte schon weh. Die Meinungen dazu waren allerdings keineswegs einheitlich. Und Hochschulpräsidentin Anne Friedrichs war angesichts des festlichen Tages ohnehin wenig in Stimmung, Forderungen zu stellen

    "Wir wünschen uns, das die Unterstützung, die wir während des letzten Jahres Aufbauphase erhalten haben, das die so bleibt und dass wir weiter kompetent beraten und unterstützt werden von Seiten der Landesregierung und das man dort weiterhin so offen ist für unsere Ideen für eine Weiterentwicklung dieses Bereichs."