Stillstand am Eingang: Wenn Tobias Traut, für ein Jahr lang DAAD-Stipendiat in Moskau, zur Vorlesung will, sagt der Wachmann am Uni-Eingang erst mal: "Njet". Erregt pocht der Uniformierte am Treppenaufgang auf die Einhaltung der Vorschriften.
Ich habe gesagt, wir würden gerne rein; das Dekanat hat es erlaubt. Und er hat gesagt: Nein, man braucht Dokumente. Und er müsste jetzt erst einmal beim Dekan anfragen, ob das in Ordnung ist.
Die Sicherheitsvorkehrungen an den Hochschulen sind streng. Grund: Die Terroranschläge der jüngsten Zeit. Und das bekommen auch die wenigen deutschen Studenten zu spüren, die sich an Moskauer Hochschulen eingeschrieben haben. Zu ihnen gehört Constanze Probst aus Wuppertal. Die Mathematik-Studentin erinnert sich noch voller Schrecken an den tödlichen Anschlag auf die Moskauer U-Bahn:
Als das mit der Metro war, das hat mich schon ein wenig verunsichert, weil das ein Verkehrsmittel ist, das man in Moskau absolut nicht umgehen kann. Und da wird es einem dann schon komisch, wenn man morgens um neun Uhr in der Uni sein muss und auf jeden Fall zu den Stoßzeiten in der Metro steht. Dann ist es schon irgendwie ein merkwürdiges Gefühl.
Die verschärfte Sicherheitslage geben die Moskauer Behörden dann auch als Hauptgrund für eine weitere Maßnahme an, die ausschließlich ausländische Studenten an russischen Hochschulen betrifft: Die nämlich erhalten in der Regel nur ein Visum, das zur einmaligen Ein- und Ausreise berechtigt. Und das kann manchmal ganz schön ärgerlich sein:
Mir ging es so, als ich kurzfristig erfahren habe, dass ich in die Ukraine fahren kann, auf die Krim. Das ist ja russisches Ausland. Dort war es sehr schwer, ein Ein- und Ausreisevisum für Russland zu bekommen. Diese Unannehmlichkeiten würden durch ein Mehrfach-Visum gar nicht auftreten.
Mit dieser Meinung steht Thilo Schwaiger, Physik-Student aus Berlin und ebenfalls für ein Jahr lang als Gaststudent in Moskau., nicht alleine da. Andere Studenten bekamen große Schwierigkeiten, nur weil sie über die Weihnachtsfeiertage nach Deutschland reisten, um ihre Familien zu besuchen. Bei der Wiedereinreise nach Russland sagten die Grenzschutzbeamten wiederum erst einmal "Njet." Dabei dürfte das alles gar nicht sein: Ein neues Abkommen zwischen Russland und Deutschland sieht erhebliche Erleichterungen für den studentischen Austausch vor. Mehrfache Ein- und Ausreisen in den Studenten-Visen sind darin ebenfalls festgeschrieben. Soweit die Theorie.
Konkret haben die Beamten aber gesagt: Machen wir nicht. Ohne Begründung,
so Benedikt Brisch vom Deutschen Akademischen Austauschdienst in Moskau. Deshalb haben er und seine Kollegen Druck gemacht beim russischen Innenministerium - mit Erfolg.
Jetzt haben wir die definitive Unterstützung des Innenministeriums, uns dabei zu unterstützen, dass alle deutschen Studenten, die an russischen Hochschulen studieren, Mehrfach-Visa bekommen.
Und zwar erheblich unbürokratischer als bisher. Und das liegt ganz im Sinne des DAAD. Bislang nämlich ist das Interesse an einem Studienaufenthalt in Russland mit gerade mal 35 deutschen DAAD-Jahresstipendiaten gering. Eigentlich schade drum, sagen nicht nur die Vertreter des DAAD, sondern vor allem die Studenten aus Deutschland, die den Schritt nach Russland gewagt und nicht bereut haben. Physik-Student Thilo Schwaiger und Tobias Traut, der Slawistik und Politikwissenschaften in Moskau hört, finden übereinstimmend: So manches bekommt man in Moskau mit, was in dieser Form an deutschen Hochschulen nicht vermittelt wird.
Das kann ich nur bestätigen, dass es hier in Moskau eine sehr gute Physikschule gibt, und dass in Russland, die Naturwissenschaften und die Physik auf einem sehr hohen Niveau betrieben werden.
Sehr wichtig ist ein Punkt, der heißt: Politik-Technologie. Das ist ein sehr großer Unterschied zu dem, was in Deutschland gelehrt wird. Bei uns ist sehr viel auf die Theorie, auf die Wissenschaft ausgelegt. In Russland hat vieles einen eher praktischen Hintergrund bei der Politikwissenschaft: Das, was hier gelehrt wird, kann in der Praxis umgesetzt werden. Das können so genannte "schwarze Technologien" sein, wie man seinen politischen Konkurrenten besser ausschaltet, wie Wahlkampagnen geführt werden. Das alles spielt hier eine größere Rolle.
Der DAAD nimmt ständig Bewerbungen für Russland-Stipendien entgegen. Bei dem derzeitig geringen Interesse stehen die Chancen gut, berücksichtigt zu werden. Allerdings sollten diejenigen, die sich dafür interessieren, eine Voraussetzung erfüllen: Nämlich ansatzweise Russisch sprechen. Mathematik-Studentin Constanze Probst:
Ich denke, man muss einfach Russisch können. Schon vom Flughafen zur Uni zu kommen, ist ohne Russisch kaum möglich. Hier spricht man eben im Taxi kein Englisch. Und auch die Auszeichnung in der Metro ist nur teilweise auf Englisch. Und man sollte also wirklich schon Russisch lesen können und sprechen. Wenn man die Grundkenntnisse hat, dann hilft einem das schon weiter.
Ich habe gesagt, wir würden gerne rein; das Dekanat hat es erlaubt. Und er hat gesagt: Nein, man braucht Dokumente. Und er müsste jetzt erst einmal beim Dekan anfragen, ob das in Ordnung ist.
Die Sicherheitsvorkehrungen an den Hochschulen sind streng. Grund: Die Terroranschläge der jüngsten Zeit. Und das bekommen auch die wenigen deutschen Studenten zu spüren, die sich an Moskauer Hochschulen eingeschrieben haben. Zu ihnen gehört Constanze Probst aus Wuppertal. Die Mathematik-Studentin erinnert sich noch voller Schrecken an den tödlichen Anschlag auf die Moskauer U-Bahn:
Als das mit der Metro war, das hat mich schon ein wenig verunsichert, weil das ein Verkehrsmittel ist, das man in Moskau absolut nicht umgehen kann. Und da wird es einem dann schon komisch, wenn man morgens um neun Uhr in der Uni sein muss und auf jeden Fall zu den Stoßzeiten in der Metro steht. Dann ist es schon irgendwie ein merkwürdiges Gefühl.
Die verschärfte Sicherheitslage geben die Moskauer Behörden dann auch als Hauptgrund für eine weitere Maßnahme an, die ausschließlich ausländische Studenten an russischen Hochschulen betrifft: Die nämlich erhalten in der Regel nur ein Visum, das zur einmaligen Ein- und Ausreise berechtigt. Und das kann manchmal ganz schön ärgerlich sein:
Mir ging es so, als ich kurzfristig erfahren habe, dass ich in die Ukraine fahren kann, auf die Krim. Das ist ja russisches Ausland. Dort war es sehr schwer, ein Ein- und Ausreisevisum für Russland zu bekommen. Diese Unannehmlichkeiten würden durch ein Mehrfach-Visum gar nicht auftreten.
Mit dieser Meinung steht Thilo Schwaiger, Physik-Student aus Berlin und ebenfalls für ein Jahr lang als Gaststudent in Moskau., nicht alleine da. Andere Studenten bekamen große Schwierigkeiten, nur weil sie über die Weihnachtsfeiertage nach Deutschland reisten, um ihre Familien zu besuchen. Bei der Wiedereinreise nach Russland sagten die Grenzschutzbeamten wiederum erst einmal "Njet." Dabei dürfte das alles gar nicht sein: Ein neues Abkommen zwischen Russland und Deutschland sieht erhebliche Erleichterungen für den studentischen Austausch vor. Mehrfache Ein- und Ausreisen in den Studenten-Visen sind darin ebenfalls festgeschrieben. Soweit die Theorie.
Konkret haben die Beamten aber gesagt: Machen wir nicht. Ohne Begründung,
so Benedikt Brisch vom Deutschen Akademischen Austauschdienst in Moskau. Deshalb haben er und seine Kollegen Druck gemacht beim russischen Innenministerium - mit Erfolg.
Jetzt haben wir die definitive Unterstützung des Innenministeriums, uns dabei zu unterstützen, dass alle deutschen Studenten, die an russischen Hochschulen studieren, Mehrfach-Visa bekommen.
Und zwar erheblich unbürokratischer als bisher. Und das liegt ganz im Sinne des DAAD. Bislang nämlich ist das Interesse an einem Studienaufenthalt in Russland mit gerade mal 35 deutschen DAAD-Jahresstipendiaten gering. Eigentlich schade drum, sagen nicht nur die Vertreter des DAAD, sondern vor allem die Studenten aus Deutschland, die den Schritt nach Russland gewagt und nicht bereut haben. Physik-Student Thilo Schwaiger und Tobias Traut, der Slawistik und Politikwissenschaften in Moskau hört, finden übereinstimmend: So manches bekommt man in Moskau mit, was in dieser Form an deutschen Hochschulen nicht vermittelt wird.
Das kann ich nur bestätigen, dass es hier in Moskau eine sehr gute Physikschule gibt, und dass in Russland, die Naturwissenschaften und die Physik auf einem sehr hohen Niveau betrieben werden.
Sehr wichtig ist ein Punkt, der heißt: Politik-Technologie. Das ist ein sehr großer Unterschied zu dem, was in Deutschland gelehrt wird. Bei uns ist sehr viel auf die Theorie, auf die Wissenschaft ausgelegt. In Russland hat vieles einen eher praktischen Hintergrund bei der Politikwissenschaft: Das, was hier gelehrt wird, kann in der Praxis umgesetzt werden. Das können so genannte "schwarze Technologien" sein, wie man seinen politischen Konkurrenten besser ausschaltet, wie Wahlkampagnen geführt werden. Das alles spielt hier eine größere Rolle.
Der DAAD nimmt ständig Bewerbungen für Russland-Stipendien entgegen. Bei dem derzeitig geringen Interesse stehen die Chancen gut, berücksichtigt zu werden. Allerdings sollten diejenigen, die sich dafür interessieren, eine Voraussetzung erfüllen: Nämlich ansatzweise Russisch sprechen. Mathematik-Studentin Constanze Probst:
Ich denke, man muss einfach Russisch können. Schon vom Flughafen zur Uni zu kommen, ist ohne Russisch kaum möglich. Hier spricht man eben im Taxi kein Englisch. Und auch die Auszeichnung in der Metro ist nur teilweise auf Englisch. Und man sollte also wirklich schon Russisch lesen können und sprechen. Wenn man die Grundkenntnisse hat, dann hilft einem das schon weiter.